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Schulfest und ProjektwocheDas Leverkusener „Lise“ wird 100 Jahre alt

Lesezeit 5 Minuten
Der Schulhof des Lise-Meitner-Gymnasiums hat kürzlich mehr Bäume bekommen.

Der Schulhof des Lise-Meitner-Gymnasiums hat kürzlich mehr Bäume bekommen.

In diesem Jahr feiert das Lise-Meitner-Gymnasium in Wiesdorf 100-jähriges Bestehen – für das Jubiläum ist einiges geplant.

Projekttage, Festzeitschrift und ein großes Schulfest – so einiges hat das Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) für das 100-jährige Bestehen der Schule geplant. Unter dem Motto „100 Jahre Lise – gestern, heute, morgen“ werfen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums einen Blick auf die Geschichte der Schule, aber auch in die Zukunft. „Es gibt Projekte zum Schulunterricht vor hundert Jahren und auch zum Thema Nachhaltigkeit“, erzählt Schulleiter Stefan Thielen. Passsend dazu soll es am Schulfest auch eine Kleidertauschbörse geben.

Das Schulfest beginnt am Freitag, dem 18. August um 17 Uhr und ist laut Thielen vielseitig gestaltet. Schülerinnen und Schüler singen, tanzen und die Schulband spielt. „Es wird ein buntes Durcheinander, das passt gut zu unserer Schule, wir sind ein bunter Haufen, der seine vielen Facetten auf dem Schulfest zeigen möchte“, so der Schulleiter. Ein Festzelt, ein Buffet mit Essensspenden aus unterschiedlichen Kulturen, eine Tombola und zwei Bühnen sind am Freitag auf dem Gelände des LMG aufgebaut.

Die Geschichte der Leverkusener Schule

1923 wurde die „Höhere Mädchenschule Wiesdorf“ gegründet. Damals fehlte noch ein eigenes Gebäude, weshalb der Unterricht erst auf dem Gelände der evangelischen Knabenschule in Wiesdorf und später in der katholischen Mädchenschule abgehalten werden musste. Vier Jahre später wird das Carl-Duisberg-Gymnasium am Stadtpark in Leverkusen gebaut. Ab 1928 unterrichten die Lehrkräfte der Mädchenschule ihre Schülerinnen viele Jahre in einem Teil des Carl-Duisberg-Gymnasiums.

Die Mädchen sind jedoch dazu angehalten, sich von den Jungen fernzuhalten. Erst im Jahr 1969 erfolgt die Umbenennung der Schule, die nun „Lise-Meitner-Gymnasium – Neusprachliches Gymnasium für Jungen und Mädchen mit sozialwissenschaftlichem Gymnasium für Mädchen und mit Gymnasium für Frauenbildung“ heißt. Von da an sind auch Jungen zugelassen.

Vielseitige Aktionen an den Projekttagen

Die Projekte der Schülerinnen und Schüler, die sie auch am Schulfest präsentieren, sind sehr unterschiedlich: Es gibt künstlerische, kreative, sportliche, naturwissenschaftliche oder auch literarische Angebote. „Die unterschiedlichen Interessen der Schüler sind in den Projekten berücksichtigt“, sagt Stefan Thielen. Insgesamt gibt es rund 50 verschiedene Projekte.

Die Elftklässlerinnen Melina und Anjeli arbeiten an einem Chemie Escape Room für ihre Schule. Im Rahmen dieses Projekts besuchen sie am Donnerstag die Uni Köln. „Ich freue mich sehr auf den Besuch der Chemie-Abteilung in der Uni, das wird sicherlich sehr interessant“, sagt Melina. Beim Schulfest am Freitag werden sie dann den Escape Room vorstellen, in den sie bereits vor den Ferien viel Arbeit gesteckt haben. „Wir freuen uns schon auf die Gäste und möchten unsere Schule gut repräsentieren, die Eltern sollen sehen, welche vielfältigen Angebote es hier gibt“, so Anjeli.

Der Schriftzug des Gymnasiums ziert die Fassade.

Der Schriftzug des Gymnasiums ziert die Fassade.

Ein anderes Projekt zum 100. Geburtstag des Gymnasiums ist die Festzeitschrift „100 Jahre - 100 Geschichten“, für die das LMG Anekdoten und Geschichten von ehemaligen Schülerinnen und Schülern oder Lehrkräften gesucht hatte. Es entstand eine bunte Sammlung, die schließlich in digitaler Form auf der Homepage zu lesen sein wird.

In „100 Jahre - 100 Geschichten“ hat besipielsweise die ehemalige Lehrerin Magarete Kuckelberg von ihrer Zeit am LMG berichtet. 30 Jahre lang unterrichtete sie Geschichte und Deutsch am LMG, doch zu Beginn hatte sie eigentlich nicht an der Schule arbeiten wollen. „Ich wollte eigentlich an eine Kölner Schule, nicht nach Leverkusen. So musste ich immer von Köln hier hin kommen und ich hatte kein Auto“, so Kuckelberg.

Schnell bemerkte sie aber, wie gut ihr die Atmosphäre und das Miteinander am LMG gefielen. „Ich habe es nie bereut, hier her gekommen zu sein, ich hatte eine tolle Zeit hier. Die Kollegen waren alle Rheinländer, das ist eine wundervolle Wesensart, ich habe das geliebt“, erzählt die Kölnerin. „Die Schule war generell sehr humorvoll, es hätte eine Kölner Schule sein können“, lacht sie.

Die Geschichte von „Karate-Kucki“

Während Kuckelbergs Zeit am „Lise“ etablierte sich im Kollegium und vermutlich auch unter manchen Schülerinnen und Schülern der Spitzname „Karate-Kucki“, welcher auf eine besondere Begebenheit zurückzuführen ist. 1972 begleitete die Karatekämpferin eine Abschlussfahrt nach Prag mit Schülerinnen und Schülern aus der zwölften Klasse.

Die Deutschlehrerin war am Abend mit einer kleinen Gruppe von Schülerinnen unterwegs. Sie bemerkte, dass ein paar junge Männer sie beobachteten und ihnen folgten und etwas Unverständliches murmelten. „Als Karatekämpferin hat man so einen siebten Sinn, ich dachte: ‚Hier stimmt etwas nicht‘ “, erzählt Magarete Kuckelberg. Ihre letzten Worte waren „ich glaube, jetzt geht es los“ und dann ging ein Mann aus der Gruppe auf eine Schülerin los.

Magerete Kuckelberg, auch "Karate-Kucki" ,ehemalige Lehrerin, mit einem Foto aus ihrer Zeit als Lehrerin am Lise-Meitner-Gymnasium

Magerete Kuckelberg, auch 'Karate-Kucki' ,ehemalige Lehrerin, mit einem Foto aus ihrer Zeit als Lehrerin am Lise-Meitner-Gymnasium

„Er würgte sie und das Mädchen ging gurgelnd zu Boden“, so Kuckelberg. „Neben dem Kinn gibt es zwei K.O.-Punkte“, erklärt die Karate-Kämpferin, „Wenn man diese Punkte trifft, gibt es eine kuzzeitige Unterbrechung im Gehirn, man verletzt aber niemanden tödlich. Wenn man jedoch den Kehlkopf trifft, dann verletzt mein sein Gegenüber eventuell tödlich.“ In diesem Moment war es Kuckelberg laut eigener Aussage egal, wo sie den Mann treffen würde, sie wollte nur das Mädchen retten.

Also schlug sie zu und traf einen der K.O.-Punkte am Kinn des Mannes und konnte gemeinsam mit den Schülerinnen fliehen. Die Männer liefen ihnen hinterher und riefen etwas wie „Karate“ und „Omi“, Kuckelberg und die Schülerinnen verschanzten sich in einer Hütte und warteten bis die Männer aufhörten auf die Tür einzutreten. „Zum Glück war alles nochmal gut gegangen, aber die Mädchen hatten natürlich einen riesengroßen Schock, sie waren fassungslos“, erzählt Kuckelberg. Als sie von der Abschlussfahrt zurückkehrten, verbreitete sich die Geschichte von Kuckelbergs Notwehr schnell in der gesamten Schule und von da an trug sie den Spitznamen „Karate-Kucki“.

Magarete Kuckelberg ist sehr dankbar für ihre Zeit am LMG. „Man hat mir viele Möglichkeiten für meine Interessen eingeräumt, die im Historischen lagen, ich konnte mich hier richtig austoben“, lobt Kuckelberg die Schule. „Ich habe die Schule geliebt vom ersten bis zum letzen Tag und liebe sie immernoch“, so die 84-Jährige. Deswegen leistete sie mit ihrer „Karate-Kucki-Geschichte“ auch einen Beitrag zur Festzeitschrift und freut sich schon auf das Schulfest am Freitag.