Das Betreuungsplatzangebot wird nicht wie gewohnt im ersten Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Jahres beraten.
Sondersitzung geplantLeverkusener Eltern müssen länger auf Kitazusagen warten
Normalerweise wird im ersten Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Jahres die Beschlussvorlage über die Betreuungsplätze für das im August startende Kitajahr beschlossen. Darin listet die Stadt auf, wie viele Plätze für welche Altersklasse und in welchem Betreuungsumfang an den einzelnen Standorten zur Verfügung stehen. Und wie viele aufgrund der selbst festgelegten Berechnungsgrundlage (60 Prozent aller Unter-Dreijährigen, 100 Prozent aller Über-Dreijährigen) fehlen. Erst wenn die Liste von der Politik freigegeben ist, können die Kitaleitungen beginnen, die Plätze unter den Bewerbungen zu vergeben.
Leverkusen: Sondersitzung angekündigt
Dieser Ausschuss findet am Donnerstag, 23. Januar, statt. Allerdings steht das Betreuungsplatzangebot nicht auf der Tagesordnung. Auf Nachfrage kommt die Bestätigung aus der Stadtverwaltung: „Das Betreuungsplatzangebot für das Kita-Jahr 25/26 wird nicht in dem Ausschuss behandelt. Zu diesem Thema wird es eine Sondersitzung geben.“ Der Termin stehe noch nicht fest, eine Begründung wird nicht genannt. Klar ist: Die Vergabe der Plätze wird sich damit verschieben, wie lange, hängt von dem neuen Termin ab.
Anträge zum Thema Kinderbetreuung in der Stadt werden dagegen im zeitgleich tagenden Ausschuss für Bürgereingaben und Umwelt behandelt werden. Die Initiative „Wem gehört Hitdorf“ hat zwei Bürgeranträge eingebracht, in denen die Stadt aufgefordert wird, eine Kostentransparenz herzustellen und ihre Standortplanungen, vor allem geplante Neubauten, an der Bevölkerungsprognose auszurichten. Die Initiative verfolgt das Ziel, den geplanten Neubau an der Weinhäuser Straße zu verhindern.
Prognose erwartet weniger Kinder
Tatsächlich sagt die Bevölkerungsprognose der städtischen Statistikstelle vom vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang an Kindern im Kita-Alter für die kommenden Jahre voraus. 9545 waren es im Juli 2023, für das Jahr 2028 werden nur 8024 errechnet.
Daraus errechnet die Bürgerinitiative, dass im Jahr 2028 auf Grundlage der von der Stadt festgelegten Bedarfsquote insgesamt 1066 Kitaplätze weniger gebraucht werden, als heute - das trifft ziemlich genau den aktuellen Fehlbetrag. Damit seien dann aber nicht nur ausreichend Kita-Plätze vorhanden, es entstünde außerdem ein Ungleichgewicht, das sich aus der aktuellen Gruppenstruktur ergebe. Aktuell würden die meisten Kinder in gemischten Gruppen betreut, in denen laut Landesvorgaben zwingend Zweidrittel der Kinder über drei Jahren alt sein müssen. Geht die Zahl der Über-Dreijährigen zurück, könne diese Gruppenform nicht mehr existieren.
Demnach wären 2028 rechnerisch 600 Ü3-Plätze zu viel vorhanden, während 600 U3-Plätze fehlen würden. Mehr Neubau würde nur dazu führen, „dass sich Gruppen und Kindertagesstätten gegenseitig kannibalisieren werden“, argumentiert die Hitdorfer Gemeinschaft – im Kampf um die Über-Dreijährigen. Sinnvoller sei, gezielt Plätze für Unter-Dreijährige auszubauen, etwa in der Kindertagespflege. Außerdem fordert die Initiative von der Stadt eine Kostentransparenz über die finanziellen Auswirkungen und Risiken, wenn sie Kitas von Investoren bauen lässt, möglicherweise dann aber Plätze frei bleiben.
Dass die Anzahl an Kindern laut Prognose in den nächsten Jahren wohl zurückgehen soll, sei grundsätzlich korrekt, antwortet die Stadtverwaltung auf Anfrage. Ein deutlicher Rückgang bei der Nachfrage an Ü3-Plätzen lasse sich daraus aber aktuell nicht vorhersagen.
Initiative fordert Neubau an vorhandenen Standorten
Beim weiteren Ausbau der städtischen Kindertagesstätten würden außerdem auch sicherlich „einige ältere Bestandskitas in den Fokus rücken“, schreibt die Stadtverwaltung. Heißt: Marode Kitas könnten dann eventuell geschlossen werden. Für diesen Fall fordert die Initiative „Wem gehört Hitdorf“ allerdings, dass dann am gleichen Standort neu gebaut werde – anstatt beispielsweise an der Weinhäuser Straße Fläche neu zu versiegeln.
Gezielt mehr U3-Plätze könne man nur schaffen, wenn reine U3-Einrichtungen neu gebaut werden würden, erklärt der zuständige Fachbereich. Allerdings sei das nicht das Ziel der Stadt. Gemischte Gruppen seien zu bevorzugen, zumal Kinder dann auch bis zum Schuleintritt in einer Einrichtung bleiben können: „Ein Kita-Wechsel entspricht grundsätzlich auch nicht dem pädagogischen Anspruch.“
Nur in einigen Bestandsgebäuden können aus baulichen Gründen nur ältere Kinder betreut werden, alle jüngeren Gebäude lassen alle möglichen Gruppenformen zu. „Somit ist es in diesen Einrichtungen auch möglich, im Rahmen der jährlichen Bedarfsplanung Kindertagesbetreuung das Platzangebot bedarfsgerecht anzupassen“, heißt es in der Erklärung des Fachbereichs. Eine reine U3-Betreuung sollte der Kindertagespflege vorbehalten sein.