Kabarettist Christian Ehring im Forumm Antikörper können schützen und lustig sein
Leverkusen – Die Antikörper des menschlichen Organismus benötigen Zeit sich zu entwickeln und gegebenenfalls anzupassen. Ebenso erging es dem gleichnamigen Programm des Kabarettisten Christian Ehring, das die Zuschauer bereits am 27. November 2020 von ihren Alltagssorgen hätte ablenken sollen. Damals kam alles anders. Der zweite Lockdown brachte das kulturelle Leben zum Erliegen und so mussten auch die „Antikörper“ vorerst zurückstecken und sich noch einmal ein Jahr lang weiterentwickeln.
Wirkung entfaltet sich
Am 21. Januar 2022 konnten sie dann schließlich vor zirka 250 Zuschauern ihre ganze Wirkung entfalten. Einen Flügel, einen Tisch mit Wasserglas und eine halbdunkle Bühne, mehr benötigte Ehring nicht, um die Lachmuskeln seiner Zuschauer im Saal zwei Stunden lang zu strapazieren. Wie bereits durch den Titel „Antikörper“ suggeriert, drehte sich das Bühnenprogramm in der Hauptsache um das Thema Corona und die Auswirkungen auf das menschliche Miteinander. Wie nebenbei wurden jedoch auch andere aktuelle Vorkommnisse, wie die derzeitige Situation der katholischen Kirche, der VW-Skandal, die Jugend und Influencer sowie Ähnliches thematisiert.
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Eine der großen Herausforderungen von Satireprogrammen besteht darin, die Würde derer zu wahren, die zum Thema auserkoren wurden. Diesen Spagat meisterte Ehring an diesem Abend zu beinahe 100 Prozent, was unter seinen Kolleginnen und Kollegen nicht immer selbstverständlich ist.So erzählte er in seiner trockenen, manchmal zynisch-bissigen Art von den Dingen, die sich seit Corona im Alltag verändert haben. Noch vor zwei Jahren wäre niemand ohne böse Absichten auf die Idee gekommen, jemanden, der zur Bank geht, an seine Maske zu erinnern. Die wenigsten Menschen fragten vor einer Impfung nach den Wirkstoffen und Attila Hildmann war nur ein erfolgreicher Kochbuchautor für die vegane Küche. Corona veränderte alles. Auch seinen besten Freund Justus, der plötzlich gegen die Impfung ist und neuerdings mit Rechten und Querdenkern bei Demonstrationen mitläuft.
Freundschaft droht an Corona zu zerbrechen
Ehring berichtete von den Gesprächen mit seinem Freund, den unterschiedlichen Positionen, die beide einnahmen und von den Versuchen, ihre lange Freundschaft zu retten, die an Corona zu zerbrechen droht. Durch diesen Kunstkniff, seinen Freund in der Querdenkerszene anzusiedeln und über die dadurch entstehenden Problematiken zu berichten, gelang es dem Kabarettisten, sich dieser Thematik auf der humoristischen Ebene anzunehmen, ohne in ein klischeehaftes Bashing zu verfallen.
Als Nazi bezeichnet
Er scheute sich auch nicht, die eigenen Verhaltensweisen gegenüber dem Freund zu reflektieren und zu überdenken. Einmal nannte er ihn sogar einen Nazi und sie gingen im Streit auseinander, was er jedoch sofort bedauerte. So entwickelte sich eine Auseinandersetzung beider Haltungen, die an manchen Stellen nachdenklich stimmte, sind die meisten der angesprochenen Problematiken doch bei vielen Menschen Teil ihres aktuellen Lebens. Die Frage, ob er sich bei Justus entschuldigen soll oder nicht, ließ er am Ende vom Publikum klären. Es wurde abgestimmt. Die Entscheidung fiel zugunsten der Entschuldigung.
Musikalische Note
Immer wieder setzte sich Ehring ans Klavier und bewies, dass er nicht nur Erzähltalent besitzt, sondern auch musikalisch zu unterhalten versteht. Instrumentale Kurzeinlagen und satirische Lieder wechselten sich ab und gaben dem Programm in dem Moment nochmal eine besondere Note.„Antikörper“ traf den Nerv der Zuschauer. Die meisten waren begeistert und genossen die Darbietung in vollen Zügen, hatten viele von ihnen doch mehr als ein Jahr darauf warten müssen. Immer wieder ertönte herzhaftes Gelächter im Saal und seine Pointen wurden vom Publikum gefeiert. Am Applaus sparte an diesem Abend kaum jemand, was Ehring sichtlich freute.
Coronaregeln eingehalten
Dass die Vorstellung gelungen war, bestätigte im Anschluss auch eine Mitarbeiterin des Hauses. Probleme wegen der Coronaregeln gebe es keine. Die Menschen zögen sehr gut mit, auch wenn 2G im Saal und 2G-plus in der Gastronomie zwei Kontrollen zur Folge hat. Das Forum Leverkusen hat zur Freude der Zuschauer und auch der Künstler seinen Weg gefunden, der Kultur wieder einen Platz in dieser herausfordernden Zeit zu bieten. „Die Menschen sind einfach dankbar, dass es wieder kulturelle Angebote gibt“ erklärte Sie. „Das hören wir hier regelmäßig, seit dem wir planmäßig in die Saison starten konnten. Auch Herr Ehring äußerte vor der Veranstaltung, dass er sich auf den Abend freue.“