Leverkusen – Seinen Job verdankt er letztlich dem „Mobilitätskonzept 2030+“. Ab 1. Januar 2021 ist Ralf Uttich Radverkehrsbeauftragter in der Stadtverwaltung. Der Diplom-Verwaltungswirt besetzt eine Stabsstelle im Baudezernat, das heißt, zwischen ihm und der Dezernentin Andrea Deppe gibt es keine Hierarchiestufe mehr. So weit oben steht auch Christian Syring, der sich als Mobilitätsbeauftragter für alle Facetten der Verkehrswende einsetzen soll.
Uttich ist seit einem Jahr zurück in Leverkusen. Zuvor hat er im Bergisch Gladbacher Rathaus die Unfallkommission geleitet. Acht lehrreiche Jahre seien das gewesen, sagt er am Donnerstag – „wir haben einiges bewegen können“, die Straßen sicherer gemacht für die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Zu dieser Gruppe zählt Uttich auch die Radfahrer. Das macht seinen Job nicht eben einfacher, „aber wir haben nichts von Lösungen, die nicht für alle Radler taugen“. Auch wenn Rennrad-Fahrer oft andere Bedürfnisse bei der Verkehrsführung haben als Kinder.
Die Aufgaben sind vielfältig
Sein Aufgaben-Programm beschreibt der Radbeauftragte als nahezu unendlich. „Wir müssen auf jeden Fall mehrgleisig fahren“, sonst würden Effekte seiner Arbeit nicht schnell genug spürbar. Es gehe um die Wegeführung für die Radler, aber eben auch um die Verbesserung der vorhandenen Infrastruktur: Schlaglöcher müssen gefüllt, Wurzelaufwürfe geglättet werden. An den Ampelschaltungen könne viel verbessert werden, allerdings sei es schwierig, den anderen Verkehrsteilnehmern etwas wegzunehmen. Also den Autofahrern. „Ich habe nun mal nur eine Minute, in der ich allen gerecht werden muss“, so Uttich.
Dass die Umverteilung in der maximal autogerecht gedachten Stadt Leverkusen schwierig ist, liegt für den erfahrenen Verkehrsplaner auf der Hand. Oft großzügig angelegte Straßen bedeuten nicht, dass die Automobilisten gut gönnen können.
Im Lastenheft, das der Radbeauftragte ab Januar abarbeiten will, stehen viele Anregungen des ADFC. „Wir sind da in ganz engem Austausch“, sagt Uttich. Die Radler-Lobby im Vereinsstatus soll die Bedürfnisse kanalisieren – trotzdem wird sich Ralf Uttich nicht nur auf den Club verlassen, wenn es um ein fahrradfreundlicheres Leverkusen geht.
Froh ist er darüber, dass der Stadtrat wenigstens schon mal den Rahmen geschaffen hat für eine andere als die auf das Auto zentrierte Mobilität. Insofern scheint ihm die Verkehrswende weitgehend unstrittig, auch wenn sich schon herausgestellt hat, dass es in Einzelfragen sehr schwierig werden kann. Das Hin und Her beim Ausbau des Radwegs am Mühlengraben will der Fahrrad-Förderer lieber nicht kommentieren. Fahrradstraßen sind schon ein besseres Thema. Oder der Ausbau des Fahrrad-Leihsystems, die Pedelecs und die elektrischen Lastenräder. Über deren Einführung müssen sich die Förderer der Mobilitätswende noch ein paar Gedanken machen. Aber es gehört zum Konzept, etwas auszuprobieren.
Deshalb gibt es seit Donnerstag auch die erste Fahrrad-Reparatursäule in der Stadt. Sie steht an der Ostseite des Opladener Bahnhofs, am Fuß der Treppe bei den Fahrradboxen. Drinnen ist ein komplettes Werkzeugset, das freilich an Stahlseilen hängt, damit man es nicht mitnimmt. Auf ein Gestell kann man sein Rad hängen, was das Hantieren enorm erleichtert. Wer eine Anleitung braucht, findet an der Säule einen Aufkleber mit QR-Code, der das Smartphone auf eine hilfreiche Internetseite leitet.
Zur Ausstattung gehört eine Stand-Luftpumpe, die auch für Rollstühle und Kinderwagen geeignet ist. Will man die Säule benutzen, muss man eine Münze haben. Das funktioniert wie beim Einkaufswagen – nur, dass neben dem Euro auch 50-Cent- und Zwei-Euro-Stücke passen. Das Geld bekommt man zurück.