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JazztageCécile McLorin Salvant interpretiert Klassiker im  Erholungshaus Leverkusen

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau singt auf einer Bühne in ein Mikrofon, im Hintergrund spielen Musiker.

Cécile McLorin Salvant zeigte bei den Leverkusener Jazztagen im Erholungshaus, warum sie als beste Jazzsängerin der letzten Dekade bezeichnet wird.

Jazz-Sängerin Cècile McLorin überzeugte mit ihrer äußerst variablen Stimme im Erholungshaus.

In der gedämpften Beleuchtung des Erholungshauses betritt Cécile McLorin Salvant die Bühne. Die ersten Takte erklingen, und dann hebt sie an: „With Every Breath I Take“ aus dem Musical „City of Angels“ fließt durch den Raum.

Ihr Gesang fühlt sich samtig an – eine Intimität, die beinahe zu nah, zu ehrlich scheint. Die Zuschauenden halten den Atem an, während sie mit jeder Note die Zeit stillstehen lässt. Salvant, die in Miami als Tochter einer Französin und eines Haitianers aufwuchs, entdeckte ihre Liebe zum Jazz eher zufällig während ihres Studiums in Frankreich. Heute gilt sie als eine der innovativsten Jazzsängerinnen ihrer Generation.

Ihre Erscheinung ist extravagant: Schwarzes Gewand, massive Silberkette und eine futuristisch geformte Brille. Doch hinter der Fassade zeigt sich eine Künstlerin, die keine Mauer zwischen sich und ihrem Publikum aufbaut – sondern mit jeder Note Nähe schafft. Sie nimmt die Menschen mit auf eine intime musikalische Reise, die an die Bühnenpräsenz einer Musical-Darstellerin erinnert – kein Zufall, da Salvant immer wieder in verschiedene Rollen schlüpft, um die emotionale Vielfalt ihrer Stücke zu verkörpern.

Ein Hauch von Hollywood trifft die Intimität der Jazztage

Während des „Barbara Songs“ aus Kurt Weills Dreigroschenoper bewegt sie sich näher ans Publikum. Mit einem ironischen Lächeln singt sie die Zeilen und schürt die Dramatik des Moments. Ihre Interpretation sprengt die Grenzen zwischen Ironie und Aufrichtigkeit. Jede Phrase, jeder Atemzug wirkt durchdacht, wie bei einer Künstlerin, die schon früh inspiriert wurde von den klassischen Stimmen des Jazz wie Sarah Vaughan und Billie Holiday.

Im Finale bringt sie Judy Garlands „The Trolley Song“ auf die Bühne – ein Stück, das die sonst fast sakrale Atmosphäre des Konzerts in eine verspielte Freude verwandelt. Die Stimme ist leicht und tänzelnd, dennoch mit einer unglaublichen Tiefe. Wie sie selbst einmal sagte, liebt sie es, „Stücke von zeitloser Qualität“ zu singen, und verwies darauf, dass auch ein hundert Jahre altes Lied Menschen noch ansprechen kann. Diese Liebe zur Musikgeschichte zeigt sich in ihren sorgfältig ausgewählten Songs und ihrer Art, Klassiker neu zu beleben. Das Publikum applaudiert begeistert.