Ist das Leverkusen?Zuhause wie im Urlaub fühlen – Folge 1: Die Schweiz
- Coronabedingt muss der eine oder andere Urlaub ausfallen. Doch Halt: Es gibt auch hier in Leverkusen Ecken, wo man sich wie im Urlaub fühlen kann.
- Wir starten mit unserer neuen Sommerserie: Ist das Leverkusen...oder: die Schweiz?
- Wo man sich wie im Schweizer Bergland fühlen kann, zeigen uns Autorin Stefanie Schmidt und Gästeführerin Ellen Lorentz.
Leverkusen – Villen mit Zierdekor aus Brettschnitzereien, kleine Giebel und Holzverkleidungen, daneben ein romantischer Flussverlauf durch den Wald, der bis hinauf in die Berge führt. Die wohlhabende Bevölkerung kommt hierher zur Sommerfrische und zur Landpartie. Ist das die Schweiz?
Die Schweiz war angesagt
Man kann sich hier auf jeden Fall so fühlen, in „Bad Schlebusch“, wie man den Ortsteil im 19. Jahrhundert auch schon einmal nannte, erzählt Stadtführerin Ellen Lorentz: „Im Dhünntal siedelten sich damals Textilfabrikanten an, nachdem ihre Fabrik in Köln-Mülheim zerstört wurde.“
Alle die sich hier ansiedelten – allen voran die führenden Familien Andreae, Rhodius und von Diergardt – waren französisch reformierte Protestanten, der Calvinismus war für sie von großer Bedeutung, sie schickten ihre Kinder zur Bildung in die Schweiz und unterhielten selbst Geschäftskontakte in die Alpen. Samt und Seide wurde gemeinsam mit Solinger Klingen in die Schweiz verschifft.
Die Serie: „Ist das Leverkusen? Oder ...“
Urlaub im Ausland fällt für viele in diesem Jahr Corona-bedingt aus. Deswegen haben wir uns in der Stadt und der Region umgesehen, wo man sich auch hier wie im Ausland fühlen kann.
„Leverkusen? Oder...“ stellt diese Ort vor, erzählt ihre Geschichte oder Besonderheiten. Haben auch Sie einen Ort, der Sie an ein bestimmtes Land oder einen Urlaub erinnert? Dann schreiben Sie uns gerne! Wir freuen uns auf Ihre Urlaubsorte zu Hause. (stes)
Die durch den Ausbau des Rheins als Schiffsstraße mögliche Flussreise nach Basel war ebenso in Mode, wie der Besitz Schweizer Uhren als Statussymbol. Kein Wunder also, dass die Andreaes die Villa Wuppermann im Schweizer Landhausstil erbauen ließen. „Das Alpenländische war ein Ausdruck von Wohlstand, Weltgewandtheit und Bildung“, erklärt Lorenz.
Und so lassen sich entlang der Dhünn in Schlebusch noch heute einige Häuser im alpenländischen Stil finden, auch wenn viele ihre Holzornamente mittlerweile wegen des großen Pflegeaufwands verloren haben. In Schlebusch erbauten die Protestanten die erste protestantische Kirche der Region auf dem blauen Berg, direkt gegenüber der Villa Wuppermann. Finanziert von den wohlhabenden Familien, erbaut von den Mitarbeitern der nahen Sensenfabrik.
Hier vorbei führte die „Kutschenschnellstraße“ von Köln nach Berlin. „Bevor die Händler ins katholische Köln kamen, konnten sie hier beten und übernachten“, berichtet Lorenz. Und speisen im Restaurant „Zur Erholung“, von dem heute nur noch der Schriftzug übrig ist. So entwickelte sich Schlebusch auch als Ausgangspunkt für Landpartien der Wohlhabenden ins Bergische, insbesondere zum Altenberger Dom.
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„Wegen der Kurort-Atmosphäre sprach man damals auch gerne von Bad Schlebusch“, sagt Lorentz, die eine besondere Beziehung zur Villa Wuppermann hat. Sie selbst stammt aus Frankfurt, ihre Familie hatte ein Wochenendhaus im Taunus – im Schweizer Landhausstil. Als sie nach Leverkusen und zufällig an der Villa Wuppermann vorbei kam, traf es sie wie ein Schlag. „Das Haus sieht genau so aus wie unser Wochenendhaus!“ Also recherchierte Lorentz und fand heraus, dass ihr Urgroßvater aus dem Frankfurter Familienzweig der Erbauerfamilie Andreae stammte.
Als er nach einem Aufenthalt in Leverkusen wieder zurück nach Frankfurt zog, nahm der die Architektenpläne der heutigen Villa Wuppermann mit – und nahm sie als Vorlage für sein Ferienhaus im Taunus. Auch dort ist also ein bisschen Schweiz.
Einen Spaziergang auf den Spuren der Schweizer Vergangenheit kann man an der Villa Wuppermann, Mülheimer Straße 14, beginnen. Weiter geht es entlang der Straße in Richtung Schlebuscher Fußgängerzone. Auf der rechten Seite liegen die evangelische Kirche auf dem Blauen Berg, das ehemalige Restaurant „Zur Erholung“ und die ebenfalls alpenländische Villa Schmidt. Hier kann man rechts in den Wuppermannpark abbiegen und der renaturierten Dhünn folgen. Am nördlichen Ende des Parks steht die Villa Rhodius, die aus der selben Zeit stammt. Die Leverkusener Stadtführer haben ein Sommerprogramm mit thematischen Fuß- und Radtouren durch die Stadt entwickelt. Alle Termine unter www.stadtführung-leverkusen.de