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Verkehr vor SchulenDarum ist Jugendlichen Radfahren in Leverkusen zu gefährlich

Lesezeit 3 Minuten
Ein Auto biegt auf eine Fahrspur, die für Busse und Fahrräder gekennzeichnet ist.

Radfahrer sollen an der Wöhlerstraße die Busspur nutzen, die queren aber auch Autos – viel zu gefährlich, finden Jugendliche.

In der Planwerkstatt „Jugend in Bewegung“ haben rund 50 Jugendliche von drei innerstädtischen Schulen ihre Umgebung analysiert und mit Stadtverantwortlichen besprochen.

Natürlich: Als Vertreterin des Naturgut Ophoven ist Britta Demmer vor allem an einer klimafreundlichen Verkehrsgestaltung gelegen. „Meine Erkenntnis des Tages aber ist: Wir müssen den Verkehr erst sicherer machen.“ Denn nur, wenn sie sich im Stadtverkehr sicher fühlen könnten, würden Jugendliche auch wirklich auf das Fahrrad umsteigen. Das haben Demmer, Dezernent Alexander Lünenbach, Mobilitätsmanager Christian Syring und ADFC-Chef Kurt Krefft bei der Planwerkstatt „Jugend in Bewegung“ gelernt. Ein Fahrrad auf die Straße malen, das reicht nicht.

Über die Wöhlerstraße würde ich nie fahren, da fühle ich mich gar nicht sicher
Naila, 15, Schülerin der Realschule am Stadtpark

Das etwa ist das Beispiel von Naila und Laura. Die beiden 15-Jährigen sind Schülerinnen der Realschule am Stadtpark und haben ihre Probleme, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. „Über die Wöhlerstraße würde ich nie fahren, da fühle ich mich gar nicht sicher“, sagt Naila. Hier wurde kürzlich ein Fahrradsymbol auf die Busspur aufgemalt, diese soll nun auch als Radweg dienen. Doch teilen sich Radfahrer die Spur nicht nur mit den eindeutig stärkeren Bussen, sondern auch mit vielen Autofahrern die die Spur queren, um ins Parkhaus der Rathaus-Galerie zu fahren.

Britta Demmer mit vier Jugendlichen an einer Karte mit Markierungen.

Britta Demmer (2.v.r) vom Naturgut bespricht mit Jugendlichen ihre Beobachtungen.

Zwei Wochen lang hatten die Schülerinnen und Schüler von drei Schulen die Aufgabe, sich das Umfeld ihrer Schule genau anzuschauen und sich Gedanken über die Verkehrssituation zu machen. „Da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, was hier alles falsch läuft“, sagt Jasper, der an der Gesamtschule Schlebusch sein Abitur macht. „Bis dahin dachte man immer: Das ist halt so und hat es nicht hinterfragt.“ Etwa, warum eine Treppe von der Schule direkt auf der Straße endet.

Marktplatz als grüne Insel

Doch als die Schülerinnen und Schüler der Stadtverantwortlichen ihre Beobachtungen und Ideen mitteilen, stoßen sie schnell an Grenzen. Eine Umgestaltung des Marktplatzes: Schwierig, schließlich finden hier der Wochenmarkt und die Kirmes statt. An der Gesamtschule wünschen sich die Schüler eine Ampel. „Da haben wir gelernt, dass dann die ganze Ampelschaltung der Stadt angepasst werden müsste“, sagt Jasper. Also vielleicht nur eine Verkehrsinsel?

Ganz häufig enden die Fahrradwege plötzlich auf der Straße, meistens an Stellen, wo die Fahrbahn ohnehin sehr eng ist
Timo, Schüler der Gesamtschule Schlebusch

Ein zentraler Kritikpunkt der Jugendlichen: Es fehlt ein zusammenhängendes Radwegenetz. „Ganz häufig enden die Fahrradwege plötzlich auf der Straße, meistens an Stellen, wo die Fahrbahn ohnehin sehr eng ist. Das macht mich unsicher“, sagt Timo. Und der Schlebuscher Gesamtschüler ist immerhin schon 17 Jahre. „Viele haben auch gesagt: Wir können das vielleicht noch einigermaßen überblicken und einschätzen, aber unsere jüngeren Geschwister würden wir hier nicht lang fahren lassen“, berichtet Demmer.

Und das sind eben die Radfahrer der Zukunft, die es zu überzeugen gilt. Jasper hat bereits einen Führerschein, und ja, manchmal nehme er aus Bequemlichkeit auch das Auto für den Schulweg von Wiesdorf nach Schlebusch. „Da habe ich noch einmal einen ganz anderen Blick darauf bekommen, wie gefährlich der Verkehr ist, wenn alle sich eine Fahrbahn teilen müssen“, sagt der 18-Jährige.

Dass das nicht so sein müsse, machen Städte wie Amsterdam, Paris und natürlich das Paradebeispiel Kopenhagen vor, zeigt Demmer den Jugendlichen. Denn die sind ja nicht nur die Radfahrer von morgen, sondern auch die Verkehrsplaner. Und die sollten nicht als alternativlos hinnehmen, was die Nachkriegsgeneration im Autohype gebaut hat.