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Schlebuscher SEK-EinsatzWie aus einer Inszenierung fast ein echter Überfall wurde

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Ein Spezialeinsatzkommando verhinderte Ende Juli 2016 mit seinem Zugriff in Schlebusch den Überfall auf den Geldboten.

Leverkusen – Ein ausführliches Geständnis hat Mittäter Adnan F. (Name geändert) am Mittwoch im Landgericht Köln abgelegt, wo die Hauptverhandlung des Revisionsprozesses zu dem geplanten Raubüberfall auf einen Rewe-Geldboten vor drei Jahren fortgesetzt wurde. F. sitzt wegen eines Überfalls auf ein Leichlinger Ehepaar im Jahr 2016 seit drei Jahren in Haft.

Nachdem er im Mai 2016 aus der Haft entlassen wurde, lernte Adnan F. über seinen Freund Martin L. (Name geändert) Peter K. (Name geändert) kennen. Dieser habe ihn angesprochen, ob er nicht Lust habe Geld zu verdienen, indem er gemeinsam mit Martin L. einen Raubüberfall inszenieren würde. Peter K. kenne den Filialleiter eines Rewe-Marktes, der täglich zwischen zehn und 14 Uhr die Tageseinnahmen zu einer Bankfiliale bringe. Der Rewe-Mitarbeiter sollte mit den Tätern kooperieren, indem er ihnen das Geld übergibt und die Tat im Nachhinein als einen Raubüberfall inszeniert. Der Geldbote sprang jedoch einige Wochen vor dem geplanten Überfall ab. Für die Täter war schnell klar: Dann muss es eben ein richtiger Überfall werden.

F. sollte Fahrer rekrutieren

Adnan F.s Funktion dabei sollte das Rekrutieren eines Fahrers für das Fluchtfahrzeug gewesen sein. Peter K. stellte das Auto zur Verfügung, nach eigener Aussage wollte er es aber keinesfalls fahren. „Das hätte ich mich ehrlichgesagt nicht getraut“, gab Peter K., der 2016 mit einer Bewährungsstrafe davonkam, im Rahmen seiner Aussage vor Gericht zu.Die Tat war ursprünglich für den 18. Juli 2016 geplant gewesen. Da bis dahin jedoch immer noch kein Fahrer gefunden worden war, wurde die Tat um eine Woche verschoben.

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Einen Tag vor der Tat holten Peter K., Adnan F. und ein weiterer Täter, Paul W. (Name geändert), eine Pistole auf einem Parkplatz ab. Adnan F. sei anschließend mit zwei Freundinnen feiern gegangen und erst am nächsten Morgen um sechs Uhr nach Hause gekommen. Bis das SEK gegen 9.45 Uhr in seine Wohnung eindrang und ihn verhaftete, sei er zu müde und lustlos gewesen, um die dauerhaften Anrufe seiner Mittäter zu beantworten. „Eine wichtige Rolle hatte ich bei dem Überfall sowieso nicht und ein schlechtes Gewissen ehrlichgesagt auch nicht“, antwortete der Inhaftierte auf die Nachfrage des Richters, warum er so kurzfristig abgesprungen sei. Doch nicht nur Adnan F. hatte kalte Füße bekommen: Paul W. habe aufgrund mangelnden Vertrauens gegenüber Peter K. am Tag der Tat um zwei Uhr morgens per Telefon zurückgezogen.

„Martin L. war trotzdem bereit, die Tat durchzuziehen“, richtet der Verteidiger von Martin L. während der Verhandlung aus. Der Angeklagte selbst weigerte sich auszusagen – trotz mehrfacher Aufforderung des Richters.

Laut der Aussage von Peter K. war er am Morgen des 25. gemeinsam mit Martin L. zum Schlebuscher Bahnhof gefahren. Dort sollten sie einen Fahrer treffen, der Peter K. nach Hause bringen und anschließend den Fluchtwagen zum Tatort fahren sollte. „Am Bahnhof haben wir uns dazu entschieden, einzuschreiten“, berichtete ein Polizist aus dem Zeugenstand. Die Polizei war Adnan F. und Martin L. bereits wegen eines vorherigen Raubüberfalls auf der Spur und konnte die Planung der Tat per Telefon überwachen und den Überfall verhindern.