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Kontrollen und PräsenzSo wollen Stadt Leverkusen und Polizei den Karneval sicher machen

Lesezeit 4 Minuten
Jugend trinkt auf dem LindenplatzBeschreibung Foto: Ralf Krieger

Das Ordnungsamt überwacht die Jugend am Lindenplatz

Terror, Waffen, Cannabis und Alkohol – die Stadt hat vor dem Straßenkarneval die Gefahrenlage analysiert und sich aufgestellt.

Erste Gemeinden in Deutschland haben Karnevalszüge abgesagt, aus Sorge oder wegen der größeren finanziellen Belastung für Sicherheitsauflagen nach den jüngsten Terroranschlägen. „Wir bewerten regelmäßig die Bundeslage und sind im Austausch mit unseren Sicherheitspartnern, auch unabhängig von den aktuellen Vorkommnissen“, sagt Ulrich Kopka, Leverkusener Wachdienst-Leiter. Nach eingehenden Prüfungen aller Sicherheitskonzepte sei die Polizei zu dem Schluss gekommen, „dass wir alle Vorkehrungen getroffen haben, um allen einen sicheren und schönen Karneval zu ermöglichen.“ Dafür wurden mit den Veranstaltern vor allem der Züge, aber auch anderer großer Veranstaltungen „flankierende Maßnahmen“ besprochen, die der Polizist aus Sicherheitsgründen nicht näher erläutert. „Wir konnten uns in allen Vorschlägen einigen, sodass keiner Bedenken haben sollte, zu einer Karnevalsveranstaltung zu gehen.“

Umgang mit Waffen

„Wer zu einer öffentlichen Veranstaltung täuschend echt aussehende Waffen mitbringt, läuft Gefahr, mit unvollständigem Kostüm wieder nach Hause zu gehen“, warnt Markus Richter vom Kommunalen Ordnungsdienst. Er und seine Kollegen werden sowohl bei den Zügen als auch bei weiteren Feierlichkeiten mit einem „massiven Personaleinsatz“ anwesend sein. Das neue Waffengesetz erlaube auch, anlasslos Kontrollen durchzuführen. „Wenn Personen sich merkwürdig verhalten oder fehl am Platz wirken, werden wir diese Personen offensiv angehen“, verspricht Richter.

Alles zum Thema Klinikum Leverkusen

Umgang mit Alkohol und Drogen

Es ist der erste Straßenkarneval seit der teilweisen Cannabis-Legalisierung. Der Konsum in Gegenwart von Minderjährigen ist verboten – darauf weist Richter noch einmal deutlich hin. Seine Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdienst werden hier ebenso eingreifen, wie bei Alkoholkonsum unter Minderjährigen. Alleine an Weiberfastnacht werden am Schlebuscher Lindenplatz 20 Mitarbeitende des Ordnungsdienstes und bis zu 50 Kollegen eines Sicherheitsdienstes anwesend sein. „Wir haben die Situation in Bezug auf Alkohol- und Drogenkonsum unter Minderjährigen aus dem vergangenen Jahr analysiert und unsere Maßnahmen noch einmal nachgeschärft“, sagt Kopka.

Sicherheit von Minderjährigen

Auch der Fachbereich Kinder und Jugend wird mit einem großen Personaleinsatz im Karneval unterwegs sein: 27 Mitarbeitende werden bei Feiern und Zügen unterwegs sein, teilweise auch in einem 24-Stunden-Notruf in Kooperation mit der Polizei. Nicht nur Alkoholkonsum besorgt die Jugendschützer, auch vor der zuletzt steigenden Zahl an Missbrauch von K.-o.-Tropfen warnt das Jugendamt.

Ebenso habe es im vergangenen Jahr Fälle gegeben, in den angetrunkene Jugendliche gezielt von ihrer Freundesgruppe getrennt wurden. „Unsere Mitarbeitenden werden aktiv auf Jugendgruppen zugehen und sie dafür sensibilisieren, dass sie gegenseitig auf sich achten und vor allem zusammen bleiben sollen“, sagt Tanja Groh-Mers.

Anzeichen für K.o.-Tropfen seien sehr plötzlich auftretender Schwindel, Orientierungslosigkeit oder Müdigkeit, in einem solchen Fall sollten Freunde den Betroffenen am besten schnellstmöglich ins Krankenhaus begleiten, fügt Cornelia Richrath, Leiterin des Gleichstellungsbüros hinzu. Das städtische Jugendamt ist außerdem zur psychosozialen Beratung für Jugendliche und Eltern im Klinikum zugegen. Wenn Jugendliche an Weiberfastnacht sicher feiern wollen, empfiehlt die Stadt die Veranstaltungen in den Jugendhäusern Lindenhof, Schöne Aussicht und dem Mädchentreff Mabuka.

Infomaterial zur Kampagne „Nein heißt Nein“

Mitarbeitende der Stadt werden auch Infomaterial zur Kampagne „Nein heißt Nein“ verteilen.

Schutz vor sexuellen Übergriffen

„Grenzüberschreitungen und sexuelle Belästigung sind gerade im Karneval leider keine Seltenheit“, sagt Cornelia Richrath. Ihr Amt hat daher in 19 Kneipen und an einigen Veranstaltungsorten das Personal noch einmal ausgiebig zum Thema 'Luisa ist hier' geschult. Unter diesem Codewort bekommen Betroffene unauffällig Hilfe, wenn sie sich belästigt fühlen. Außerdem weist sie auf das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hin, das unter der kostenfreien Nummer 116 016 rund um die Uhr erreichbar ist. Im schlimmsten Fall gibt es im Klinikum Leverkusen die Möglichkeit der anonymen Spurensicherung (ASS). Betroffene Frauen erhalten hier auch ohne Polizei eine medizinische Versorgung und können etwaige Spuren bis zu 10 Jahre lang anonym in der Rechtsmedizin lagern lassen.

Abschleppmaßnahmen

Das Parkverbot an den Zugwegen ist an den meisten Stellen bereits ausgeschildert. „Wir werden an allen Orten frühzeitig mit den Abschleppmaßnahmen beginnen“, warnt Doris Bremer. Eine genaue Uhrzeit könne sie nicht nennen, das hänge auch von der Zahl der falsch geparkten Fahrzeuge ab. Auch während der Züge werden noch Mitarbeitende ein Auge auf Falschparker haben und kurzfristig abschleppen lassen. Die genauen Sperrungen und Zugwege werden demnächst in einem gesonderten Artikel veröffentlicht.

Wagenengel

Für die Leverkusener Züge sowie weitere Anfragen aus Köln-Nippes und Langenfeld-Reusrath muss Andreas Beljan insgesamt 400 Positionen mit Wagenengeln bestücken. Aktuell hat er 152 Leute, die teilweise auch mehrfach im Einsatz sind. „Für Hitdorf am Freitag und Wiesdorf am Sonntag fehlen uns aber noch jeweils 15 Personen“, bittet der Zugleiter und Verantwortliche der Wagenengel Leverkusen eindringlich um weitere Freiwillige. 30 Euro „Erfrischungsgeld“ werden für den Einsatz bezahlt. Dass in Bergisch Gladbach und vor allem Köln teilweise deutlich höhere Honorare gezahlt werden, sei nicht gerade hilfreich für die Akquise. Dennoch hofft er, noch einige zu finden, die das lokale Brauchtum und die Sicherheit auf dem Zugweg unterstützen wollen. www.wagenengel-leverkusen.de