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KommentarDie Leverkusener Chemie-Katastrophe wird weiter im Geheimen aufgearbeitet

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explosion mit wiesdorf

Leverkusen – Es läuft weiter wie bisher: Binnen sechs Tagen sollen sich die Bürger ein Urteil bilden darüber, ob die Experten alles bedacht haben in ihrem Freibrief für Currentas Bürriger Havarie-Ofen. Natürlich nicht alle Bürger. Sondern die, denen aus bis heute nicht nachvollziehbaren Gründen das Privileg zuteil wurde, in den „Begleitkreis“ eingeladen zu werden. Der Abschlussbericht der Chemie-Sicherheitsexperten um Christian Jochum hat 100 Seiten.

Der kurze Draht des Katastrophen-Verursachers

Die Zeit drängt. Currentas King-Size-Anlage in Bürrig ist auch knapp zehn Monate nach der Katastrophe nicht am Netz. In Massen stehen Tanks mit Abfall im Chempark oder werden auf Lastwagen quer durch die Republik gekarrt. Deshalb sollen sich die Betroffenen eines Wiederanfahrens im kleinen Rahmen und mit wohl kleinerem Risiko bitteschön beeilen.

Während etwa die Fachleute vom Lanuv sich Zeit nehmen. Deren Kapazitäten wurden übrigens von Currenta absorbiert, weil die Firma selbst und direkt mit denen reden wollte, auf die sich am Ende auch die Bezirksregierung verlässt. Da ist der kurze Draht des Verursachers der Katastrophe mit sieben Toten zu den Fachleuten Gold wert.

Wer etwas erfahren will, muss sich in Sitzungen schmuggeln

Wer glaubt, dass man solche wichtigen Details auf offiziellem Wege erfährt, täuscht sich: Der „Begleitkreis“, in dem die größte Leverkusener Katastrophe seit dem Krieg aufgearbeitet werden soll, tagt hinter verschlossenen Türen. Wer Details erfahren oder einen Eindruck von der Haltung der Genehmigungsbehörden bekommen will, muss sich in die virtuellen Sitzungen schmuggeln oder jemanden kennen, der ihm etwas verrät.

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Dazu passt, dass Currenta bis heute keine Zusage gemacht hat, seinen Plan für das Wiederanfahren des Katastrophen-Ofens allen Bürgern in einer Versammlung vor- und sich endlich der Diskussion zu stellen. Bleibt es auch dabei, wird das Unternehmen das Vertrauen der Leverkusener niemals zurückgewinnen.