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Geld, Trainer, BäderWoran es in Leverkusen beim Schwimmunterricht fehlt

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Mädchen halten ihre Seepferdchen-Abzeichen in den Händen.

Das Seepferdchen ist das erste große Schwimmabzeichen für Kinder. Der Erwerb ist teilweise schwierig – aus Mangel an Möglichkeiten.

Für seine Kinder einen Platz in einem Schwimmkurs in der Stadt zu bekommen, ist alles andere als einfach.

„Uns ist aufgefallen, dass immer mehr Menschen nicht schwimmen können“, schreibt die Grünen-Fraktion im Jugendstadtrat. Das könnte daran liegen, dass es nur relativ wenige Schwimmkurse gibt und diese relativ teuer seien, mutmaßen die Jugendlichen und fordern mehr finanzielle Unterstützung für die Schwimmbäder und günstigeren Unterricht.

Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe an Gründen, die das Schwimmtraining in Leverkusen erschweren.

1. Finanzen

Natürlich ist Geld ein Faktor. Bereits in den vergangenen Jahren hat der Sportpark Leverkusen den vom Stadtrat beschlossenen Zuschussdeckel von 5,7 Millionen Euro pro Jahr nicht einhalten können, 2023 beläuft sich das Defizit nach aktuellen Prognose auf 7,675 Milliionen Euro. Den Bau eines neuen Schwimmbades zum Beispiel könnte der Sportpark daher sicher nicht aus eigenen Mittel finanzieren. Um das Finanzloch zumindest nicht noch größer werden zu lassen, müssen ab dem kommenden Jahr auch die Eintrittspreise in den Schwimmbädern erhöht werden, dem stimmte der Sportausschuss am Donnerstag zu. Mit einer Finanzspritze alleine ist es aber nicht getan, stellt der Sportpark als Betreiber der Schwimmbäder und Anbieter von Kursen in der Schwimmschule Aqua-Vital klar.

Dass die Preise für Kurse zu hoch seien, findet der Sportpark nicht. Kinderschwimmkurse, die in Blöcken von zumeist 10 bis 12 Einheiten á 45 Minuten angeboten werden, kosten 11 Euro pro Einheit. Das sei ein marktüblicher Preis. Dennoch sind mehr als 100 Euro pro Kurs für viele Familien nicht zu leisten.

Für finanziell benachteiligte Kinder bestehe aber die Möglichkeit, über Maßnahmen der Bildung und Teilhabe einen Schwimmlernkurs finanziert zu bekommen. In den Sommerferien 2023 wurde außerdem zuletzt das Förderprogramm „NRW kann schwimmen“ angeboten, an dem sozial benachteiligte Kinder sehr günstig teilnehmen konnten.

2. Personal

Tatsächlich bestehe eine sehr große Nachfrage nach Schwimmkursen und die Kurse seien schnell ausgebucht. Bei Kinderschwimmkursen ist dies regelmäßig innerhalb von Sekunden nach der Freischaltung der Kurse der Fall. Neben Aquavital bieten auch Vereine wie der TSV Bayer Leverkusen und die DLRG Schwimmkurse an, auch hier ist die Nachfrage größer, als die Kapazitäten.

„Aber auch wenn man dem Wunsch nach finanzieller Unterstützung der Schwimmbäder nachkommen würde, könnte das Angebot derzeit nicht unbedingt erweitert werden“, erklärt der Sportpark in einer Stellungnahme. Es fehlt – wie an so vielen Stellen – das Personal. Schwimmlehrer sind schwierig zu bekommen. „Es ist derzeit schwierig genug, den Status Quo halten zu können.“

3. Schwimmzeiten

Doch auch wenn genug Personal da wäre, beliebig ausbauen könnte Aquavital sein Kursangebot nicht. Und beim Schul- und Vereinssport scheitert es nicht am Personal. Eher an den Kapazitäten im Wasser. In einem zweiten Antrag fordert der Jugendstadtrat deswegen den Bau eines weiteren Hallenbades, zum Beispiel auf dem Gelände der Auermühle.

Dies lehnt der Sportpark nicht grundsätzlich ab. „Gebt uns das Geld und wir bauen eins“, sagt Dieter Scholz von Sportpark. Er gibt aber zu Bedenken, dass für das Gelände im Grundsatz andere Pläne bestehen. Gerade für das Schulschwimmen sei ein weiteres Schwimmbad inhaltlich sinnvoll, bestätigt auch Dezernent Marc Adomat – wenn auch finanziell nicht darstellbar.

Denn so wird in der Stellungnahme klar: Dass so viele Kinder nicht oder schlecht schwimmen können, liegt zum Teil auch an der geringen Effizienz des Schulschwimmens. Viele Schulen müssen weite Wege durch die Stadt zurücklegen, zum Beispiel von Schlebusch nach Bergisch Neukirchen. Die Nettoschwimmzeit liege damit nur bei 23 bis 30 Prozent, die meiste Zeit geht für Anreise und Umziehen drauf.

Noch einmal deutlich verschärft wird das Problem, wenn das Schwimmbad in Bergisch Neukirchen voraussichtlich ab 2025 seine dringend nötige Sanierung bekommt und damit für Schul- und Schwimmsport ausfällt. Um das aufzufangen, schlägt Opladen Plus vor, außerhalb der Sommeröffnung eine Traglufthalle über das 50-Meter-Becken des Freibades Wiembachtal zu errichten. Der Idee allerdings erteilte der Sportausschuss eine Absage.

Die beiden Anträge des Jugendstadtrates wurden vom Sportausschuss mit der Bitte um wohlwollende Prüfung in den Finanzausschuss vertagt.