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Leverkusener NotfallkonzeptIm Krisenfall kann man auch bei der Feuerwehr schlafen

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Ein zum Notschlafsaal umfunktionierter Raum bei der Lützenkirchener Feuerwehr.

Stadt und Einsatzkräfte haben das neue Notfallkonzept für Katastrophen in der Lützenkirchener Feuerwache vorgestellt.

Einsatzkräfte der Feuerwehr, Polizei, Malteser, des Deutschen Roten Kreuzes und des Ordnungsamtes trafen sich am vergangenen Samstag in der Wache der Freiwilligen Feuerwehr Lützenkirchen. „Heute wird unser Notfallkonzept ‚Kiez‘ das erste Mal in die Praxis umgesetzt“, erklärt die Leverkusener Dezernentin Andrea Deppe, nach dem vergangenen Winter habe man damit begonnen, ein Notfallkonzept zu erarbeiten. Auslöser dafür sei die Energiekrise wegen des Überfalls Russlands auf die Ukraine gewesen. Von der Stadt gibt es ein Merkblatt für Krisenfälle.

Feuerwache Lützenkirchen: Malteser, Polizei, Feuerwehr und Stadtverwaltung stellen ein Notfallkonzept vor.

„Kiez“ ist die Abkürzung für Krisen-, Informations- und Ersthilfe-Zentren. Die soll es in Leverkusen an neun Standorten geben, sieben in Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr: in Hitdorf, Rheindorf, Bürrig, Bergisch Neukirchen, Lützenkirchen, Schlebusch und Steinbüchel. Zwei weitere am Barmer Haus an der Hauptstraße in Wiesdorf und in der Polizeiwache in Opladen. In jedem dieser Standorte soll einmal eine Krisensituation durchgespielt werden.

Bürgerinnen und Bürger können sich bei Krisensituationen dorthin wenden, weil man damit rechnet, dass das Internet und damit Telefon und das Mobilfunknetz ausfallen können. Laut Dezernentin Andrea Deppe sei nicht nur eine Energiekrise denkbar. „Wir haben aufgrund der Energie-Gas-Mangellage mit dem Notfallkonzept begonnen.“ Man denke aber auch an Hochwasserlagen oder Bombenfunden.

Tim Kipshagen, Abteilungsleitung Einsatzplanung und Gefahrenvorbeugung von der Feuerwehr Leverkusen, erläutert das Notfallkonzept. In der ersten Stufe nähmen die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Notrufe in den „Kiez“-Wachen an. Wegen der Ausnahmesituation rechnet man mit Aggressionen, deshalb sollen Polizei und Ordnungsdienst dort anwesend sein, so Kipshagen.

In der zweiten Phase gehe es hauptsächlich um die Betreuung. Situationen wie das Ausfallen von Heizungen im Winter oder lang anhaltende Hitzeperioden im Sommer seien denkbar. Die Feuerwache in Lützenkirchen verfügt zum Beispiel über einen Raum mit Feldbetten, in dem man dann Schlafplätze anbieten könne.

Mit Notstromaggregaten, eigenen Digital- und Analog-Funknetzen und mit Satellitentelefonen hat sich die Feuerwehr ausgerüstet. Falls die Kommunikation über Funk dennoch ausfällt, müssen die Einsatzkräfte mit Boten arbeiten. Dann soll auch die Polizei langsam durch Stadtviertel fahren, um für die Bevölkerung ansprechbar zu sein. Alle Verfahren würden mit Kräften der Malteser und des Deutschen Roten Kreuzes als Testkandidaten realitätsnah geübt, hieß es auf der Pressekonferenz.

Leverkusen: So funktioniert die Notrufaufnahme in Krisenfällen

Das Szenario funktioniert so: Die Testkandidaten sollen sich an einem leuchtend roten Kiez-Zelt melden, um ein Notruf-Protokoll auszufüllen: Mit Name, Adresse und dem Ort und dem Problem, das vorliegt.

Die Information soll per Funk an die Leitstelle weitergegeben werden. Dort wird entschieden, welche und wie viele Kräfte für den Einsatz notwendig sind und wem zuerst geholfen wird. „Um die Wache herum werden noch Schilder und Infokästen angebracht“, sagt Jan Herwig von der Feuerwehr. Auf den Tafeln werden auch Porträts der Ansprechpartner sein. „Denn auch hier gilt das Motto: In der Krise Köpfe kennen“, so Herwig.

Die Stadt Leverkusen möchte zudem mit Aushängen über das Notfallkonzept informieren und empfiehlt, das Merkblatt von der Homepage der Stadt herunterzuladen.