Der Hersteller der Hautkrebs-Salbe Ameluz muss hohe Rückstellungen bilden.
BilanzKlagen in den USA belasten auch die kleine Leverkusener Pharma-Firma Biofrontera

Die Zentrale von Biofrontera an der früheren Hauptverwaltung von Wuppermann in Manfort. Die Zahlen für 2024 sind besser als sie scheinen.
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Klagen in den USA machen auch der kleinen Leverkusener Pharma-Firma erheblich zu schaffen und belasten die Bilanz: Biofrontera weist für 2024 ein Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen von minus 4,6 Millionen Euro aus, was noch unter dem unteren Rand der Prognose liegt. Aber: „Wenn wir den Einfluss der Rückstellungen aus unseren Finanzberichten neutralisieren, und trotz der hohen Rechtskosten im Jahr 2024 sowie der erheblichen Umsatzrückgänge in den USA, hätte das Ebitda des Unternehmens bei 357.000 Euro gelegen. Dies zeigt deutlich, dass das Unternehmen in Bezug auf sein operatives Kerngeschäft weiterhin Ebitda-positiv bleibt“, unterstreicht Vorständin Pilar de la Huerta Martinez.
2024 habe die Manforter Pharma-AG zwei wichtige Meilensteine erreicht, ergänzt de la Huerta: ein nachhaltiges Umsatzwachstum von über 20 Prozent in Europa für das zweite Jahr in Folge und die Unterzeichnung von zwei Vertriebskooperationen zur Erweiterung des Portfolios in zwei Schlüssel-Märkten, Großbritannien und Deutschland. Das helfe, Unabhängigkeit von der Biofrontera Inc. zu erlangen. Die ehemalige US-Tochter mit Sitz in Woburn, Massachusetts, wird vom Gründer Hermann Lübbert geführt. Weil sie auf dem größten Arzneimittelmarkt der Welt unterwegs ist, hatte sie ursprünglich größte Bedeutung für das Gesamtkonstrukt. Inzwischen aber streben die Leverkusener größtmögliche Unabhängigkeit an – obwohl Ameluz, die Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs, in Europa hergestellt wird.
Das US-Geschäft soll weniger wichtig werden
Die Abkopplung vom US-Geschäft sowie ein Sondereffekt dort zeigt sich deutlich in der Umsatzentwicklung: 2023 hatte Biofronteras Geschäft noch gut 32 Millionen Euro Volumen, im vergangenen Jahr waren es nur noch gut 21 Millionen. Davon entfielen rund zwölf Millionen auf Europa, gut zwei mehr als im Jahr davor. Die Umsatzentwicklung in Deutschland bezeichnet das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr als „sehr stark“. Die Produktumsätze stiegen von 6,2 auf gut 7,8 Millionen Euro, was einer Steigerung von rund 25 Prozent entspricht. Der direkte Umsatz mit Ameluz in Tuben auf dem deutschen Markt sei sogar um 26 Prozent gestiegen. Den Marktanteil des Präparats im Segment der photodynamischen Hautkrebs-Therapie sei um zwei auf 67 Prozent gestiegen. Die Umsätze im europäischen Ausland sind ausweislich der Bilanz um 16 Prozent von 3,6 auf gut 4,2 Millionen Euro gestiegen.

Gründer Hermann Lübbert leitet Biofrontera in den USA.
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In den USA ist der Umsatz eingebrochen. 9,4 Millionen Euro entsprechen einem Rückgang von gut 57 Prozent gegenüber 2023. Der Hauptgrund dafür sei die veränderte Lagerhaltungspolitik der Biofrontera Inc. „Die Gesellschaft hat sich aufgrund von Liquiditätsengpässen entschieden, einen Teil der Lagerbestände zu veräußern“, heißt es im Geschäftsbericht der Biofrontera AG. Darüber hinaus habe sich die Änderung des Transferpreises auf 25 Prozent auf die US-Umsätze ausgewirkt.
Das klinische Studienprogramm für Ameluz wurde zum 1. Juni 2024 ebenfalls in die US-Gesellschaft verlagert. Die Kosten für Forschung und Entwicklung seien daher um fast ein Drittel von gut 7,8 auf 5,3 Millionen Euro gesunken. „Das hat zu einer Verbesserung der Kostenstruktur des Unternehmens geführt, was uns größere Flexibilität verschafft, um Schwankungen, die aus den Umsätzen im US-Markt resultieren, besser zu bewältigen“, kommentiert de la Huerta diesen Schachzug. Wichtiger sei aber, „das Geschäft in Europa auszubauen, das Portfolio durch kommerzielle Vereinbarungen zu erweitern, mit dem Ziel, die Rentabilität zu steigern und die Abhängigkeit von unserem Hauptkunden Biofrontera Inc. zu verringern“.
Zwei Klagen vom Konkurrenten Dusa
„Leider erfordern die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten in den USA, die von Sun-Pharma (Dusa) gegen uns angestrengt wurden, dass das Unternehmen 2024 alle potenziellen Rechtskosten in Bezug auf diese Verfahren zurückstellt.“ Der Konkurrent hat zwei Klagen eingereicht: Es geht um eine Patentverletzung im Zusammenhang mit der in den USA eingeführten großen LED-Lampe, mit der die Salben-Behandlung unterstützt wird, und um Biofronteras Marketing. In diesen Verfahren seien schon knapp 1,8 Millionen Euro Kosten angefallen, heißt es in Manfort. Weitere knapp fünf Millionen Euro muss das Unternehmen zurückstellen. Demzufolge seien die Gesamtkosten für Verwaltung und allgemeine Ausgaben 2024 auf knapp zehn Millionen Euro gestiegen. Im Jahr dafür belief sich dieser Posten lediglich auf gut sechs Millionen Euro. Ohne die Rechtskosten wären für Verwaltung und Gemeinkosten 3,2 Millionen Euro angefallen. Das wäre ein Rückgang von 48 Prozent gewesen.
Im laufenden Jahr sollen die Umsätze in Europa weiter steigen, insgesamt um mindestens zehn Prozent auf 20 bis 24 Millionen Euro. Vor allem der deutsche Markt soll diese Entwicklung antreiben. Das Geschäft mit dem US-Partner dürfte hingegen stagnieren, erwartet Vorständin de la Huerta. Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen soll sich deutlich auf bis zu drei Millionen Euro verbessern, weil die Rechtskosten im vorigen Jahr komplett in die Bilanz genommen wurden. Unterm Strich erwartet de la Huerta einen positiven Wert, also eine „Rückkehr zur Profitabilität“, die auch in der Bilanz zu erkennen ist.
Die Kassenlage von Biofrontera war zum 31. Dezember 2024 besser als sonst: gut drei Millionen Euro. Das sollte reichen, um das Geschäft im laufenden Jahr abzuwickeln. Ende 2025 dürfte eine halbe bis eineinhalb Millionen Euro übrig bleiben.