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Traditionsgaststätte in LeverkusenDie Pattscheider Delle ist eine Institution

Lesezeit 3 Minuten

„Wir renovieren immer“, sagt Michele Spelzhaus über das geliebte Fachwerkhaus im Familienbesitz.

Leverkusen – Aus dem Jahr 1892 stammt der älteste erhaltene Beweis. Mindestens seit 126 Jahren ist die Gästestätte „Zur Delle“ im Familienbesitz der Hollwegs. Faktisch gehört ihnen der heute denkmalgeschützte Gasthof noch länger. Nur der Familienname wechselte öfter, weil der Hof einige Male an die Töchter vererbt wurde. „Schon der Ururgroßvater meines Mannes hat gesagt: »Die Delle hat schon immer uns gehört«“, weiß die heutige Besitzerin Michele Spelzhaus aus Erzählungen.

Im 18. Jahrhundert war das Gasthaus an der Burscheider Straße eine Pferdewechselstation mit Gästezimmern für die Boten. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das erste Obergeschoss des Fachwerkhauses um einen Tanzsaal mit Empore für die Musikkapelle erweitert.

Elfriede Hollweg stand ab 1922 im Traditionsgasthaus hinter der Theke, damals gab es auch noch ein kleines Geschäft nebenan.

Weitere Meilensteine in der Geschichte des Fachwerkhauses: Im August 1922 übernahmen Elfriede und Kuno Hollweg, die Urgroßeltern von Besitzer Axel Spelzhaus, die Gaststätte und betrieben in der rechten Hälfte einen kleinen Lebensmittelladen. 1952 gründete sich an der Theke der Verein „Dorfgemeinschaft Pattscheid“, der heute zum Zusammenschluss Pattscheid-Romberg-Linde gehört.

Am „Tonnentag“ treffen sich die Pattscheider

Das einstige Lebensmittelgeschäft gibt es seit den 70er-Jahren nicht mehr, dort stehen nun Tische und Stühle, der obere Tanzsaal ist mittlerweile „das schönste Wohnzimmer von Pattscheid“, findet zumindest Wirtin Frauke Küster, die es mit ihrer Tochter bezogen hat. Viel getanzt und gefeiert wurde und wird immer noch, so erzählen es die Stammgäste, „die Delle“ ist eine Institution in Pattscheid. In den 50er-Jahren soll es sogar eine Travestie-Show gegeben haben.

Frauke Küster betreibt die Gaststätte in Pattscheid seit Anfang des Jahres, kennt sie aber schon ihr ganzes Leben.

„Der Pattscheider ist sehr gesellig, da kann es auch schon einmal lauter werden“, weiß Küster, die das Lokal seit Januar betreibt. Sie selbst ist ebenfalls im Ort aufgewachsen und in der Dorfgemeinschaft fest verwurzelt. „Deshalb läuft die Delle auch so gut“, ist sich ihre Verpächterin Michele Spelzhaus sicher. Hier trifft sich eben der ganze Ort, eine Verabredung ist nicht nötig, zum Quatschen ist immer jemand da. Besonders am Mittwoch, dem traditionellen „Tonnentag“. Wenn die Herren des Ortes eigentlich nur schnell die Mülltonne an die Straße stellen wollen, sich eindeutige Blicke über den Gartenzaun zuwerfen und dann irgendwie mit einem Bier in der Hand in der Delle landen.

Balkantrasse nicht weit, Werbung ist leider nicht erlaubt

Küster ist besonders stolz, dass nicht nur die ältere Generation zu Kölsch und Alt bei ihr einkehrt, sondern auch die Pattscheider Jugend regelmäßig vorbeischaut. Gäste von außerhalb kommen natürlich auch, sind aber in der Minderheit, obwohl die Balkantrasse Luftlinie nur 100 Meter entfernt ist. Zu Spelzhaus’ Bedauern erlaubt die Stadt Leverkusen an der Radstrecke im Gegensatz zu Burscheid keine Werbung, sonst würden sicher einige Wochenendausflügler einen Stopp in der Delle einlegen.

Das Fachwerkhaus steht seit 1989 unter Denkmalschutz. Bei den alten Fließen im Eingangsbereich und der Holzvertäfelung im ehemaligen Tanzsaal bekommt der Denkmalschützer regelmäßig glänzende Augen, weiß Spelzhaus. Doch die besondere Ehre macht den Erhalt der traditionellen Gaststätte aufwendig. „Wir renovieren eigentlich immer“, so die Besitzerin. Jede bauliche und gestalterische Veränderung, und seien es nur die Sonnenschirme auf der Terrasse, müssen mit dem Amt für Denkmalschutz abgesprochen werden.