Kinderschutzbund in LeverkusenJugendliche sollen Jugendlichen helfen
Leverkusen – Johannes Garbe ist schon immer ein umtriebiger Mensch gewesen: Der Opladener arbeitet als Altenpfleger. Er organisiert seit Jahren Welt- und Alternativmusikkonzerte im Kulturausbesserungswerk (KAW). Und er absolvierte vor einigen Jahren eine Ausbildung zum Telefonseelsorger in der Jugendhilfe des Kinderschutzbundes, wo auch seine ebenfalls ausgebildete Ehefrau Susa Garbe als Telefonseelsorgerin tätig ist. Ehrenamtlich. Aber mit jeder Menge Herzblut für die gute Sache. Was sich spätestens dieser Tage zeigt, denn: Nun wollen die Garbes auch andere Menschen ausbilden. Genauer gesagt: Jugendliche. Sie sollen in Zukunft beim Kinderschutzbund in Leverkusen die Aktion „Jugendliche helfen Jugendlichen“ unterstützen. Es ist eine Premiere.
Fragen nach Gleichaltrigen
In anderen Kommunen wie Wuppertal oder Düsseldorf existiert dieses Projekt zwar schon. In Leverkusen, wo die Fäden des Kinderschutzbundes in der Filiale an der Bracknellstraße zusammenlaufen, allerdings nicht. Dabei sei es durchaus an der Zeit: „Es kommt mittlerweile nämlich häufiger vor, dass Jugendliche, die uns anrufen, gezielt nach Gleichaltrigen fragen, um ihnen ihre Probleme zu erzählen“, sagt Johannes Garbe.
Infoabend in der Filiale des Kinderschutzbundes
Informationen zur Ausbildung und Teilnahme am Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“ gibt es bei einem Infoabend, der für den 26. März (19 Uhr) in der Filiale des Kinderschutzbundes Leverkusen an der Bracknellstraße 32 geplant ist und zu dem Interessierte eingeladen sind. Weiter Infos zur dieser Veranstaltung sowie zum Projekt generell gibt es jederzeit unter ☎ 02171/58 14 78. In der Opladener Filiale würden die jungen angehenden Telefonseelsorger und -seelsorgerinnen nach der Ausbildung denn auch in Schichten jeweils samstags zwischen 14 und 20 Uhr arbeiten.
Das Kinder- und Jugendtelefon selbst, zu dem dieses Projekt gehört, ist erreichbar unter ☎ 11 61 11 und ☎ 0 90 01 11 03 33 (montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr). Das Elterntelefon ist erreichbar unter ☎ 0 80 01 11 05 50 (montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr).
www.nummergegenkummer.de
www.dksb-leverkusen.de
Zudem sei die Anzahl der Anrufe von Hilfe suchenden jungen Menschen im Verlaufe der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Lockdowns spürbar gestiegen. „Die Statistiken sprechen da eine deutliche Sprache.“ Ergo: Es tut spätestens jetzt Not, an möglichst vielen Orten ein solches Netzwerk der Seelsorge einzurichten. Auch in Leverkusen.
Anfrage aus Wuppertal
Von den Verantwortlichen des Dachverbandes in Wuppertal wurden die Garbes gefragt ob sie sich vorstellen könnten, das Projekt bei sich vor Ort aufzuziehen und zu betreuen. „Das konnten und wollten wir“, sagt Johannes Garbe. Und so suchen er und Susa nun Jugendliche und junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren, die bereit für eine Ausbildung zum Telefonseelsorger respektive zur Telefonseelsorgerin sind.
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„Im Mai würden wir gerne beginnen.“ Dann seien die Abiturprüfungen durch. Und dann seien jene Corona-Sicherheitsmaßnahmen womöglich wieder gelockert, die derzeit noch ein Problem darstellten: Die Schulen sind noch dicht. Eine Kontaktaufnahme ist somit kompliziert. Immerhin: „Wir haben die Zusage, zukünftig die Räumlichkeiten der Marienschule nutzen zu dürfen.“
Die Ausbildung, die Johannes und Susa Garbe den jungen Menschen zuteil werden lassen wollen, sei eine vollständige. Vollständig im Sinne von: Sie dauere knapp neun Monate. Sie umfasste psychologische – vor allem kommunikationspsychologische – Elemente, juristische Schulungen, Exkursionen zu Einrichtungen wie Suchtberatungsstellen sowie womöglich eine Hospitanz in einer entsprechenden Fürsorge-Einrichtung.
Psychische Herausforderung
Natürlich, betont Johannes Garbe, sei eine gewisse psychische Belastbarkeit eine der Voraussetzungen, um mitzumachen. Indes: „Wir stellen jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin ein Kontaktnetz aus erfahrenen Seelsorgerinnen und Seelsorgern zur Verfügung, bei denen sie selber jederzeit um Unterstützung bitten und an die sie gegebenenfalls Hilfe suchende Menschen weitervermitteln können.“ Fest steht damit: Wer mitmacht, der wird gut und sicher aufgefangen. Der bekommt wirklich alles an die Hand, was wichtig und relevant ist.
Letztlich zeigt all das: Die Arbeit in der Telefonseelsorge ist nicht nur eine anspruchsvolle. Sie ist auch eine ganz besonders wertvolle. Eine, die trotz der Herausforderung – oder vielleicht auch gerade deswegen – ein gutes Gefühl bei denjenigen erzeugt, die sich ihr widmen. In Zeiten, in denen Empathie alles sein sollte, aber gefühlt immer weniger gelebt wird, ist das ein Faustpfand.