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Reicht ein Krankenhaus?Das sagen die Leverkusener Kliniken zur umstrittenen Studie

Lesezeit 3 Minuten
Klinikum Leverkusen (1)

Das Klinikum Leverkusen (Archivbild)

  1. In einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung sagen Wissenschaftler, dass ein Akutkrankenhaus in Leverkusen ausreichen würde.
  2. Würde das Konzept umgesetzt, würde das in Leverkusen zu einer deutlichen Dezimierung führen.
  3. Wie reagieren die hiesigen Kliniken?

Leverkusen – Aus drei mach eins? Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat die Kliniklandschaft in der Region unter die Lupe genommen und ist zu dem Schluss gekommen, dass in Leverkusen ein Akutkrankenhaus ausreichen würde. Die Studie argumentiert, dass sich durch eine Konzentration und mehr Spezialisierung die Versorgungsqualität verbessern ließe und zudem Engpässe bei Ärzten und Pflegekräften abgemildert würden.

Aktuell gibt es drei Krankenhäuser in Leverkusen: neben dem städtischen Klinikum das Remigius Krankenhaus in Opladen und das Sankt Josef Krankenhaus in Wiesdorf, beide gehören zur katholischen Kplus-Gruppe und repräsentieren somit einen Betrieb an zwei Standorten.

Für überschaubare Einheiten

„Ich glaube kaum, dass das städtische Klinikum alle zusätzlichen Patienten versorgen könnte“, sagt Cerstin Tschirner, Sprecherin der Kplus-Gruppe. Sie weist darauf hin, dass es bereits viele Kooperationen zwischen den Leverkusener Kliniken gibt und diese sich ergänzen.

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Darüber hinaus hätten mehrere Standorte auch Vorteile. Auf der einen Seite für Patienten: „Bei großen Einheiten ist eine persönliche Betreuung deutlich schwieriger“, betont Tschirner. Beispielsweise für Onkologie-Patienten sei das wichtig. Aber nicht nur für Patienten, auch für die Mitarbeiter sieht die Pressesprecherin Vorteile: Mehrere Standorte bedeuten häufig kürzere Arbeitswege.

Punkte für Zentralität

Die Bertelsmann-Studie hat mit zwei Modellen gerechnet: Einmal mit Schwerpunkt auf der qualitativen Versorgung, sprich: Wo gibt es für jeden Patienten die bestmögliche Versorgung, auch, wenn der Weg zur Klinik länger wäre? Das zweite Modell bemisst sich nach der Entfernung, sprich: Wo gibt es am schnellsten Hilfe? Legt man das Kriterium der Entfernung zugrunde, wäre der Standort des Remigius Krankenhauses für die Leverkusener deutlich günstiger, besagt die Studie. Also doch ein Ausbau von Sankt Remigius? „Das wäre rein baulich gar nicht machbar“, winkt Pressesprecherin Tschirner ab. Um die Standorte Wiesdorf und Opladen bangt sie dennoch nicht: Wichtig sei ein „abgestimmtes Versorgungskonzept“, damit alle Kliniken gemeinsam eine gute Versorgung bieten.

Mit 774 Betten ist das städtische Klinikum Leverkusen mehr als doppelt so groß wie die katholischen Krankenhäuser mit zusammen 364 Betten. Mit einem größeren und differenziertes Leistungsspektrum fällt es – anders als Sankt Remigius – in die Kategorie „Maximalversorgung“. Auch wenn die Klinik in Schlebusch laut Studie geografisch nicht so zentral wie das Krankenhaus in Opladen liegt, sorgt sich Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann nicht. Er sieht seinen Standort „ungefährdet“ und verweist unter anderem auf die stark nachgefragte, sogar „überfragte“ Notfallambulanz.

Er hält die Prämisse „weniger Krankenhäuser, größere Konzentration“ für „grundsätzlich richtig“ – aus medizinischen und betriebswirtschaftlichen Gründen. Da der Krankenhausbetrieb personalintensiv sei und viel medizinische Technik voraussetze, könne man nur in der Menge die Qualität bringen, erläutert Zimmermann. Übers Knie brechen soll man den seiner Meinung nach notwendigen Schritt aber nicht: „Das ist kein Prozess, wo man »Schnitt« sagt, der Anpassungsprozess wird Jahre dauern“, prophezeit er.

Konzentration nach Qualität

Der Leverkusener Bundestagabgeordnete Karl Lauterbach hält eine Schließung der Hälfte der Krankenhäuser im Raum Köln/Leverkusen für „falsch“. Richtig wäre eine bessere Verteilung und Konzentration nach Kriterien der Qualität, schreibt der Gesundheitsexperte der SPD auf seiner Facebook-Seite. „Ziel muss sein: mehr Pflegekräfte, Ärzte und Erfahrung pro Bett und Patient.“ Vor allem der Erhalt der Häuser auf dem Land sei wichtig.