Frauke Dannert stellt in den Räumen des Kunstvereins Leverkusen aus.
„Somewehre else“Der gesamte Raum im Kunstverein Leverkusen wird zur Installation
Wenn sich Frauke Dannert in den Räumen des Kunstvereins Leverkusen in den Remisen von Schloss Morsbroich für ein Pressefoto mitten in den Raum stellt, dann hat es weniger damit zu tun, dass die Künstlerin Nahaufnahmen scheut, sondern, dass man, um ihr Werk zu verstehen, den ganzen Raum betrachten muss. Natürlich fällt das Wandgemälde mit seinen farbigen, horizontal verlaufenden Schichten am meisten ins Auge. Aber es gehört mehr dazu, um zu verstehen, was für Dannert „Somewhere else“ bedeutet.
Denn der Betrachter oder die Betrachterin ihres Werks soll sich hineingezogen fühlen. In die künstliche Natur, die Dannert durch die Farbgebung an der Wand schafft, und die in den Raum hineinzugreifen scheint. Dazu hat die Künstlerin Elemente an der Wand montiert, sodass die Wand nicht nur eben ist. Am Boden gehen weitere Elemente in den Raum hinein. In der Mitte des Raums steht ein großes Objekt, das ebenfalls dazugehört, auf dem sich Menschen aber auch ausruhen können.
Leverkusen: Künstlerin schafft Brüche
Aber der Betrachter soll auch immer wieder aus „Somewhere else“ herausgeholt werden. Dafür sorgen Brüche, die die Künstlerin bewusst in ihr Werk einstreut. Zum Beispiel durch die schwarz-weißen Frottage-Werke an den Wänden. Frottage ist eine Technik, die Max Ernst erfunden hat. Dabei legt die Künstlerin ein Papier über eine Struktur und reibt diese mit einem Bleistift durch. Bei Frauke Dannert waren es Gräser, die sich mittels Grafit auf Papier durchdrücken. In Teilen sind sie in Blattformen angeordnet, erinnern mit ihren Stielen, die wie Beine wirken, auch an Vögel. Die Natur zieht sich also auch in den Brüchen durch das Werk von Dannert.
Es ist allerdings eine „gebaute Natur“, wie sie es nennt. Dekonstruktion mit anschließender Neukonstruktion spiele in ihrem Werk eine große Rolle. „Ich will nicht nur Bilder an die Wand hängen“, sagt die Künstlerin im Gespräch über ihren Ansatz, den gesamten Raum mitzudenken. „Begehbar“ soll ihre Kunst sein, buchstäblich. Durch die Dekonstruktion bekannter Motive möchte sie eine „Illusion“ aufbrechen. Gleichzeitig sollen die Welten, die sie aufbricht, wieder zusammengeführt werden. Aber eben auf ihre Weise, mal eindeutiger, mal subtiler.
Diese „gebaute Natur“ passe ins Park-Ensemble von Morsbroich. Denn die Natur sei dort überall, allerdings auch nicht unbearbeitet, sondern so, wie die Menschen sie sich gemacht hätten. Im zweiten Raum, den Frauke Dannert gestaltet hat, ist die Brechung noch deutlicher als im ersten Raum zu erkennen. Mitten auf der bunten Wandmalerei ist eine weitere Collage angebracht. Darauf hat sie Architekturfragmente und Naturformen miteinander verschmolzen. Erst also dekonstruiert und dann wieder neu zusammengesetzt.
Beide Räume sind jedoch nicht getrennt voneinander zu betrachten. Trotz Unterbrechung ziehen die Betrachter eine Verbindung zwischen den beiden farbigen Wänden, denken sie weiter, um so eine Gesamtinstallation zu erkennen. „Ein Habitat“, wie Frauke Dannert es nennt. Einen Zufluchtsort, der auch etwas Märchenhaftes habe.
Die Ausstellung, die durch das Landeskulturministerium gefördert wird, ist bis zum 13. Oktober zu sehen, also auch in der Kunstnacht.