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Gutachten nach ExplosionBürriger Anwohner haben ganze sechs Tage Zeit für Anmerkungen

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Der Bürriger Peter Odenthal ist Stammgast im „Begleitkreis“. In seinem Garten gingen am 27. Juli 2021 große Rußpartikel nieder, die er auf Dioxin untersuchen ließ.

Leverkusen – Die Gutachter sind zunächst mal fertig: Geht es nach Christian Jochum und seinem Expertenteam, kann Currenta den Sondermüllofen in Bürrig wieder anfahren. Was jetzt noch fehlt, sind die Stellungnahmen der Nachbarn und Politiker. Dafür sollen sie knapp sechs Tage Zeit haben.

Am Dienstagabend stellte der Professor und frühere Chef der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium den Entwurf des Testats vor, das nun Grundlage sein soll dafür, dass zunächst einer von zwei Drehrohr-Öfen wieder angefahren und 31 Chemie-Abfälle dort verbrannt werden können. Die Untersuchung hat 100 Seiten und kommt zu dem Ergebnis, dass es nach der Explosion und dem Großbrand am 27. Juli 2021, als sieben Menschen starben und über 30 verletzt wurden, ein überschaubares Risiko darstellt, Teile der Anlage nun wieder in Betrieb zu nehmen.

„Stresstest“ für alle erlaubten Abfälle

Man habe die Anlieferung, Behandlung und Verbrennung der 31 Substanzen einem „Stresstest“ unterzogen. So beschrieb es Jochum am Dienstagabend im „Begleitkreis“. Also dem nichtöffentlich tagenden Gremium, in dem auf Einladung Nachbarn, Politiker, Vertreter der Stadtverwaltung und der für Currenta maßgeblichen Genehmigungsbehörden Bezirksregierung und Umweltministerium sowie Verantwortliche des Chempark-Betreibers selbst sitzen. Lediglich die Vorlagen der nunmehr sechs Treffen werden nach kurzer Zeit auf der Internetseite des Begleitkreises allgemein zugänglich gemacht.

Der Experte wies darauf hin, dass das eigentliche Sicherheitsmanagementsystem, mit dem Currenta eine der größten deutschen Sondermüll-Verbrennungsanlagen bisher betrieben hat und – wohl mit ein paar Änderungen – so schnell wie möglich wieder betreiben will, von den Experten noch nicht abschließend unter die Lupe genommen wurde: Man habe nur die Regeln untersucht, die mit Explosion und Großbrand sowie der erst nach Monaten bemerkten Leckage eines Tanks mit Löschwassergemisch zusammenhängen. Die komplette Bewertung, wie der Chempark-Betreiber bis zu 265.000 Tonnen giftige Chemie-Abfälle aus ganz Europa in Bürrig behandelt, „wird im nächsten Schritt des Projekts erfolgen“, heißt es im Entwurf des Abschlussberichts, der dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt.

Keine Tanks, kein Gemisch

Der erwähnte „Stresstest“ umfasse den gesamten Entsorgungsweg, von der Anfrage des Abfallerzeugers bis zur Verbrennung des Problem-Stoffs unter der Fragestellung „Was passiert, wenn . . .“. Ausgeschlossen sind im ersten Schritt Abfälle, die warm sind oder beheizt werden müssen. Lagerung, Mischung, das kommt ebenfalls nicht in Frage – zunächst.

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Wann es wieder losgehen soll in Bürrig, hat Gutachter Christian Jochum am Dienstagabend im Begleitkreis skizziert.

Weiter untersucht wurde, was bei verschiedenen Unfallszenarien geschieht. Das Ergebnis laut Team Jochum: Bei einem Brand reiche ein Sicherheitsabstand von 100 Metern. „Eine ernste Gefahr außerhalb des Anlagenbereichs ist daher vernünftigerweise auszuschließen.“ Auch das Thema Hochspannungsleitung ist aus Sicht der Gutachter befriedigend abgehandelt: Es gebe nun Absprachen zwischen Currenta und dem Netzbetreiber Amprion, dass die 110-Kilovolt-Leitung über dem Gelände nun „in wenigen Minuten“ stromlos geschaltet werden könne. Am 27. Juli hatte das fast zwei Stunden gedauert und die Löscharbeiten in dieser Zeit behindert.

Das „Go“ muss aus Köln kommen

Jochum hob im „Begleitkreis“ hervor, dass sein Abschlussbericht keineswegs die Prüfung der Behörde ersetze. Das „Go“ für das Wiederanfahren könne nur die Bezirksregierung geben, die wiederum vom Landesumweltministerium überwacht und vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz beraten werde. So beschrieb es am Dienstag Horst Büther von der Bezirksregierung. Das Lanuv soll sich in den nächsten Tagen zur Sache äußern. Schnell sollen sich auch die Nachbarn mit dem Entwurf befassen und ihre Anmerkungen einbringen.

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Die Frist bis nächsten Montag stieß auf Kritik – eine Woche länger sollte es schon sein, hieß es von Andreas Bokeloh (Grüne) und Benedikt Rees (Klimaliste). Ob sie die Zeit bekommen, ließ Jochum offen. Klar ist dagegen, dass die Staatsanwaltschaft ein schnelles Wiederanfahren des Bürriger Ofens nicht blockieren wird, obwohl sie ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen hat. Horst Büther fasste ein Gespräch aus der vorigen Woche zusammen: „Es gibt keinen Grund, die Bezirksregierung aufzuhalten.“