Rund 250 Schülerinnen, Schüler und Erwachsene kamen am Freitag aus Anlass des Jahrestags der Pogromnacht von 1938 zum Platz der Synagoge.
GedenkenSchüler erinnern zum Jahrestag der Pogromnacht an Opladener Juden
Albert und Berta Joseph betrieben auf der Kölner Straße in Opladen ein Geschäft für Herren- und Damenmode. Ab 1933 wurde das zusehends schwierig, die von den Nazis gegen die jüdische Bevölkerung aufgestachelten Opladener mieden das Geschäft immer mehr. Schließlich blieb nur noch die Geschäftsaufgabe. Berta Joseph wanderte nach Palästina aus, Albert wurde im Vernichtungslager Majdanek ermordet. Das Schicksal ihrer gemeinsamen Tochter ist unbekannt. Schülerinnen und Schüler der Montanus-Realschule erzählten am Freitag vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Kölner Straße 19 von der Familie Joseph. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem Haus an die Familie. „Ihr Schicksal soll uns daran erinnern, für Respekt und Toleranz einzutreten“, sagte eine Schülerin.
Der Stopp und weitere von den Jungen und Mädchen gestaltete Wegpunkte waren Teil der Gedenkstunde an die Pogromnacht im Nazi-Reich des Jahres 1938. In der Nacht vom 9. auf den 10. November hatten Nationalsozialisten auch die Opladener Synagoge an der Ecke Altstadt- und Lessingstraße geschändet, Mobiliar zertrümmert und schließlich das Gebäude in Brand gesteckt.
Dort, auf der Platz der Synagoge, hatte am Mittag das Gedenken begonnen. Rund 250 Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene waren gekommen. Die Polizei und das Ordnungsamt hatten den Veranstaltungsort mit quergestellten Fahrzeugen abgeriegelt, etliche Beamte waren im Einsatz. Die Klezmer-Band der Musikschule gestaltete die Veranstaltung musikalisch. Oberbürgermeister Uwe Richrath warb mit eindringlichen Worten dafür, an der Gemeinschaft aller Leverkusenerinnen und Leverkusener, zu denen auch die jüdische Gemeinde gehört, immer weiter zu arbeiten: „Darin dürfen wir nie nachlassen. Wir müssen einander zuhören, um einander zu verstehen!“
Vier Schülerinnen und Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums ließen die Berichte von Nachbarn aus der Altstadtstraße lebendig werden, die die Zerstörung der Synagoge mit ansehen mussten und betteten das Geschehen in den historischen Zusammenhang ein. Auch sie appellierten nachdrücklich an die Zuhörerinnen und Zuhörer, gemeinsam für Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung einzustehen. Die Gedenkstunde endete mit gemeinsamem Gesang und dem Gebet der Religionen in der Aloysiuskapelle.