Die Naturfreunde Leichlingen lösen die aus ihrer Sicht vertrackte Verbindung mit dem Verein „Crew“.
Naturfreunde und „Crew“Wie es im Krieg der Leichlinger Vereine weitergeht
Die verfahrene Situation der Naturfreunde Leichlingen scheint sich Stück für Stück zu entflechten. Für die derzeit lediglich geduldeten Campingparzellen, Plätze und Aufbauten hat der Verein jetzt einen Bebauungsplan in der Mache. Den hatte die Politik von ihnen gefordert. Vorschläge, wie das Gelände gesetzeskonform werden könnte, lägen inzwischen bei einem Architekten. Der soll jetzt einen genehmigungsfähigen Entwurf daraus zeichne, sagt der Naturfreunde-Vorsitzende Reinhold Pupka.
Hintergrund: Seit 2002 gilt für das Grundstück Landschaftsschutz. Eine jetzt allerdings ausgelaufene Duldung verhinderte, dass der 110 Jahre alte Verein mit seinen 17 Camping-Stellplätzen, zwei 100 Jahre alten Häusern und einer Festwiese trotz des Landschaftsschutzes dort bleiben konnte.
Die Forderung der Leichlinger Grünen, FDP und CDU nach einer Räumung aller Stellplätze und der Entsiegelung des Geländes liegt den Naturfreunden schwer im Magen, nicht nur, weil der Verein ohne die Einnahmen aus dem Campingplatz nicht überlebensfähig ist.
Mit einem Bebauungsplan wäre der Landschaftsschutz vom Tisch. Die Vorschläge der Naturfreunde: Ein Waldkindergarten mit Bauwagen könnte auf einer Lichtung nahe am Naturfreundehaus stehen. Die Camping-Stellplätze sollen weitgehend abgeräumt werden. „Da werden wir eine Menge Container füllen“, sagt Pupka bei einem Rundgang über den Platz, dessen Stellplätze meist unter großen Bäumen liegen. Zum Teil stehen hinter hochgewachsenen Hecken alte unbewohnte Wohnwagen oder es liegen Reste ehemaliger Behausungen herum.
Eine Besitzerin zum Beispiel sei einfach nicht mehr gekommen, habe nicht mehr bezahlt. Ihren Kram hat sie liegen lassen. Manche lebten auf dem Platz dauerhaft, offenbar waren auch Sonderlinge und Waldschrate darunter, die das einfache Leben mochten. An mehreren Stellen wurden Platten gelegt, Terrassen angelegt. Pupka und sein Verein werden das alles wegräumen müssen. Nur einige Wohnwagen unten am Fuß des Hangs, der zum Leichlinger Sandberg gehört, sollen dem Entwurf nach bleiben können.
Über der angestrebten Legalisierung des Platzes liegt ein schwelender Konflikt mit dem Mieter „Crew“, ein Freizeitverein, mit dem die Naturfreunde inzwischen juristisch im Dauergefecht liegen. 2017, noch im besten Einvernehmen, hatten die Naturfreunde die im Durchschnitt viel jüngere „Crew“ auf dem Grundstück für eine geringe Miete aufgenommen. Sogar in die Satzung wurde die „Crew“ damals vertrauensvoll aufgenommen: Sie sollte das Vereinsvermögen erben, falls es zur Auflösung des Naturfreundevereins gekommen wäre.
Pupka vermutet, dass das der Grund sei, weshalb Kräfte in der „Crew“ die Naturfreunde seither juristisch immer wieder in die Mangel genommen hätten: „Ich kann mir vorstellen, dass die unser Grundstück wollten.“ Zuletzt musste Pupka am Mittwoch ins Amtsgericht, weil sein Verein von der „Crew“ verklagt worden war. Im Prozess soll es um Rechnungen für Lampen gegangen sein, die die „Crew“ in Eigenregie ohne Auftrag aufgestellt hatte, von denen manche wohl verschwunden sind. „Ärgerliche Zeitverschwendung“, sagt Pupka, die Sache sei ausgegangen wie das Hornberger Schießen.
Um die aus ihrer Sicht bedrohliche „Crew“ wieder loszuwerden, haben die Naturfreunde in einer Vereinsversammlung vor ein paar Tagen ihre Satzung geändert: Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bekommt jetzt das Vereinsvermögen, also auch das Grundstück, falls sich die Naturfreunde irgendwann auflösen.
Im Winter folgt der nächste Versuch für eine Entflechtung der einstigen Vereinsfreundschaft: Am 20. Dezember will das Gericht über eine Räumungsklage der Naturfreunde für die von der „Crew“ angemieteten Flächen und das Haus verhandeln. Für die „Crew“ könnte das zu einem Problem werden, denn sie haben laut einem Sprecher des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft insgesamt rund 426.000 Euro Fördergeld vom Land erhalten, das dort zum Teil verbaut wurde.