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Expertendebatte um NachverdichtungWie will Leverkusen zukünftig wohnen?

Lesezeit 3 Minuten

Alexander Dederichs (GBO, v.l.), Wolfgang Mues (WGL), Baudezernentin Andrea Deppe, Grünen-Fraktionschefin Roswitha Arnold, Oliver Sachs und Hendrik Marcial von der Firma Paeschke diskutierten über Nachverdichtung und Stadtplanung.

Leverkusen – Leverkusens Wohnraum ist begehrt. Die Erweiterung der Stadt nach außen ist begrenzt, doch wie stark kann man in den innerstädtischen Flächen „nachverdichten“, also alte Gebäude abreißen um Immobilien mit mehr Wohnraum zu bauen? Dieser Frage sind am Dienstagabend Wohnungsbauexperten bei einer Diskussionsrunde auf Einladung der Grünen nachgegangen.

Baudezernentin Andrea Deppe betonte, wie dringend mehr Wohnraum in den Leverkusener Innenstädten nötig sei. Der Druck auf die Region werde immer größer, Deppe sprach von einem „Überschwappeffekt“ aus Köln. Doch bevor man nachverdichten kann, muss man erstmal die Grundstücke ausfindig machen, die für eine solche Bebauung geeignet sind. Mit dem Baulückenkataster, das vergangenes Jahr aufgestellt worden war, konnte die Stadt Leverkusen 550 Baulücken ausmachen, die Potenzial hätten. Doch ergiebig war die Vorgehensweise bislang eher weniger. Bei gerade einmal 30 Baulücken konnten Eigentümer und Bauträger zusammengebracht werden, räumte Deppe ein.

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Die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft (WGL) läuft auf vollen Touren: Sie wird in diesem Jahr die Marke von 7000 Wohnungen knacken, prognostizierte ihr Chef Wolfgang Mues. Als Beispiele für aktuelle Nachverdichtungsprojekte nennt er Unstrutstraße und Memelstraße in Rheindorf oder die Helenenstraße in Manfort. Mues verwies auch daraufhin, dass Nachverdichtungen die Chance bieten, den Energieverbrauch zu senken. Schließlich würden neue Immobilien auch nach neuen Standards gebaut. Bei den WGL-Wohnungen konnte der Energieverbrauch durchschnittlich um ein Viertel gesenkt werden, rechnete er vor.

Konflikt zwischen Grün- und Wohnflächen

Doch es bleiben Vorbehalte bei dem Thema Nachverdichtung. Roswitha Arnold, Fraktionsvorsitzende der Grünen, machte mehrmals auf den Konflikt zwischen Grünflächen und der Wohnungsnot aufmerksam. Ein Thema, das auch viele Zuhörer umtrieb. Eine Stadt müsse lebenswert bleiben, war der vorherrschende Tenor. Immer mehr Wohnungen, mehr Wachstum, mehr Nachverdichtung: „Irgendwo ist ein Limit“, betonte eine Besucherin.

Auch Sorge um eine schöne Architektur schwang bei der Diskussion mit. Dass Nachverdichtung nicht automatisch heißt, dass unansehnliche Hochhäuser gebaut werden müssen, darauf wies Alexander Dederichs vom Gemeinnützigen Bauverein Opladen hin. „Wir dürfen die Fehler der 60 und 70er Jahre nicht wiederholen“, mahnte er.

Andere Besucher vermissten den großen Wurf, Visionen für das Wohnen in Zukunft. „Die Konzepte zur Nachverdichtung sind logisch, aber auch konventionell. Trotzdem entsteht keine spannende Stadt“, bemängelte Klaus Wolf von den Grünen. Eine Vision wäre einigen Zuhörern zufolge eine Neue Bahnstadt ohne Autos gewesen. „Das ist ein spannendes Thema“, stimmte Baudezernentin Deppe zu. Mit einer städtischen Wohnungsgesellschaft könne man auch viel steuern. Allerdings dürfe man den Bürgern nicht irgendwelche Konzepte „überstülpen“. Die Entwicklung müsse aus der Gesellschaft kommen.

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