Impfen im Chempark LeverkusenCurrenta ist vorbereitet, tappt aber im Dunkeln
Leverkusen – „Wir haben den Porsche am Start.“ Chempark-Chef Lars Friedrich will alles, aber sich nicht nachsagen lassen, dass die Impfung von geschätzt bis zu 23.000 noch nicht immunisierten Beschäftigten der Unternehmen unter dem Bayer-Kreuz am Impfzentrum dort scheitert. Wie berichtet, macht sich Currenta bereit, am besten alle zu immunisieren, die bei Bayer, Lanxess, Covestro, Kronos Titan, um nur die großen Unternehmen zu nennen, arbeiten. Nicht zu vergessen die eigenen Leute.
Mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn soll es spätestens am 7. Juni im Chempark losgehen können. In einem rund 2500 Quadratmeter großen Zelt werden gerade vier Impfstraßen eingerichtet; bis zu 280 Dosen könnten dort verabreicht werden – pro Stunde. Das würde bedeuten, dass binnen drei Wochen alle Beschäftigten eine erste Impfdosis hätten.
Die 17 in Leverkusen stationierten Betriebsärzte – in Dormagen und Uerdingen beschäftigt der Chempark-Betreiber weitere 16 – sollen dabei nicht selbst die Spritzen setzen: Ihnen werden je vier Fachleute zugeordnet, die dann eigentlich impfen. Dazu rekrutiere Currenta derzeit weiteres Personal aus dem medizinischen Bereich, hieß es. Zum Beispiel Medizin-Studenten, die das Physikum hinter sich haben.
Niemand gibt eine Zusage
Die große Unbekannte bleibt der Impfstoff. „Wir haben keinerlei Zusagen: nicht von der Stadt, vom Land, vom Bund oder der Kassenärztlichen Vereinigung. In dem Punkt sind wir blank“, betonte Friedrich am Freitag. Weil man nicht wissen kann, wie viel Vakzin wirklich wann im Chempark ankommt, seien die zwei bis drei Millionen Euro für Aufbau und Betrieb des eigenen Impfzentrums „eine Investition, die man im normalen Geschäft nie machen würde“, ergänzte der Chempark-Chef. Aber es sei bei allen dort ansässigen Unternehmen völlig unstrittig, dass man dieses Risiko eingehen müsse. Die Kosten würden nach Größe der Firmen verteilt. Und auch wenn die Partner und Currenta-Kunden sonst gern über Kosten sprächen: „Geld war nicht das Ding“ in der Pandemie-Situation, berichtete Friedrich.
In ihren Berechnungen gehe Currenta davon aus, dass die Impfquote bei rund 80 Prozent liegt. Manche Mitarbeiter seien anderweitig geimpft oder hätten zumindest einen Termin, und dabei sollten sie auch bleiben: „Wir können ja keine festen Impf-Zusagen geben“, unterstrich Friedrich. Und es komme auch nicht in Frage, die internationalen Beziehungen etwa von Bayer dafür zu nutzen, Impfstoff aus dem Ausland zu besorgen. Das sei katastrophal für den Ruf. Weil Bayer nicht vor Jahresende mit der Produktion des Curevac-Vakzins in Wuppertal beginne, spiele dieser Impfstoff in den jetzigen Überlegungen keine Rolle. Generell schätzt der Chempark-Chef die Impfbereitschaft unter dem Bayer-Kreuz als überdurchschnittlich ein: „Das sind ja alles naturwissenschaftlich-technisch geprägte Menschen hier.“
Die Stiko-Anweisungen gelten
Hinsichtlich der Stoffe gelte: „Wir halten uns an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission“, so Friedrich mit Blick etwa darauf, dass Astrazeneca nun wieder für praktisch jeden freigegeben wird. Wer wann drankommen kann, sei mit dem Betriebsrat abgesprochen; das daraus entstandene Modell von vielen Unternehmen im Chempark übernommen worden. Neben der Verteilung des Impfstoffs spiele auch eine Rolle, wie die Produktion aufrecht erhalten werden kann. Auf Basis der bisherigen Erfahrungen geht man im Chempark davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Impflinge spürbare Nebenwirkungen haben, dass sie vielleicht einen Tag lang ausfallen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass im Chempark mehr Impfstoff ankommt als verabreicht werden kann, gebe es ebenfalls Szenarien: Dann könnte das Impfzentrum für alle Bürger geöffnet werden. Nah genug am Werkszaun wäre es.