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Gegen Qarabağ AğdamArmenier demonstrieren vor Euro-League-Spiel von Bayer 04 Leverkusen

Lesezeit 2 Minuten
Rund 40 Armenier und Menschen, die sich mit ihnen solidarisieren, demonstrierten am Donnerstagabend vor dem Euro-League-Spiel gegen Qarabağ Ağdam.

Rund 40 Armenier und Menschen, die sich mit ihnen solidarisieren, demonstrierten am Donnerstagabend vor dem Euro-League-Spiel gegen Qarabağ Ağdam.

Aufgerufen zur Demo hatte die Partei „Die Partei“ aus Leverkusen.

Nur wenige Menschen bleiben an der Wiese an der Bismarck-Straße, gleich neben dem Geschwister-Scholl-Berufskolleg, stehen. Die meisten schauen auf, denn zu übersehen sind die Demonstrierenden nicht, die sich am Donnerstagabend vor dem Europa-League-Spiel von Bayer 04 Leverkusen gegen Qarabağ Ağdam aus Aserbaidschan dort versammelt haben. Sich anhören, was die Menschen zu sagen haben, wollen sie aber offenbar nicht.

Demonstranten halten Botschaften auf Schildern hoch.

Die Botschaften auf den Schildern der Demonstranten sind unmissverständlich.

Rund 40 etwa sind es, die am Berufskolleg ihre Schilder und Fahnen hochhalten. Der Leverkusener Ableger der Satire-Partei „Die Partei“, die auch im Europaparlament sitzt, hatten zur Demo aufgerufen und „Hunderte Armenier“ angekündigt. Ein Vertreter des Zentralrats der Armenier hält eine Rede. „Die EU hat nichts dagegen getan, als im September 2023 – noch vor einem Monat – Tausende Armenier brutal vertrieben wurden.“

Der Redner spricht über die Region Bergkarabach, ein mehrheitlich von Armeniern bewohntes Gebiet im Südosten des Kleinen Kaukasus.  Die Ursprünge des Konflikts zwischen Armeniern und Aserbaidschanern um das Gebiet reichen mehr als 100 Jahre zurück. Mit dem Zerfall der Sowjetunion eskalierte der Konflikt und es brach ein Krieg aus, der zwischen 1992 und 1994 mehrere Zehntausend Todesopfer auf beiden Seite forderte. Zwischenzeitlich war eine Waffenruhe vereinbart worden.

Menschen demonstrieren.

Die meisten Passanten gingen an der Demo vorbei.

Doch im September begann Aserbaidschan mit einer erneuten Offensive, was eine Massenflucht von Armeniern nach sich zog. Armeniens Präsident hat inzwischen ein Dekret unterzeichnet, in dem er sich bereiterklärt, dass die selbsterklärte Region Bergkarabach zum 1. Januar 2024 aufgelöst wird.

Ein Schild von Die Partei, dahinter Demonstrierende.

Organisiert hatte die Demo Die Partei aus Leverkusen.

„Die Partei“ geht in diesem Rahmen auch Bayer Leverkusen Gegner, den Verein Qarabağ Ağdam an. Die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der Uefa, der europäischen Fußballorganisation, hatte vor rund zwei Jahren Nuri Ibrahimov, den damaligen Pressesprecher des Clubs, lebenslang von allen fußballerischen Aktivitäten gesperrt. Ibrahimov hatte in den Sozialen Medien zur Tötung von Armeniern aufgerufen. „Wen interessiert schon, dass dieser Verein von einer Diktatur aktiv unterstützt wird und Offizielle offen zum Völkermord aufrufen“, schreibt Die Partei aus Leverkusen.

„Die EU muss ihre Glaubwürdigkeit wieder herstellen“, ruft am Donnerstagabend der Redner. Die restlichen Demonstrierenden stehen schweigsam, fast aufgereiht auf der Wiese. Sie halten Armenien-Flaggen oder haben sich in sie eingewickelt. „Schluss mit der Doppelmoral“ oder „Stoppt die aserbaidschanische Diktatur“ steht auf ihren Schildern. Viele haben wohl armenische Wurzeln, aber es sind auch Menschen darunter, die sich auch ohne diese mit ihnen solidarisieren.