Aktionäre kritisieren digitale HauptversammlungBayer spendet Millionen Tabletten
Leverkusen – Ob der Wirkstoff Chloroquin tatsächlich ein verlässliches Mittel gegen die vom Coronavirus ausgelöste Erkrankung Covid-19 ist, ist noch keineswegs sicher. Aber es besteht begründete Hoffnung in seine Wirksamkeit. „Verschiedene Untersuchungen in Laboren und Kliniken liefern erste Hinweise darauf, dass Chloroquin zur Behandlung bei Covid-19-Patienten geeignet sein könnte“, sagt Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. „Sollten sich diese Erkenntnisse in weiteren Studien bestätigen, werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, durch Bereitstellung von Produktionskapazitäten für Chloroquin in Europa ausreichende Mengen des Medikaments herzustellen.“
Schnelle Hilfe versprochen
Bayer werde das Mittel ausschließlich für das Gemeinwohl produzieren und in der Krise kostenlos an Regierungen abgeben. „Wir wollen damit, aber auch mit weiteren Spenden, mit dem Einsatz unserer Experten im Gesundheitswesen, mit Equipment und weiteren Maßnahmen schnell helfen“, so Baumann. Am Dienstag hat Bayer acht Millionen Tabletten Chloroquin an die deutsche Bundesregierung gespendet.
Die Lieferung stammt von chinesischen Herstellern. In den kommenden Tagen werden die Medikamente an die zuständigen Stellen übergeben. Mehrere Millionen Tabletten Chloroquin spendete das Unternehmen bereits in den vergangenen Wochen an Regierungen verschiedener weiterer Länder, darunter besonders stark von der Corona-Pandemie betroffene Staaten wie China, Italien und die USA.Chloroquin ist ein verschreibungspflichtiges Anti-Malaria-Medikament, das insoweit gut erforschte Nebenwirkungen hat, aber bei unsachgemäßer Einnahme auch gesundheitliche Schäden verursachen kann.
Weltweite Versuche
Um die Sicherheit von Patienten zu garantieren, darf es ausschließlich unter medizinischer Aufsicht eingenommen werden. Um dies zu gewährleisten, gibt Bayer Spenden dieses Medikaments grundsätzlich nur an staatliche Stellen sowie zur Durchführung von klinischen Studien ab.Der Wirkstoff Chloroquin wurde von Bayer bereits vor mehr als 80 Jahren zur Prophylaxe und Behandlung von Malaria-Erkrankungen entwickelt.
Schon während der Sars-Pandemie in den Jahren 2002/2003 zeigte sich in präklinischen Studien, dass das Medikament möglicherweise erfolgreich gegen Sars-Coronaviren eingesetzt werden könnte. Chinesische Wissenschaftler haben die antivirale Wirkung von Chloroquin seitdem systematisch weiter erforscht und kamen im Februar 2020 zum Schluss, dass Chloroquin auch gegen den Auslöser der aktuellen Corona-Pandemie wirken könnte.Derzeit wird das Medikament in mehreren Studien weltweit auf seine Wirksamkeit gegen Covid-19-Infektionen getestet. Hinreichende Ergebnisse erhoffen sich Wissenschaftler für die kommenden Wochen. Sollte der Nutzen wissenschaftlich bestätigt werden, könnte Chloroquin im großen Maßstab global einsetzbar sein.
Hauptversammlung im Netz
Dass die Bayer AG ihre Hauptversammlung 2020 am 28. April virtuell im Internet abhalten will, hat inzwischen die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) auf den Plan gerufen. Die kritischen Aktionäre wollen gegen diese „Flucht ins Internet“ protestieren – im Netz, wie auch vor der Konzern-Zentrale in Leverkusen.
Die Kritiker sprechen von einer „willkürlichen Beschneidung der Aktionärsrechte“, die mit einer späten Erteilung von Zugangsrechten und kurzen Fristen ausgehebelt würden. Dagegen solle mit einer virtuellen, international besetzten Podiumsdiskussion, einen eigenen, kritischen HV-Stream und einer Protest-Aktion vor der Firmenzentrale an der Kaiser-Wilhelm-Allee protestiert werden. Motto: „Auch in Corona-Zeiten: Bayer/Monsanto stoppen“.
CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann kündigte außerdem an, die Social-Media-Kanäle des Konzerns mit kritischen Tweets und Kommentaren fluten zu wollen.