AboAbonnieren

Historie des Opladener Zentrums„Erst die Industrialisierung ändert die Stadtstruktur“

Lesezeit 4 Minuten

Mit der Umgestaltung der belebten Kölner Straße zur Fußgängerzone wurde Opladens Zentrum neu strukturiert.

Leverkusen – Die meisten Ortskerne der Leverkusener Stadtteile sind keine typischen Straßendörfer – eine Siedlungsform, bei der sich der Dorfkern entlang der Hauptstraße entwickelt. Stattdessen haben sich jeweils mehrere Höfe nach und nach vereinigt und Hofschaftssiedlungen gebildet. Kleine Zentren tragen heute die Namen der ehemaligen Höfe – oder haben sich, wie Lützenkirchen, um die Kirche herum angesiedelt. Opladen jedoch entstand in einer Mischung aus beiden Siedlungsformen.

Im Mittelalter ist die Wupperbrücke unterhalb der heutigen Villa Römer eine zentrale Querung zwischen Köln und den Niederlanden. Die heutige Bundesstraße 8 (Düsseldorfer Straße) ist ein Haupthandelsweg. Im 13. Jahrhundert kommt an der Kreuzung der Altstadt- und der Rennbaumstraße die heutige St. Remigius Kirche hinzu und etabliert den historischen Stadtkern. Dazwischen existierten eher dörfliche Strukturen.

„Erst durch die Industrialisierung ändert sich die Stadtstruktur“

Das älteste profane Gebäude im Stadtgebiet ist die Burg Ophoven, die ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert stammt und sich auf dem heutigen Gelände des Naturguts befindet. Auch der Friedenberger Hof ist im Mittelalter ein Rittersitz, wo möglicherweise die Namensstiftenden „Upladhin“ ihren Sitz hatten. Bis ins 19. Jahrhundert bleibt es in „Upladin“ ländlich.

Das Aloysianum, später Rathaus Opladens, sollte zunächst einem Kaufhaus weichen. Die Fußgängerzone erhielt ein zeitgemäßes Design.

„Erst durch die Industrialisierung ändert sich die Stadtstruktur“, berichtet Michael Gutbier vom Opladener Geschichtsverein (OGV). „An der Brücke beginnt die Industrie zu wachsen und macht sich die Wasserkraft der Wupper zunutze.“ Vier Betriebe siedeln am Fluss an – heute noch erhalten ist das ehemalige Goetzewerk, das damals als „Chemische Fabrik“ an den Start geht.

1844 wird der Ort ans Eisenbahnnetz angeschlossen

Wie auch in Wiesdorf verstärkt sich die Besiedlung durch Arbeiterhäuser in der Nachbarschaft der Industriebetriebe. Im Jahr 1819 zieht der Preußische Landrat in das Landratsamt, wo sich heute die Villa Römer befindet, um von hier den Kreis Opladen und den Kreis Solingen zu verwalten. „Durch die Arbeiter wird die Bebauung urbaner, eine evangelische Gemeinde entsteht“, erzählt Gutbier.

Zahlreiche Gasthöfe und Geschäfte eröffnen an der Düsseldorfer Straße, 1835 kommt die Adler-Apotheke hinzu. 1844 schafft der Bahnhof Küppersteg Anbindung ans Eisenbahnnetz und die erste Sparkasse eröffnet im ehemaligen Gasthof Schweppe an der Brücke – hier wurde 2019 das 175-jährige Bestehen gefeiert.

Vielschichtigere Bevölkerung, neue Schulen

Die Bevölkerung ist vielschichtiger geworden, Schulen werden wichtig. So eröffnet 1850 als erstes das Aloysianum, ein katholisches Gymnasium für Jungen. Dieses Gebäude steht immer noch – gegenüber dem heutigen Café „Deycks“. 1863 und 1864 folgen das evangelische Lyzeum und das ebenfalls katholische Marianum für Mädchen, an dessen Standort heute neben der Remigiuskirche die nachfolgende Marienschule steht. Als Opladen endlich zur Stadt wird, schreiben wir das Jahr 1858.

Das Aloysianum, später Rathaus Opladens, sollte zunächst einem Kaufhaus weichen. Die Fußgängerzone erhielt ein zeitgemäßes Design.

1867 und 1870 schließlich erhält Opladen zwei eigene Bahnhöfe. 1876 wird durch eine Stiftung der Arbeiterfamilien die evangelische Kirche gebaut und drei Jahre später auch die Synagoge. Das Remigius-Krankenhaus wird, noch unter dem Namen St. Josef, im Jahr 1891 in Betrieb genommen.

Zum Bau eines Rathauses kommt es lange nicht

Spätestens mit dem Ausbesserungswerk und der neuen Eisenbahnersiedlung 1903 ist die obere Kölner Straße erschlossen und bildet einen urbanen Kern. Als Rathaus dienen nacheinander umfunktionierte Wohnhäuser und Schulen – zuletzt das Aloysianum. Michael Gutbier bemerkt: „Vor dem Ersten Weltkrieg war der Bau eines eigenen Rathauses geplant.“

Dazu kommt es erst lange nach beiden Kriegen, im Jahre 1974 – im neuen Verwaltungsgebäude am Goetheplatz wird jedoch nur einmal getagt, ehe Opladen von Leverkusen eingemeindet wird. Die kommunale Neugliederung etabliert zunächst das Konzept der drei Zentren Wiesdorf, Opladen und Schlebusch.

Mit der Umgestaltung der belebten Kölner Straße zur Fußgängerzone wurde Opladens Zentrum neu strukturiert.

Ein Jahr zuvor, 1973, öffnete die Fußgängerzone in der Kölner Straße. „Das war damals noch modern mit Überdachung“, berichtet Gutbier. „Und ein großes Kaufhaus mit Einkaufszentrum an Stelle des Aloysianums war geplant. Es gab ein breites Einzelhandelssortiment, doch ein zweites Einkaufszentrum war der sich zeitgleich entwickelnden City nicht dauerhaft konkurrenzfähig.“ Der Fokus auf Wiesdorf und ein verändertes Einkaufsverhalten sorgten für leerere Opladener Straßen. Damals kam als erstes Fast-Food-Geschäft „Wimpys“ aus den USA.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nur noch wenige alte Geschäfte erhalten

„Heute sind nur noch wenige historische Geschäfte in Opladen übrig“, so Gutbier. Er zählt unter anderem „Hut Adrion“ und den Optiker und Juwelier „Rheinberg“ auf, die beide seit über 100 Jahren bestehen. Der Schreibwarenladen „Paffrath“, in dem zuvor das „Café Himmelreich“ betrieben wurde, musste vor einem Jahr im Alter von 123 Jahren schließen.

Neue Impulse erhofft sich die ehemalige Kreisstadt vom noch zu bauenden Bahnhofsquartier im umgestalteten Bahnhofsumfeld und der Technischen Hochschule in der Neuen Bahnstadt. Der Wandel geht weiter in Opladen.