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Ein letztes „Da Capo“Dirigentin Bar Avni verabschiedet sich bei offener Probe von Bayer Philharmonikern

Lesezeit 2 Minuten
Bar Avni steht auf einem Podest vor dem Orchester. Auch die Musikerinnen und Musiker haben sich erhoben.

Würdiger Abgang mit Standing Ovations: Dirigentin Bar Avni bei ihrer letzten Probe mit den Bayer-Philharmonikern

Passend zum letzten gemeinsamen Übungsabend ließen das Leverkusener Orchester und seine Dirigentin Bar Avni musikalisch die Wolken im Erholungshaus aufziehen.

Nicht viele waren am Mittwochabend ins Leverkusener Erholungshaus gekommen, um im Rahmen des Kulturfestivals „Sprungbrett“ der offenen Orchesterprobe der Bayer Philharmoniker zu lauschen. Diejenigen – es waren etwa 30 Zuschauende – die sich die Zeit nahmen, wurden dafür Zeuginnen und Zeugen eines ganz besonderen Übungsabends, an dem zum Ende sogar ein paar Tränen flossen.

Denn es war die letzte gemeinsame Orchesterprobe mit der preisgekrönten Chefdirigentin Bar Avni. Ihr Abschlusskonzert gab die Israelin bereits am 16. Juni. Trotzdem wurde am Mittwoch noch einmal an den Details von Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre „Die Hebriden“ gepfeilt. Und das trotz Abschiedsschmerz in nicht minder mitreißender Art.

„Wir duzen uns, heute machen wir alles ganz familiär, alles ganz normal“, gab Avni die Stimmung für den Abend vor. Musikalisch ließ sie dennoch grauen Dunst und dichten Nebel im Konzertsaal aufziehen, gepaart mit harmonischen, zuversichtlichen Klängen. „Könnt ihr das hören, spürt ihr die Wolke?“, fragte sie das Publikum, das sie für einen Perspektivwechsel teilweise inmitten des Orchesters platzierte.

Bayer-Philharmoniker spielen Mendelssohn Bartholdys „Die Hebriden“

Das Bild von nassem Sprühregen und Gewitter, durchzogen von einzelnen Sonnenstrahlen – alles Eindrücke, die Mendelssohn inspiriert von Reisen auf die schottische Inselgruppe im gleichnamigen Stück in Musik übersetzte – waberte tatsächlich durchs Erlebnishaus. „Verrückt, oder? Das ist so gut komponiert“, zeigte sich Bar Avni begeistert.

Auszusetzen hatte sie natürlich trotzdem noch so einiges: „Pomm, Pomm, nicht Ba Ba“, so der Auftrag an ihre Streicherinnen und Streicher. „Das ist zu mechanisch, wir müssen so spielen, dass wir die Flexibilität der Welt spüren. Vergesst die ganzen schwarzen Noten.“ Und wieder und wieder: „Nochmal von vorne.“

Dass die Dirigentin und die Philharmoniker im abschließenden Durchgang fast selbst zur schottischen Naturgewalt mutierten, zeigte sich nicht nur in den ausladenden, mal wellenartigen, mal donnergleichen Bewegungen Avnis hinter ihrem Pult. Das Gefühl, so schien es, schwappte auch auf die Musikerinnen und Musiker über, wie auf Anne Lankenau, der die Hingabe am Kontrabass anzusehen war. „Sie kriegt sie alle, die Bockigsten, die Stursten, die Schüchternen“, sagte sie über die Frau, die die Führung des Orchesters nun nach drei Jahren abgibt.

Einmal noch „Tutti Da Capo“ (alle von vorne). Dann dirigierte Bar Avni ihre Philharmoniker zum letzten Mal durch Mendelssohns Sturm, bis auch die letzten Töne unaufgeregt wie kleine Regentropfen verhallten. Danach war endlich Zeit für warme Abschiedsumarmungen – aus dem ein oder anderen Auge tropfte es dennoch weiter.