AboAbonnieren

„Hatte es von Anfang an nicht leicht“Rat beschließt Aus für Eigenbetrieb Kultur-Stadt Lev

Lesezeit 3 Minuten
Lange Gesichter machen Kul­tur­de­zer­nent Marc Adomat und Biggi Hürtgen von der Kul­tur-Stadt Lev im Jahr 2016.

Stadtdirektor Marc Adomat und Biggi Hürtgen, Leiterin der Kul­tur-Stadt Leverkusen, müssen Kompetenzen abgeben.

Zum Jahresende wird der Eigenbetrieb auf drei Dezernate der Stadtverwaltung aufgeteilt.

Dass er von dieser Neuordnung wenig hält, daran ließ Stadtdirektor Marc Adomat wenig Zweifel aufkommen, als es in der Ratssitzung am Montag um die Auflösung des städtischen Eigenbetriebs Kultur-Stadt Lev ging, auf den sich CDU, SPD, FDP und Einzelvertreterin Gisela Kronenberg im Vorfeld geeinigt hatten. Trotz heftigen Widerspruchs von vielen Seiten wurde deren Gemeinschaftsantrag schließlich bei 30 Ja- und 18 Nein-Stimmen sowie Enthaltung des Oberbürgermeisters beschlossen.

So sollen nun also zum nächsten Jahreswechsel die Bereiche Kunst, Kultur und Museum Morsbroich sowie das neu zu gründende Institut für Stadtkultur und Stadtgeschichte dem Dezernat 1 des Oberbürgermeisters zugeordnet werden. Volkshochschule, Musikschule, Stadtbibliothek und Jugendkunstgruppen bleiben in Adomats Schuldezernat als Fachbereich Weiterbildung und Außerschulische Bildung. Die Liegenschaften und Gebäude der Kultur-Stadt, von Schloss Morsbroich bis Forum, werden fortan von der Gebäudewirtschaft im Baudezernat verwaltet.

Die Kultur-Stadt Lev (KSL) habe es von Anfang an nicht leicht gehabt, holte Adomat aus. Eigentlich sei sie vor 20 Jahren mit den gleichen Argumenten gebildet worden, die heute zu ihrer Auflösung angeführt werden. Nur galten von Anfang an eine strukturelle Unterfinanzierung und ein rigider Sparkurs. Geld für die angestrebten großen Änderungen habe es nie gegeben.

Erhofftes Sponsorengeld sei ausgeblieben, mehrere Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen hätten immer mehr herausgepresst. Dabei habe der Betrieb mit einem Kostendeckungsgrad von 80 bis 90 Prozent „sehr ordentlich gewirtschaftet“. Und das Forum sei an mehr als 320 Tagen im Jahr belegt. Nur erzwinge die Aufzehrung des Eigenkapitals jetzt eine Veränderung unter Zeitdruck.

Mehraufwand befürchtet

Allerdings machte Adomat auch seine Ansicht deutlich, dass eine Aufteilung auf drei Dezernate wenig bringen werde. „Ich befürchte erheblichen Mehraufwand.“ 90 Prozent der KSL-Ausgaben seien Personalkosten. Daran werde sich wenig ändern. Die Beschäftigten hätten auch nichts zu befürchten: „Die Mitarbeitenden wissen: Niemand wird seinen Job verlieren, es ist nichts zu befürchten.“ Er bedauerte, dass KSL-Chefin Biggi Hürtgen, aufgrund einer Erkrankung und eines Todesfalls im engen Familienkreis, nicht an der aktuellen Debatte habe teilnehmen können.

Stefan Hebbel (CDU) und Milanie Kreutz (SPD) betonten im Rat, es bestehe für die Beschäftigten kein Anlass zur Panik. Vielmehr gehe es ja darum, die städtische Kultur zukunftsfähig aufzustellen. Die neue Verwaltungsstruktur sei erst der Anfang eines Prozesses, nun müsse mit vielen Beteiligten ein tragfähiges Konzept gefunden werden. So richtig die KSL anfangs gewesen sei, so sehr habe sich das Konstrukt inzwischen überlebt, sei eine Neuaufstellung unabdingbar.

„Überfallartiger Antrag“

Eben diese Reihenfolge stieß bei den in den Vorberatungen nicht Beteiligten im Rat auf Unverständnis. Normalerweise überlege man sich doch erst, was das Ziel sei, ehe man den Weg dahin einschlage, hieß es mehrfach und in Variationen. Hier werde „das Pferd von hinten gezäumt“, mit einem „überfallartigen Antrag“ und zu wenigen Vorgesprächen „ein Scherbenhaufen angerichtet“.

Vor allem Roswitha Arnold von den Grünen, Vorsitzende des Betriebsausschusses Kultur Stadt Lev, also Kulturausschussvorsitzende, war bei der Aushandlung des Gemeinschaftsantrags von den anderen Fraktionen offensichtlich nicht informiert worden und fühlte sich übergangen. Dass die freie Kulturszene in Leverkusen nicht zu diesen Überlegungen gehört worden sei, rufe dort deutlichen Widerstand hervor, machte sie geltend. Ihr Antrag auf eine Vertagung der Entscheidung fand keine Mehrheit.

Damit habe die freie Szene nichts zu schaffen, belehrte sie Bürgermeister Bernhard Marewski (CDU). Diese werde nicht von Rat und Verwaltung strukturiert, sondern erhalte auf entsprechende Anträge hin ihre Fördermittel gemäß der geltenden Richtlinien; daran werde sich nichts ändern.