Kommentar zum Gift im RheinCurrenta verspielt weiter Vertrauen
Leverkusen – Wäre man zynisch, man müsste es so sagen: Currenta bleibt sich treu in der Methode, die nach der Katastrophe am 27. Juli angewandt wurde: Zunächst wird die Bevölkerung nur dürftigst informiert, später wird Transparenz geschaffen, die sich aber immer wieder als scheinbare Aufklärung erweist.
Jüngstes Beispiel: das Löschwasser. Bisher hieß es immer, man habe das im Griff gehabt. Die vielen Tonnen Wasser und Schaum seien abgepumpt und danach ganz vorschriftsmäßig entsorgt worden. Nun stellt sich heraus, dass unter Entsorgung am Ende die Einleitung in den Rhein zu verstehen ist. Mangels Möglichkeiten, das vergiftete Wasser zu reinigen, hat Currenta die Reste in den Fluss gekippt.
Entsetzen in Holland
Das ist viel weniger trivial als man meinen könnte: Selbst in den Niederlanden wurde noch das Insektengift Clothianidin nachgewiesen. Und dafür gibt es keine schlüssigere Erklärung als die, dass es vom Brand in Bürrig stammt. Auch die Nachbarn brauchen den Rhein, um Trinkwasser herzustellen. Rund fünf Millionen Menschen werden mit dem Filtrat auch dort versorgt. Hätte Currenta nicht mal wieder geschwiegen, die Wasserwerke hätten reagieren, die Aufnahme von Rheinwasser für kurze Zeit aussetzen können.
Dafür aber hätte Currenta die Einleitung der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins melden müssen. Das ist unterblieben – offenbar, weil es für den Giftstoff Clothianidin keinen Grenzwert gibt. Experten vergleichen ihn mit Imidacloprid – und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen: Im Abwasser des Bürriger Klärwerks wurde das 60.000-fache dessen gemessen, was beim vergleichbaren Imidacloprid noch in Ordnung ist.
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Gleichzeitig ist Currenta auf einem guten Weg, die havarierte Anlage ohne nennenswerte Einschränkungen wieder anfahren zu dürfen. Die Kontrolleure der Bezirksregierung wollen genau so weitermachen wie bisher. So viel Vertrauen in Currenta ist nicht mehr nachvollziehbar.