Hochregal in LeverkusenNur die Klimaliste leistet Widerstand gegen Wellpappenwerk
Leverkusen – Das Wellpappenwerk Franz Gierlichs kann um ein Hochregallager erweitert werden. Daran besteht nach Sitzungen des Umwelt- und des Bauausschusses sowie der Bezirksvertretung II am Montagmittag kein Zweifel mehr.
Denn lediglich aus der Klimaliste gibt es Widerstand gegen den seit rund zwei Jahren diskutierten Plan, der in der Quettinger Nachbarschaft des Werks an der Maurinusstraße auf erbitterten Widerstand stößt. Zwar erklärte Frank Pathe im Umweltausschuss, dass die Erweiterung aus seiner Sicht nicht gehe: „Auch ein alteingesessenes Unternehmen“ wie Gierlichs könne sich der Tatsache nicht verschließen, dass es Grenzen des Landschaftsverbrauchs gebe und die Auswirkungen auf die Nachbarschaft in dem eng bebauten Sektor zu groß seien. Wegen des zusätzlichen Verkehrs, der wiederum die Besucher dreier umliegender Schulen gefährde. Aber das blieb eine Einzelmeinung. Die Grünen hatten sich schon früh festgelegt, dass man Gierlichs die Erweiterung nicht verwehren soll.
715 Unterschriften dagegen
Nach eigener Darstellung hatte sich Gierlichs in Leverkusen um ein Grundstück bemüht, um das gesamte Unternehmen zu verlagern und somit der Enge in Quettingen zu entfliehen. Das sei aber erfolglos geblieben. Auch in Monheim oder Langenfeld habe man kein passendes Terrain gefunden: Für ein modernes Wellpappenwerk sind nach Unternehmensangaben rund 60.000 Quadratmeter nötig; das Grundstück müsste zudem mindestens 200 Meter lang sein.
Die Nachbarn – 715 hatten im Februar gegen die Erweiterung unterschrieben und die Listen bei Oberbürgermeister Uwe Richrath im Rathaus abgegeben – stören sich vor allem am zusätzlichen Lastwagen-Verkehr, der aus dem Bau des Hochregallagers resultieren wird. Mit den An- und Abfahrten der 13 zusätzlichen Beschäftigten, die Gierlichs nach dem Neubau einstellen will, haben sie keine Probleme. Es geht um den Zuwachs von täglich 56 auf 82 Lastwagenfahrten, die laut einem Verkehrsgutachten zu erwarten sind. Und zwar von frühmorgens bis spätabends: Das Werk arbeitet im Zweischicht-Betrieb zwischen 6 und 22 Uhr und braucht die Erweiterung, um mehr Verpackungen zwischenlagern zu können. Das Unternehmen stellt unter anderem Milchtüten her; die Geschäfte laufen nach eigenen Angaben gut – deshalb die Erweiterung.
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Ein weiteres Problem ist aus Sicht der Nachbarn der Schattenwurf des neuen, 19,5 Meter hohen Lagers. Die nächsten Häuser grenzen fast unmittelbar an das Werksgelände. Der Leichlinger Gutachter Clemens von Dryander kommt allerdings zu dem Schluss, dass der Schatten nur zwei Nachbarhäuser in der Maurinusstraße beeinträchtigt, die – zumindest im Januar, als die Expertise gemacht wurde – eine Stunde kürzer Sonne haben. Als Gierlichs vor 115 Jahren gegründet wurde, stand das Werk auf freiem Feld. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen.