Besatzung, Boom und Braunhemden: Die Jahre 1918 bis 1939 waren für Leverkusen eine Zeit des Umbruchs.
Aufbruch in eine neue Zeit?Ausstellung zeigt Geschichte Leverkusens zwischen den Weltkriegen
Wenn es in politischen Debatten heutzutage hoch hergeht, dann ist manchmal von „Weimarer Verhältnissen“ die Rede. Damit gemeint sind große politische Spannungen und gesellschaftliche Spaltungstendenzen, die den ersten demokratischen Staat auf deutschem Boden stark prägten und ihn letztlich zu Fall brachten.
Doch die Weimarer Republik war viel mehr als nur ein Schlachtfeld verschiedener politischer Kräfte. Und sie fand nicht nur im fernen Berlin statt, sondern genauso auch hier in Leverkusen – auch wenn die Stadt unter diesem Namen erst 1930 gegründet wurde.
All das möchte eine neue Ausstellung zeigen, die am Samstag im Haus der Stadtgeschichte, der Villa Römer, eröffnet. Sie trägt den Namen „Leverkusen - StadtRäume zwischen den Kriegen“ und ist das Ergebnis eines seit über drei Jahren laufenden Projekts des Opladener Geschichtsvereins.
Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland
- Inklusion Nettersheimer Prinz sammelt Spenden für rollstuhlgerechten Karnevalswagen
- Sozialarbeit in Oberberg Hilfe für Menschen, die als „Systemsprenger“ abgestempelt sind
- Neues Heim für die Akten Kaller Gemeindearchiv im Geschäftshaus Nord kann bezogen werden
- Vorträge zur NS-Zeit Forschung über Zwangsenteignung jüdischer Oberberger vorgestellt
- Inklusion in NRW in Gefahr Warum Theos Eltern für einen Kita-Besuch ihres Sohnes so sehr kämpfen müssen
- Finanzen Bürgermeister im Kreis Euskirchen schlagen Alarm: Kommt der Kommunal-Soli?
- Raummisere Kreis Rhein-Berg will kurzfristig Gebäude für neue Förderschule mieten
Das Ziel der Ausstellung ist, interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick darin zu geben, wie es in ihrer Stadt zwischen 1918 und 1939 aussah und welche Entwicklungen sich hier abgespielt haben. So geht es unter anderem um die wirtschaftliche Entwicklung des Bayer-Standorts, die Besatzung durch britische Truppen nach dem ersten Weltkrieg, aber auch um neue Möglichkeiten für die gesellschaftliche Emanzipation der Frau und die Bildung des einfachen Volkes. Und natürlich findet auch die Geschichte des aufsteigenden Nationalsozialismus in der Ausstellung Platz.
Gut zwei Dutzend mannshohe Aufsteller mit Text aber auch vielen spannenden zeitgenössischen Fotos und Zeichnungen beleuchten dabei die Bereiche Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Insbesondere die Modernisierung und Internationalisierung der damaligen Zeit stehen im Fokus. Zusätzlich können sich Besucherinnen und Besucher geschichtliche Gegenstände und Dokumente ansehen, die in Glasvitrinen präsentiert werden.
Obwohl sich die Ausstellung mit der Stadt Leverkusen auseinandersetzt, beinhaltet sie auch eine internationale Perspektive. Denn sie ist Teil eines europäischen Projekts namens „UrbanSpaces“. In dessen Rahmen haben sich historisch interessierte Bürgerinnen und Bürger aus acht europäischen Städten in fünf Ländern mit der Geschichte ihrer Wohnorte im Zeitraum 1918 bis 1939 befasst.
Neben Leverkusen waren in Deutschland auch die Städte Jülich im Rheinland und Schwedt an der Oder beteiligt. Hinzu kamen das britische Bracknell, das polnische Racibórz, das französische Villeneuve-d'Ascq, Oulu in Finnland und die slowenische Hauptstadt Ljubljana. Die Ergebnisse werden in den Städten jetzt jeweils in eigenen Ausstellungen öffentlich zugänglich dargestellt.
Außerdem gibt es ein umfangreiches multimediales Angebot mit Kurzvideos auf Youtube und eigenen Accounts auf Instagram und Facebook, die von jugendlichen Teilnehmenden des Projekts aus ganz Europa gestaltet wurden. „UrbanSpaces“ soll damit auch seinen Teil dazu beitragen, Europäerinnen und Europäer, gerade der jüngeren Generationen, zusammenzubringen.
Die finanzielle Förderung für das Projekt, die sich auf etwa eine Million Euro für alle acht Städte beläuft, kommt hauptsächlich von der Europäischen Union. Im Fall von Leverkusen kommen weitere Gelder vom Land NRW, dem Landschaftsverband Rheinland und der Stadt hinzu. Für Michael Gutbier, der die Ausstellung für den Opladener Geschichtsverein leitend betreut, stellt das eine „neue Dimension“ der bisherigen Arbeit dar.
Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich für geschichtsinteressierte Leverkusenerinnen und Leverkusener also allemal. Möglich ist das ab Samstag, 9. September, wenn die Ausstellung eröffnet, bis zum 25. Februar. Öffnungszeiten sind samstags 15 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 16 Uhr. Besuche außerhalb davon sind grundsätzlich möglich, müssen aber mit der Geschäftsstelle des Geschichtsvereins abgesprochen werden.
In den nächsten Wochen und Monaten sollen im Rahmen des Projekts weitere Aktionen stattfinden. So ist geplant, bedeutsame Orte aus der betreffenden Epoche mit Hinweisen auf ihre historische Rolle zu versehen. Außerdem sollen die erstellten digitalen Materialien in Leverkusener Schulen zum Einsatz kommen. Und natürlich sollen auch Schulklassen sich die Ausstellung anschauen, damit auch die Jüngsten über die Geschichte ihrer Stadt lernen können.