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(Horror-)Punk aus LeichlingenThe Other erobern die Charts

Lesezeit 3 Minuten

Getriebene: The Other um Frontmann Thorsten Wilms/Rod Usher (Mitte).

  1. The Other aus Leichlingen sind nach den ewigen Szenevätern Misfits die weltweit erfolgreichste Band des Horrorpunks.
  2. Jetzt haben Frontmann Thorsten Wilms und Co. trotz Corona-Krise ihr achtes Album herausgebracht.
  3. Und: „The Haunted“ stieg sogar in die Charts ein.

Leverkusen – Wenn man so will, sind sie Rockstars. Sicherlich: Nicht für jedermann. Dafür sind sie dann wohl doch ein wenig zu wüst und anders. Aber letztlich wird ja kein Rockstar von jedem gemocht. Und was The Other aus Leichlingen angeht, ist es zumindest in Stein gemeißelt so, dass sie bereits seit Jahren die Spitze des Horrorpunk-Genres bilden – weltweit – und in dem, was sie machen, die Besten und Beliebtesten sind: Sie stehen verkleidet und maskiert auf der Bühne und singen Lieder, die mit Elementen aus popkulturell seit jeher angesagten Horrorfilmen oder der nicht minder erfolgreichen Horror-Literatur eines Stephen King oder Neil Gaiman durchsetzt sind. Klassisch hochgespielt haben sie sich. Und sie haben nun etwas geschafft, was sie noch nie zuvor schafften: Sie sind mit ihrem neuen Album „The Haunted“ in die Charts eingestiegen.

Charts, TV und Magazine

Das ist ein Pfund, mit dem ich wuchern lässt – auch wenn es nicht Platz eins, sondern Platz 67 war. Ihre Single „Turn It Louder“ – das Video dazu wurde bereits vor geraumer Zeit in Leichlingen gedreht – schaffte es sogar auf Rang 9 der Alternative-Charts. Zuletzt folgten TV-Interviews bei RTL und Album-Besprechungen in allen wichtigen Magazinen der Szene („Rock Hard“, „Metal-Hammer“, „Slam“). Ergo: Hat es sich für die Band um den aus der Blütenstadt stammenden Sänger Rod Usher alias Thorsten Wilms gelohnt, die neue Platte trotz der aktuellen Corona-Krise zu veröffentlichen.

Glück im Unglück

„Es hört sich seltsam an, aber: Genau das ist irgendwie unser Glück“, sagt er. Natürlich: „Wir können das Album nicht live bewerben. Alle Konzerte sind verschoben und wir können – weil die Clubs ja 2021 auch mit allen anderen Bands voll sind – erst im Herbst nächsten Jahres auf die Bühne zurückkehren.“ Das sei ein Schlag – wie bei vielen anderen Musikern, denn: „Mit allem Drum und Dran verlieren wir fast zwei Jahre.“

Dennoch: „Wir können Interviews geben, in gewissem Rahmen Videos drehen.“ Zudem arbeiteten die Bandmitglieder ja auch noch an einem The-Other-Hörspiel, das im September erscheinen soll. „Kreativ sind wir also gerade gefordert. Wir können uns austoben. Wir haben keinen Stillstand. Ohne das Album wäre da nichts in Sachen Musik.“ Apropos Corona: Wilms geht gar so weit zu sagen, dass er und seine Bandkollegen – trotz Auftritten bei den großen Festivals und Konzerten gemeinsam mit den US-Szene-Superstars Misfits und Danzig in der Vergangenheit – froh seien, nicht von der Musik leben zu müssen. „Ich kenne viele, die jetzt wirklich getroffen sind. Darunter Clubbesitzer, Techniker. Bei denen sind meine Gedanken.“

Faible für Sozialkritik

Was den Titel des neuen Albums angeht – „The Haunted“ (die „Getriebenen“, „die Gejagten“) –, offenbaren The Other mehr als je zuvor ihr Faible für Sozialkritik in einer Welt, in der nicht zuletzt die derzeitig grassierende Pandemie gezeigt hat, dass es oft genug nicht wirklich sozial zugeht. Stellvertretend dafür steht das Gruselhaus auf dem Cover der Platte: „Es ist im Innern geprägt von den vielen negativen Eindrücken und Sünden all seiner ehemaligen Bewohner. Genau so eben wie ein menschlicher Geist, der von Gedanken und schlimmen Erinnerungen heimgesucht wird“, erklärt der Frontmann. „Wir alle sind ja gejagt von Informationen und politischen sowie gesellschaftlichen Dingen. Wir sind heimgesucht von viele negativen, düsteren Eindrücken, die in der Welt dort draußen auf uns einwirken.“

Und um die loszuwerden, kann eine kleine Prise Horror und Punk manchmal: Wunder wirken. Befreiend sein. Genau richtig sein.

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