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Die perfiden Wölfe im Schafspelz heulen vor der eigenen Haustüre

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Die Villa Wuppermann.

Die Villa Wuppermann.

Der Rechtsextremist Markus Beisicht führt alle Demokratinnen und Demokraten in Leverkusen vor. Perfider und dreister geht es kaum.

Von einem „Familienfest“, sogar einem „Kindergeburtstag“, sei im Vorfeld die Rede gewesen. Doch wie auch immer das, was am 5. Januar in der Villa Wuppermann stattfand, letztlich zu bezeichnen ist, spielt eigentlich keine Rolle. Was eine Rolle spielt: Dass Markus Beisicht, Chef der rechtsextremistischen Partei Aufbruch Leverkusen, dort eine Rede hielt, die an Unverfrorenheit nicht zu übertreffen war.

Frank Weiffen

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Denn: Im Namen aller Bürgerinnen und Bürger der Stadt richtete er, der – um es noch einmal zu betonen – Rechtsextremist, Grußworte an die Besucherinnen und Besucher der von ihm selbst übrigens als „deutsch-russisches Familienfest“ betitelten Zusammenkunft. In einem städtischen Haus. Zu einer Zeit, in der das von ihm seit jeher hartnäckig verteidigte Russland die Ukraine nach wie vor mit Krieg überzieht. Und in der der Rechtsextremismus in Deutschland wieder salonfähig zu werden scheint.

Leverkusen: Der OB wird gnadenlos bloßgestellt

Mit diesem Auftritt, nachzuerleben in all seiner Perfidität auf der Social-Media-Plattform Facebook, stellt Beisicht nicht nur den stets konsequent um jedwede Integration und menschliches Miteinander bemühten OB Leverkusens als Hausherr der Villa Wuppermann gnadenlos bloß. Er instrumentalisiert auch alle Menschen in dieser Stadt, die mit den Machenschaften des Aufbruchs und ähnlicher Vereinigungen und Parteien aus gutem Grund nichts zu tun haben wollen.

Natürlich kann – und muss – die Frage gestellt werden: Wie konnte es passieren, dass dieses als ideologische Bühne missbrauchte Treffen überhaupt zustande kam? Warum wurde es genehmigt? Nun: Die Stadt verfährt in diesem Falle letztlich demokratisch. Was per se gut ist.

Doch am Ende ist es viel wichtiger, dass die Menschen in Leverkusen durch diesen Vorgang erstens einmal mehr vor Augen geführt bekommen, wie perfide die politischen Wölfe im Schafspelz verfahren. Wie kalkuliert sie jene Demokratie ausnutzen, die ihnen oft genug ein Dorn im Auge ist. Und dass sie zweitens verinnerlichen: Die da spielen ihr Spielchen nicht nur in Potsdamer Landhotels. In den ostdeutschen Bundesländern. Bei pro-russischen, anti-israelischen, pro-rechten Demos auf den Straßen der ganz großen Städte. Nein: Die da spielen es sogar hier, vor der eigenen Haustüre. Die Wölfe heulen in Schlebusch. In einem Haus, das für Gemeinschaft steht – nicht für Ausgrenzung und Spaltung.