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Neues Album von Marco Isermann„Ich mache Musik einfach für mich“

Lesezeit 5 Minuten

Marco Isermann arbeitet als Schulleiter am Kölner Rhein-Gymnasium.

  1. Der Leverkusener Lehrer und Musiker Marco Isermann warf für seine neue Platte einen Blick zurück in die Jugendzeit.
  2. Nirvana, Hulk-Heftchen, Franz Kafka und The Police haben ihn begleitet und geprägt. Die Eindrücke hat er auf "Soundcheck zum Anderssein" zu einem Gesamtbild verknüpft.
  3. Das Album ist ab sofort bei den bekannten Streamingdiensten verfügbar und erscheint bald auch auf CD.

Leverkusen – Nein: Bei diesem Musikalbum geht es nicht alleine ums Hören. Es geht auch so ein bisschen ums Sehen. Und es ist beinahe schon tragisch, dass es nicht im großen LP-Formt erscheint, denn: Das Cover von Marco Isermanns „Soundcheck zum Anderssein“ ist ein Hingucker im wörtlichen Sinne. Ein Sammelsurium von pop- und allgemeinkulturellen Schätzchen, die den Leverkusener Musiker Zeit seines Lebens geprägt haben.

Zu sehen sind auf dem Bild zur Platte unter anderem Vinylscheiben von Die Ärzte, Depeche Mode, Nirvana, den Buzzcocks oder The Police. Dazu Batman-Comics, Spidermann- und Hulk-Heftchen. „Die drei ???“-Kassetten. Sogar ein Büchlein mit den Erzählungen Franz Kafkas. Und all das liegt kreuz und quer, wie vom Zufall arrangiert und fordert den Blick des Betrachters geradezu heraus. So wie die 15 Songs dieses Albums die Ohren und Gehirnwindungen herausfordern, weil sie das optische Sammelsurium akustisch und textlich mit zig Verweisen ergänzen.

Inspiration von den Ärzten, The Cure und Leonard Cohen

„Soundcheck zum Anderssein“ bietet die für Marco Isermann typische Lied-Prosa. Texte für Spezialisten und sogenannte Nerds. Positiv Bekloppte und Liebhaber. Texte für diejenigen, die noch wissen, was es heißt, sich für eine Sache zu begeistern – zum Beispiel für die Musik. Begeistern im Sinne von: „Das bestimmt mein Leben bis ins letzte Detail und lässt mich Bescheid wissen über Dinge, die andere niemals in ihrer Schönheit erkennen werden.“

Die Zahl der Referenzen – musikalischer wie lyrischer – ist geradezu erschlagend. Es begegnen einem natürlich Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzalez als Die Ärzte, der Isermannschen Lieblingsband. Ferner Leonard Cohen, The Cure oder der Liedermacher Bernd Begemann, mit dem Marco Isermann immer wieder mal verglichen wird. Und alles fügt sich zu einem Mosaik aus Lebenseindrücken und lebenswichtigen Eindrücken. Davon berichten Songs wie „Mixtape“, „Porno mit Handlung“ oder „Hang zu labilen Personen“, in denen Marco Isermann zurückblickt auf all die Momente, die ihn zu dem machten, der er heute ist: Musiker aus Passion. Lehrer aus Profession – früher am Landrat-Lucas-Gymnasium, heute als Schulleiter am Kölner Rheingymnasium.

„Ich mache Musik einfach für mich. Weil ich mich dafür begeisterte.“

Marco Isermann sagt, er selber wisse sehr wohl, dass diese Platte „sehr textlastig“ sei. „Aber ich habe eben auch ein Sendungsbewusstsein. Wie die Musiker und Autoren, die mich Zeit meines Lebens inspiriert haben.“ Und schon der erste Song, „Mixtape“, rückt raus mit der Sprache. Erklärt: Was soll Musik leisten? In den 80ern und 90ern sei sie „ein Vehikel“ gewesen. „Um mich abzugrenzen. Ich wollte dem Anderssein Ausdruck verleihen, in dem ich die Musik wichtiger als etwa Sport nahm. Sie half mir, Gleichgesinnte im Anderssein zu finden. Nicht im Sinne von Revolution und Aufbegehren. Nein: Es ging mir um Trost. Wenn ich Musik hörte, dann wusste ich immer: Da singt gerade jemand, der mich wirklich versteht. Ein Farin Urlaub. Ein Robert Smith“, sagt Isermann. Musik als Mittel, um jenem Alltag zu entfliehen, den Marco Isermann selber besingt und den er oft ironisch deutet.

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Wenn Marco Isermann über seine Lieder spricht, dann tut er das erstens in Anlehnung an den erwähnten Franz Kafka, über den er sagt: „Er gilt ja vielen Menschen als Melancholiker, der unsere moderne Gesellschaft vorweggenommen und lakonisch drüber geschrieben hat. Es gibt aber Stellen bei ihm, über die ich mich totlachen kann, weil sie so absurd sind. Und so sind meine Texte, denke ich, auch. Keine Schenkelklopfer. Aber kleine Absurditäten.“ Und er tut das zweitens im vollen Bewusstsein der Realität: „Ich weiß, dass die Welt nicht auf ein neues Album von mir wartet“, sagt er. „Ich mache Musik einfach für mich. Weil ich mich dafür begeisterte.“

„Wir können ja nicht rund um die Uhr glücklich sein.“

Er tat das schon solo, nur mit sich und der Gitarre und als Mitglied der Punkgruppe Die Raketenmänner. Und er tut es jetzt als Marco Isermann im Verbund mit einer Band, die ihm einen hervorragenden Klangteppich aus Rock und Pop ausrollt, der im Bereich „alternativ“ anzusiedeln ist. Sein langjähriger Band-, Studio- und Bühnenpartner Achim Stommel arrangierte die neuen Songs um die Texte und verleiht dem Album jenen professionellen Anstrich, den es lyrisch schon besaß, ehe auch nur eine Note erdacht worden war.

Es bleibt ein einziger Wermutstropfen: Das Album sollte nicht „Soundcheck zum Anderssein“ sondern „Soundtrack zum Anderssein“ heißen. „Was auch viel besser gepasst hätte“, wie Marco Isermann sagt. Aber er sei von den Betreibern diverser Musikdienste im Internet darüber aufgeklärt worden, dass es in diesem Falle juristische Probleme geben könne. „Weil ein „Soundtrack“ ein festes Genre von Musik sei und nur dann im Titel auftauchen dürfe, wenn es sich auch wirklich um einen Soundtrack zu einem Film handele, erklärt er die Umbenennung im letzten Moment. Aber lange wolle er sich mit dem Ärger darüber nicht aufhalten. Das sei schon nicht im Sinne des Albums: „In vielen Texten geht es um glückliche Momente.“ Es seien die, die zählten, denn: „Wir können ja nicht rund um die Uhr glücklich sein.“ Umso mehr müsse man die guten Momente schätzen. Und wer „Soundcheck zum Anderssein“ hört, der hat definitiv ein paar davon.

„Soundcheck zum Anderssein“ ist ab sofort bei den bekannten Streamingdiensten im Internet erhältlich - und wird bald auch als CD vorliegen.

www.marcoisermann.de