Leverkusen – Die vermeintliche Erfolgsmeldung vom Dienstag zeigt einmal mehr das Problem: Wenn Straßen NRW demnächst endlich die Solinger Straße anpackt, nicht nur die Fahrbahn sanieren will sondern auch den Streifen daneben, wird das leider nicht der große Durchbruch für Fußgänger und Radfahrer, sondern eher ein Anlass für Anregungen und Beschwerden - wie an vielen Stellen in der Stadt: „Da wird ja kein Radweg gebaut, sondern nur der Fuß- und Radweg instand gesetzt“, sagt Kurt Krefft. Für eine tatsächliche Verbesserung, die den Regeln des Straßenbaus entspricht, „müsste man da eine 5,25 Meter breite Anlage bauen“, rechnete der verkehrspolitische Sprecher des ADFC Leverkusen am Mittwoch vor: 75 Zentimeter Abstand von der Fahrbahn plus 1,50 Meter Fuß- plus drei Meter Radweg, weil der dort in beiden Richtungen befahren wird. Das plane Straßen NRW sicher nicht. Und das wundert Leverkusens obersten Fahrrad-Lobbyisten auch gar nicht.
Dass in dieser Stadt wie sonst kaum irgendwo um Flächen für den Verkehr gerungen werden muss, gilt ja nicht nur beim Ausbau der Autobahnen oder dem vierten Bahngleis für den RRX. Dort, wo sich Fußgänger, Auto- und Radfahrer den Platz teilen müssen, gibt es regelmäßig Konflikte. Ein Begriff, der die Lage beschönigt, sagt Krefft mit Blick auf das Beispiel Lützenkirchener Straße. „Die gefährlichste Straße in Leverkusen“, lautet sein Urteil. Weil dort alles zusammenkommt, was Radeln unangenehm machen kann: Auf Höhe der Feldstraße, beim Aldi, geht der Radstreifen vom Fußweg auf die Fahrbahn über. Autofahrer überrascht das regelmäßig – das ist nicht gut für die Radfahrer.
Hupen, das geht ja noch
Am Abzweig Pommernstraße ist der Radweg eine derart große Zumutung, dass er nicht mehr benutzt werden muss. Problem: „Autofahrer wissen das nicht. Da wird man regelmäßig angehupt“, ist Kreffts Erfahrung. Wobei Hupen ja noch nicht mal so gefährlich ist. Weiter die Straße hoch stelle ein Handwerker am Abend regelmäßig seinen Fuhrpark auf dem Radstreifen ab, hat der ADFC-Mann beobachtet. Nicht erlaubt, aber geduldet.
Immer wieder listet der ADFC in seinem „Rad-Anzeiger“ neuralgische Punkte auf, an denen es besser laufen könnte für die Fahrer ohne Knautschzone. Dass die Radwegmängel-Karte derzeit keine weiteren Punkte mehr verzeichnet, liegt nicht daran, dass die ihr zugrundeliegende Liste nicht mehr zu verlängern ist: Die Internet-Präsenz des Vereins wird gerade umgebaut und schluckt keine neuen Einträge. Dass zwischen dem im Rathaus formulierten Anspruch, den Anteil des Radverkehrs um der Klimarettung willen wesentlich zu erhöhen und der Wirklichkeit noch eine große Lücke klafft, weiß man auch dort. Sie nach und nach zu schließen, ist die Aufgabe von Ralf Uttich. Seit Jahresbeginn ist er offizieller Radverkehrsbeauftragter. Und die Lage auf der Lützenkirchener Straße kennt der in der Verwaltung hoch angesiedelte Mann.
Ärger an der Ampel
Doch so komplexe Probleme wie dort sind nicht so schnell zu lösen. Zumal mit Umbauten auch nicht alles in den Griff zu bekommen ist. Und die brauche es auch gar nicht überall, sagt Kurt Krefft. Viel wäre schon zu gewinnen, wenn man an den Ampelschaltungen in der Stadt etwas ändern würde. Oder ein paar Mängel beseitigen. Beispiel Bensberger Straße, Schlebusch: An der beampelten Kreuzung mit der Saarstraße wurde auf der Fahrbahn eine Aufstellfläche für Radler aufgemalt. Der Zweck: Sie stehen vor den Autos und sind im Blickfeld deren Fahrer. Eigentlich eine Errungenschaft, auch wenn viele Autofahrer das noch nicht nachvollziehen. An dieser Stelle aber, sagt Krefft, sehne er Autos herbei, weil die Induktionsschleife für Radler nicht funktioniert – „dann steht man da ewig“. Die Falle hat er im Rathaus gemeldet.
ADFC-Mann Krefft könnte noch viel mehr aufzählen – dem Verein wird einiges zugetragen. Klar ist: Bis Leverkusen nicht nur fahrradfreundlich heißt, sondern es auch wirklich ist, muss noch viel getan werden.
Wo ist Radeln gefährlich oder auch „nur“ beschwerlich? Schreiben Sie uns Ihre Beobachtungen: