Die Fähre zwischen Hitdorf und Langel fährt nicht mehr – und stellt damit auch die Jecken von beiden Seiten des Rheins vor Schwierigkeiten.
„Fritz Middelanis“Ausfall der Hitdorfer Fähre ist ein Problem für Leverkusener Jecke
Die tollsten Tage der tollen Tage stehen kurz bevor, es ist Hochzeit des Fasteleers – und in Hitdorf, einem der feierfreudigsten Veedel Leverkusens, ist die Stimmung ein wenig angeschlagen. Nicht, weil sich die Jecken hier nicht auf den eigenen Zoch am Freitag der kommenden Woche freuen würden. Oder weil sie dieses Mal aus welchen Gründen auch immer mal so gar keinen Bock aufs Feiern hätten. Nein: In Hitdorf fährt die Fähre nicht. Hitdorf ist fährlos. Hitdorf bleibt womöglich fährlos. Und eben das hat durchaus ernste Konsequenzen bezüglich des Karnevals.
Denn da ist ja der rege Austausch, den die Jecken aus Leverkusens nördlichstem und mehr als alle anderen dem Rhein verbundenen Stadtteil auf die andere Seite des Flusses pflegen. „Und zwar seit Jahrzehnten“, wie Martin Woutenar aus dem Vorstand der Hetdörper Mädche un Junge sagt. Was letztlich bedeutet: Seit Jahrzehnten begrüßen sie in Hitdorf am Karnevalsfreitag die Freundinnen und Freunde aus dem linksrheinischen Langel und Merkenich und Rheinkassel zum Umzug durch et Dörp. Und ebenso seit Jahrzehnten fahren sie dann selber mit voller Kapelle und Trömmelche und allem Drum und Dran am Karnevalssonntag rövver noh Kölle, um dort den Langeler Zoch aufzumischen. Nicht zu vergessen die Hitdorfer Zoch-Wagen: „Die stehen fast alle auf der anderen Rheinseite und müssen rübergeholt werden. Per Fähre.“ Weil's so nur ein paar Meter sind.
Leverkusen: Fähre wird wohl gar nicht mehr fahren
In diesem Jahr aber, in dem die Fähre „Fritz Middelanis“ mal wieder kaputt ist und mal wieder den Betrieb eingestellt hat und wohl gar nicht mehr fahren wird, muss es anders gehen. Über Umwege. Und die mag keiner. Schon gar nicht, wenn es ums Feiern geht. „Wir haben bei der Fähre zwischen Düsseldorf-Urdenbach und Zons angefragt und werden alles dort über den Rein schaffen“, sagt Woutenar.
Und zum Zoch nach Langel gehe es dann in Privatautos entweder über die dann „hoffentlich“ wirklich wiedereröffnete Leverkusener Brücke. Oder über die Autobahn gen Norden: A59, Kreuz Düsseldorf-Süd, A46, Kreuz Neuss-West, A57 – und runter zu den befreundeten Jecken. Denn apropos „gehen“: „Es geht ja nicht anders.“ Wie viele Hitdorfer Jecke über das Dreigstirn und dessen Schmölzje hinaus das so machen werden, weiß Woutenar natürlich nicht. Es ist eine Wundertüte dieses Mal. Und in Zukunft. „Wir werden sehen.“
Auch die Langeler lieben die Fähre
Die Langeler hegen entsprechend ähnliche Pläne. „Es verlagert sich auf vollgestopfte Privat-Pkw“, sagt Miriam Hödlich. Sie ist Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Larheika – was abkürzend und zusammengefasst für Köln-Langel, -Rheinkassel und Kasselberg steht. Unter deren Dach sind alle relevanten Vereine der nahen linksrheinischen Orte und somit irgendwie auch alle Jecken untergebracht. „Normalerweise fahren wir mit allen immer rüber nach Hitdorf zum Zoch.“ Wenn dann an Bord die lokale Blaskapelle dabei sei, drehe der Fährkapitän sogar immer eine Pirouette auf dem Rhein.
Zudem hege man mittlerweile auch noch mehr freundschaftliche Beziehungen ins Rechtsrheinische als früher: nach Langenfeld-Berghausen, nach Monheim, nach Baumberg und nach Rheindorf. Gegenseitige Besuche seien da an der Tagesordnung und liebend gerne angenommene Pflicht. „Das fällt jetzt alles für viele Leute flach.“ Und hierbei gehe es ja nur um den Karneval. Sprich: Da sei all das, was der Aus- und mögliche Wegfall der Fährverbindung an Konsequenzen für Pendlerinnen und Pendler, für Menschen aus der Landwirtschaft, für die Beziehungen zwischen den Stadtteilen das ganze Jahr über bedeute, noch gar nicht erwähnt. „Die Fähre ist mehr als eine touristische Attraktion.“
Insofern und wie gesagt: Der Segen bei den Hitdorfern und Langelern hängt trotz der jecken Zeit und der Vorfreude auf den Fastelovend durchaus schief derzeit. Um die Laune wieder zu heben, dürfte noch nicht mal die Verbrennung einer ganzen Horde von Nubbeln vorm Aschermittwoch ausreichen. Die Fähre es fott – dat es mehr „Helau“ als „Alaaf“. Das stellt eine große, jecke Freundschaft auf eine harte Probe.