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Nach Ausscheiden von Erhard T. SchoofsWie sich die Bürgerliste Leverkusen neu erfindet

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Karl Schweiger, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste im Rat Leverkusen.

Karl Schweiger ist nun Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste im Rat Leverkusen.

Die politische Vereinigung in Leverkusen hat ihren lautesten Sprecher verloren.

„Diese Fußstapfen sind riesig.“ Mit viel Respekt hat Karl Schweiger die Aufgabe des Vorsitzenden der dreiköpfigen Stadtratsfraktion der Bürgerliste Leverkusen übernommen. Er ist darin gerade Erhard T. Schoofs gefolgt, der die ursprüngliche Abspaltung von der SPD begründet und der alters- und krankheitsbedingt sein Ratsmandat im Frühjahr aufgegeben hat. Nun muss sich die Bürgerliste zu Teilen neu erfinden.

Das Ausscheiden des inzwischen 82 Jahre alten Erhard Theodor Schoofs, der unumstrittener und dominierender Führer der von ihm 1994 nach seinem Rauswurf aus der SPD-Ratsfraktion gegründeten Bürgerliste war, hinterlässt in deren Reihen eine gewaltige Lücke. War Schoofs doch intern wie auch in der Außendarstellung absolut tonangebend. Von Rheindorf aus brachte er seinen Verein in Stellung und war über knapp zwei Jahrzehnte der „Oppositionsführer“ im Stadtrat.

Leverkusen: Ein anderer Führungsstil

„Ich kann und ich will Erhard nicht ersetzen“, sagt sein Nachfolger Karl Schweiger, den Schoofs quasi-testamentarisch noch mit installiert hat. Auch Schweiger – seinerzeit ebenfalls aus der SPD ausgeschert – war ein Gründungsmitglied der Bürgerliste und immer an Schoofs' Seite, wenn auch in anderer Tonart. Wo Schoofs eher auf Profilschärfung durch Krawall aus war, suchte Schweiger auch über Parteigrenzen hinweg Gleichgesinnte.

Ratssitzung mit Erhard T. Schoofs.

Bis zum Anfang 2023 gab Erhard T. Schoofs für die Bürgerliste im Stadtrat den Ton an.

Der heute 72-Jährige hatte ursprünglich das Handwerk des Drehers gelernt, damals noch im Bayer-Werk, jobbte dann als Dekorateur für ein Messebauunternehmen, mit dem er viel herumkam, und ging dann – mit 31 Jahren verhältnismäßig spät – zur Berufsfeuerwehr Düsseldorf. Ein Schritt, den er nie bereut hat. Dort war er aber auch als Einsatzleiter bei der Brandkatastrophe auf dem Flughafen 1996 an vorderster Front dabei, wo 16 Menschen zu Tode kamen. Mit Schaudern erinnert er sich immer noch, wie er als Brandbekämpfer über Leichen hinwegsteigen musste.

Die Stadthalle erhalten

In Hitdorf ist Schweiger besonders bekannt für sein Engagement zum Erhalt der Stadthalle, die vor etwa 30 Jahren abgerissen werden sollte, um einem Kongresszentrum zu weichen. Mit Ausdauer brachte Schweiger die teils krass rivalisierenden Vereine zusammen. Der Dachverband Hitdorfer Vereine, dessen Vorsitz er nach anfänglichem Sträuben übernahm, setzte sich am Ende durch. Das Vereinsleben im Stadtteil am Rhein hat Schweiger damit maßgeblich mitgeprägt.

Aber Kommandeur der Bürgerliste will er so wenig sein, wie er die Hitdorfer Vereine bevormunden wollte. „Am wichtigsten ist es doch, Mitstreiter zu gewinnen und zu motivieren“, erzählt er im Biergarten an der Rheinfähre von seinen Erfahrungen im Leben. Dass einige junge Leute, die sich in der Bürgerliste einmal engagieren wollten, wieder abgesprungen seien, habe nicht nur mit deren Studium oder Ausbildung fern der Heimat zu tun gehabt, sondern auch damit, dass sie nicht frei genug zum Zuge kamen.

Das will Schweiger ändern, solang er noch dabei sein kann. Große Hoffnungen setzt er darauf, dass sich inzwischen ein paar neue Interessierte gemeldet haben, aber auch ein paar alte Weggefährten. Besonders setzt er auf Ella Luff, an die er in der Ratssitzung am Montag seinen Sitz im Bauausschuss abgeben möchte. Die Bauingenieurin, die bei der Stadtverwaltung Monheim arbeite, bringe viel Sachkenntnis und Engagement mit zur Bürgerliste. Mit solchen Leuten lasse sich viel bewegen. Dass er davon aber mehr brauche, räumt Karl Schweiger leicht zerknirscht ein.