Großprojekt in Leverkusens CityDas „Montanus-Quartier“ nimmt Gestalt an
Leverkusen – Der spektakuläre Turm als Ersatz für die „Bullenklöster“ hat den Architektenwettbewerb nicht überlebt. Am südlichen Eingang der Wiesdorfer City, vis-à-vis des früheren Smart-Centers, von Möbel Ostermann und des Gesundheitshauses wird es in rund fünf Jahren nicht ganz so kühn aussehen wie es die ersten Skizzen nahelegten. Das „Montanus-Quartier“, das Gernot Paeschke auf dem früheren Bayer- und dem Ganser-Gelände zwischen Friedrich-Ebert-, Birkengarten- und Peschstraße ab 2023 bauen will – und dafür nach eigener Schätzung vom Freitag drei bis vier Jahre brauchen wird – nimmt gerade planerisch mehr Gestalt an. Paeschke hat sich zu einem Architektenwettbewerb überreden lassen, und die fünf Vorschläge hätten ihn durchaus überrascht, erklärte der überaus erfahrene Bauträger aus Langenfeld: „Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, dass wirklich mehrere gute Entwürfe zustande kommen.“
Das mag auch an den extrem strengen Vorgaben in dem Gebiet liegen, die viele Jahre lang sämtliche Investoren abgeschreckt hatten. Es liegt ja in der Seveso-Zone, dem durch den nahen Chempark gefährdeten Gebiet, in dem es folglich sehr schwierig ist, überhaupt Häuser zu errichten: Läden lassen sich nicht ansiedeln, weil im Alarmfall Kundschaft ins Chaos gestürzt werden könnte. Die dort also naheliegende Idee, Geschäfte zu bauen, scheidet aus. Bleiben Büros mit wenig oder gar keinem Publikumsverkehr und Wohnungen. Auch eine Kindertagesstätte kann auf dem sehr weitläufigen Areal gebaut werden, ein bisschen Gastronomie ist im Norden ebenfalls möglich.
Grüne Innenhöfe
Nicht fehlen sollen begrünte Innenhöfe; die Bebauung wird eher locker – so, wie man das aus der weiteren Nachbarschaft kennt. Aus diesem Grund hatten sich alle fünf Architektenbüros jeweils Landschaftsplaner an die Seite geholt. Die Freiräume sind von entscheidender Bedeutung im „Montanus-Quartier“.
Am Ende gefiel der rund zwei Dutzend Köpfe großen und von der Kölner Architekturprofessorin Christl Drey geleiteten Jury ein Entwurf aus Düsseldorf am besten. Das Büro Hector 3 der Architekten Oliver Konrath und Harald Wennemar hat mit dem Landschaftsplanungsbüro Ziegler Grünkonzepte statt des Turms einen „Diamant“ erdacht. So nennen sie den Bürobau am Ludwig-Erhard-Platz, der das Gesicht des Komplexes für die Besucher der Wiesdorfer City prägen wird. Er wird reichlich fünf Geschosse hoch und ist mit seiner nach innen gewölbten Südost-Fassade das Gegenstück des Gesundheitshauses auf der anderen Seite der Friedrich-Ebert-Straße.
Über das Aussehen sei das letzte Wort nicht gesprochen, erklärte am Freitag Jan Roth, dessen Büro ISR den Architektenwettbewerb gemanagt hatte. Klar ist die Silhouette der Gebäude und wie sie auf dem Areal, das im Norden an die Lichstraße grenzt, angeordnet sind.
Auto ist nicht die Hauptsache
Und das Verkehrskonzept steht. Ohne Tiefgarage, die von der Birkengartenstraße aus erschlossen wird, geht es nicht. Aber Mobilität werde in dem neuen Quartier nicht nur vom Auto aus gedacht, betonte Roth: Eine Station für Leihautos soll es geben und natürlich genügend Abstellplätze für Fahrräder. Mit Blick auf den nahen Bahnhof könne das Auto „nicht im Mittelpunkt der Überlegungen stehen“, erläuterte der Planer.
Die beiden sich im Norden anschließenden Gebäude sind U-förmig, umschließen also weitere Höfe. Auf deren Südseite soll es keine Wohnungen geben, sondern nur Büros: Hier wirken sich neben der Seveso-Richtlinie auch die Lärmschutz-Auflagen aus. Trotz allem werde rund die Hälfte der Fläche aus Wohnungen bestehen, die Gernot Paeschke vermieten und deshalb in seinem Eigentum behalten will, sagte er.
Zwei längliche Baukörper schließlich münden auf die Lichstraße, wo es einen zweiten Eingang zum „Montanus-Quartier“ geben wird. Einen Garagenhof im Westen davon haben die Leute von Hector 3 auch überplant. Dieses Stück aber hat Paeschke nicht unter seinen Fittichen, und er rechnet auch nicht damit, dass es so schnell bebaut wird. Die Kosten für das Quartier, das Baudezernentin Andrea Deppe als „einen der wichtigsten Flecken in Wiesdorf“ bezeichnet, taxiert Paeschke auf „120 bis 130 Millionen Euro“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wer sich ein Bild von allen Entwürfen und dafür nicht erst einen Corona-Test machen will: Sie sind jetzt im City-Laden in den Pavillons an der Breidenbachstraße ausgestellt. Im Internet findet man die Entwürfe auf der Projektseite der Stadt Leverkusen.
https://www.impulse-city-leverkusen.de/projekte/montanusquartier