In zwei Wochen muss Pedro Kumpesa mit seinem Secondhandgeschäft aus der City C raus.
City C LeverkusenDas Ende für den Trödelladen kommt plötzlich
„Wohin mit dieser Einbauküche?“, fragt Pedro Kumpesa und guckt verzweifelt. „Wir schmeißen hier alles weg.“ Seine Frau Adrienne schaut auch sehr unglücklich unter ihrer Schirmmütze hervor: „Es macht mich krank, die schönen Sachen hier wegzuschmeißen.“ In den Containern unter dem alten Einkaufszentrum liegt Porzellan, Glas, daneben stehen Stühle, wie an einem Sperrmüll-Haufen. Nachdem die Kumpesas sich einen Anwalt genommen haben, wissen sie endgültig: Noch zwei Wochen haben sie Zeit, die mindestens 10.000 Artikel aus dem ehemaligen Feldhaus in der City C entweder zu verkaufen, wegzuwerfen oder irgendwo unterzubringen. Nur, wo soll man mit den zum Teil wertvollen Gebrauchtwaren hin? Sie wissen es noch nicht.
City C: Mietvertrag läuft noch, aber alle müssen jetzt raus
Ihr Mietvertrag läuft zwar noch bis Jahresende, aber die Stadt Leverkusen als Eigentümerin habe allen Geschäften unter dem Glasdach zum 1. Oktober gekündigt. Katrin Rehse, Prokuristin bei der Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM) sagt, dass es eine Klausel in den Mietverträgen gebe, die eine frühere Kündigung ermögliche. Es soll an der Brandmeldeanlage liegen: Die Firma Bosch habe vor eineinhalb Jahren mitgeteilt, dass es nicht mehr lange Ersatzteile für die Anlage geben werde. Das Thema sei also nicht neu. Das Ende im Feuermelder-Ersatzteillager ist demnach jetzt gekommen.
Für Kumpesa bedeutet das, dass der Wahnsinn beginnt, den Laden ausräumen zu müssen: Von der Apfelwein-Bembelsammlung, Schreibmaschinen und Wählscheibentelefone bis Zitronenpresse gibt es wenig, was sich nicht in seinem Sortiment findet. Sogar ein Leder-Ponysattel liegt im Laden.
2021 übernahmen die Kumpesas das Geschäft von Birgit und Peter Hartmann-Virnich, die den riesigen Fundus an Trödel und Antiquitäten angelegt hatten. Schon damals war auch von Problemen mit dem Brandschutz die Rede, aber das Geschäft blieb geöffnet, die jetzigen Inhaber kauften den ganzen Trödel. Von der Eröffnung der City C an bis zur Insolvenz 2006 verkaufte Feldhaus auf zwei Etagen Spielwaren.
Jetzt versuchen sie, noch zu verkaufen, was geht. 50 Prozent Nachlass geben sie immer, bei vielen Dingen 70 Prozent. Der Rest wird weggeworfen. „Wir haben auf die Schnelle nicht mal ein Lager gefunden, wo wir einige der Sachen zwischenlagern könnten“, sagt Pedro Kumpesa, von einem neuen Ladenlokal will er gar nicht reden: „Alles zu teuer.“
Während des Gesprächs kommen Kunden herein. Die meisten seien fassungslos, dass der Trödelladen bald verschwunden sei, sagt der Händler. Zum Beispiel Erika Ulrich aus Wiesdorf, die hier öfter Second-Hand eingekauft hat, wenn sie was brauchte. Gebrauchte Dinge, das sei gut für die Umwelt. „Das ist doch Mist“, sagt sie, „was will die Stadt denn machen? Die haben doch gar kein Geld, um hier die City C umzubauen“, vermutet sie.
City C Leverkusen: 2025 soll gebaut werden
Dazu sagt Katrin Rehse am Telefon auf Anfrage: „Doch, wir wollen 2025 mit dem Rückbau anfangen.“ Sie sagt, dass die Geschäftsleute in der City C für die Innenstadt-Lage ziemlich billige Mieten gezahlt hätten, Vergleichbares sei auf dem Markt kaum zu finden.
Die Malaise mit der Brandmeldeanlage hat drei Geschäfte getroffen, die noch in der City C ansässig waren: das Reisebüro Hebbel, einen Lebensmittelhändler gleich nebenan, einen Friseur (Barbershop) und die Trödler.
Aber nicht alle Geschäfte hängen an der beschriebenen Feuermeldeanlage. Der Adler-Modemarkt hat eigene Feuermelder. Wie man hört, befindet sich die Apothekenimmobilie vorne noch in Privatbesitz, fast alle anderen Immobilien hat die Stadt inzwischen gekauft.
Auch der Osteuropa-Lebensmittelladen „Internationale Lebensmittel“ ist an ein anderes Brandschutzsystem angeschlossen, er muss erst zum 31. Dezember 2024 schließen. Dann wird auch der Laden von Inhaberin Vjaceslav Schumichin leer stehen. Ein neues Ladenlokal hat sie noch nicht gefunden, trotz vieler Leerstände in der Stadt. „Alles zu teuer“, sagt sie. Auch die Luminaden könne sie sich nicht leisten.
Dort findet man inzwischen sieben Frisör- und Barbershop-Läden und andere, die sich offenbar halten können. Für den Trödelladen wäre die Miete dort auch zu teuer. Wie es für die Kumpesas weitergeht? „Das wissen wir noch nicht.“