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Neuer Ärztlicher Direktor des Klinikums„Wir sind für eine zweite Welle gerüstet“

Lesezeit 6 Minuten
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Utz Krug

  1. Jürgen Zumbé ist nach 32 Jahren in Ruhestand gegangen. Wir haben uns mit seinem Nachfolger, Utz Krug, unterhalten.
  2. Wie ist das Klinikum auf eine zweite mögliche Corona-Welle vorbereitet, wie geht es weiter beim Thema Kooperationen und was sind die nächsten Projekte?

Leverkusen – Er ist nicht mehr neu im Klinikum, aber neu in seiner Funktion: Am 1. Juli übernimmt Utz Krug, Facharzt für Innere Medizin, die Nachfolge von Jürgen Zumbé als Ärztlicher Direktor. Seit 2014 leitet er die internistische Onkologie in Schlebusch. Mit dem „Leverkusener Anzeiger“ hat der 50-Jährige über die Herausforderung einer zweiten Corona-Welle, Einzelkämpfer in der Branche und die Suche nach einem neuen Hubschrauberlandeplatz gesprochen.

Herr Krug, bereiten Sie sich auf eine zweite Infektionswelle vor?

Wir sind vorbereitet. Die große logistische Herausforderung in der Corona-Anfangszeit war, in kürzester Zeit Reservekapazitäten auf die Beine zu stellen, die für den Fall der Fälle hätten belegt werden können. Die meiste Arbeit daran war, das zu planen. Diese Planungen sind jetzt abgeschlossen, insofern würden wir relativ zeitnah diese Kapazitäten wieder aufbauen können. Wir sind sicher für eine zweite Welle viel besser gerüstet, als wir es bei einer ersten gewesen wären.

In der Corona-Anfangszeit war der Chef der Infektiologie, Stefan Reuter, sehr präsent in den Medien und war „das Gesicht“ des Klinikums. Was halten Sie als Vertreter der Ärzteschaft davon, wenn ein einzelner Kollege so herausgestellt wird?

Es ist natürlich eine Gemeinschaftsarbeit. Stefan Reuter hat die Covid-Sitzungen koordiniert, an denen aber auch viele andere beteiligt waren. Reuter war als Infektiologe selbstverständlich erster Ansprechpartner für solche Fragestellungen, und ich hätte nicht unbedingt in seiner Haut stecken wollen in der Zeit. Die Präsenz geht mit unheimlich viel Arbeit und Organisation einher, er ist da schon bis an die Grenze des Belastbaren gegangen.

Im März, als die Corona-Krise voll durchschlug, wurden viele Operationen verschoben und der ganze Klinikalltag heruntergefahren. Halten Sie die Maßnahmen im Rückblick gerechtfertigt?

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber das Runterfahren hatte ja zum einen den Sinn, bei einem Ausbruch von Corona die Kapazitäten zu schaffen und zum anderen Krankenhäuser als Infektionsherde zu vermeiden. Wenn man möglichst wenig Patienten hat, ist schließlich die Ansteckungsgefahr geringer. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn so etwas, was gerade bei Tönnies passiert, im Klinikum Leverkusen passiert wäre. Insofern waren die Maßnahmen im Nachhinein richtig.

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Wie ist das Klinikum aktuell aufgestellt?

Ich habe die Onkologische Klinik im Februar 2014 von meinem Vorgänger übernommen und finde, dass sie sehr gut aufgestellt war und ist. Die fachübergreifende Zusammenarbeit habe ich hier als sehr gut wahrgenommen, auch im Vergleich zu den Kliniken, in denen ich früher gewesen bin. Die Herausforderung wird sein, dass es eine Änderung der Klinikstruktur geben soll. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat ja ein großes Projekt „Krankenhaus-Landschaft in NRW“ auf den Weg gebracht, wo es darum geht, dass Kliniken letztendlich Schwerpunkte bilden und Schwerpunkte gestärkt werden sollen. Das Klinikum Leverkusen wird natürlich versuchen, die Felder, in denen es traditionell stark ist, weiter auszubauen, beispielsweise im Bereich Prostatakrebs mit dem „Da-Vinci-System“, bei Magen-Darm-Erkrankungen mit Dickdarm- und Enddarm-Tumoren, wo das Klinikum Referenzzentrum für Koloproktologie ist, was nur ganz wenige Krankenhäuser in Deutschland sind und die zunehmende roboterassistierte Chirurgie im Bereich Gynäkologie und Urologie – das sind Bereiche, wo sich das Klinikum jetzt schon deutlich vom Durchschnitt abhebt.

Die Gespräche zu einer möglichen Holding mit dem Krankenhaus in Solingen liegen auf Eis. Führt an einer Kooperation mit einem anderen Krankenhaus kein Weg vorbei?

Ich glaube, dass es diese Einzelkämpfer am Markt, die sagen: „Wir können alles machen“ nicht mehr geben wird. Das ist ein Modell der Vergangenheit. Die Strukturen gehen jetzt schon dahin, dass es immer größere Klinikverbünde gibt, was auch Vorteile hat, dass man Spezialisten nicht nur an einem Standort hat und verschiedene Schwerpunkte abbilden kann. Das war auch die Idee hinter der Kooperation mit dem Klinikum Solingen, die jetzt – leider, wie ich finde – auf Eis liegt. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben.

Gibt es aktuell Gespräche mit Kliniken?

Das weiß ich nicht. Ich nehme am 1. Juli meine Arbeit auf und gehe dann in die Betriebsleitungssitzungen mit hinein. Ich führe keine direkten Gespräche, werde dann aber sicherlich über laufende Gespräche informiert.

Zeigt die Corona-Krise die Grenzen unseres Gesundheits-Systems auf?

Ich glaube, wir sind im Vergleich zu anderen Ländern – auch im europäischen oder US-Vergleich – sehr gut, was die Krankenhausbettendichte angeht. Ob es wirklich zu viele Betten gibt, weiß man nicht: Wenn es weniger gegeben hätte, hätten wir vielleicht auch norditalienische Verhältnisse gehabt. In der Corona-Krise war es sicherlich gut, dass wir diese Betten-Kapazitäten hatten und auch schnell belegen konnten.

Halten Sie ein Krankenhaus in Leverkusen für ausreichend?

Ich will nicht auf den Zug der Bertelsmannstudie aufspringen, die besagt, dass man auf bis zu zwei Drittel der Krankenhäuser verzichten könnte. Ich glaube, die Corona-Krise hat gezeigt, dass das nicht unbedingt der richtige Ansatz ist, dass man da schnell an Grenzen stößt. Man müsste sich generell entscheiden: Wie viele „Vorhaltekosten“ nimmt man in Kauf? Die Feuerwehr muss man schließlich auch bezahlen, wenn es nicht brennt. Das ist eine politische Frage und keine, die jedes Krankenhaus für sich beantworten kann.

Was für große Projekt stehen in Zukunft an?

Das größte ist derzeit die Umstrukturierung der interdisziplinären Notfallzentren. Es gibt neue Kriterien für Notfallbehandlungen, für eine bestimmte Versorgungsstufe ist zum Beispiel ein Hubschrauberlandeplatz vorgesehen und eine räumlich zusammenhängende Lage von Krankenkassen (KV)- und Klinik-Notfallbehandlung. Im Moment trennen uns Hundert Meter – es laufen Gespräche, dass die KV-Notfallpraxis im MediLev in die Notaufnahme zieht. Bis 2021 oder 2022 muss das umgesetzt sein. Dann wird die Zahl der Notfallzentren wahrscheinlich von 2000 auf 600 runtergehen, das heißt, es wird viel weniger Krankenhäuser geben, die Notfallbehandlungen für Erwachsene und für Kinder anbieten können – und wir hoffen, dass wir dazugehören.

Wo soll der Hubschrauberlandeplatz denn hinkommen?

Es gibt verschieden Szenarien. Was man sicher sagen kann, ist, dass der alte Platz nicht mehr geht. Von der Lärmbelastung her, ist es kaum möglich und es widerspricht ebenfalls der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, geht also aus Naturschutzgründen nicht.

So viele Möglichkeiten bietet das Gelände aber nicht mehr.

Man guckt immer nach oben, also irgendwo aufs Dach drauf. (lacht) Aber da sind die Verhandlungen noch nicht spruchreif.

Haben Sie sich in den sechs Jahren, in denen Sie hier sind, denn gut eingelebt?

Ja. Ich habe davor in Münster gearbeitet und bin daher sehr verwöhnt, aber Opladen, wo wir wohnen, ist auch sehr schön. Außerdem wohnen wir nah an der Balkantrasse, wo es auch sehr grün ist. Und der Tierpark Reuschenberg: das sind Sachen, wo man auch mit den Kindern gut hin kann. Ansonsten ist Köln auch sehr nah, man kriegt hier schon Einiges geboten.

Fahren Sie denn auch mit dem Rad zur Klinik?

Ja, heute bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Das mache ich nicht jeden Tag, kommt auf das Wetter an (lacht), aber sonst kann man diese Strecke gut fahren.

Das Gespräch führte Agatha Mazur