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Deutsches Rotes KreuzLeverkusener Kreisverband stellt Chronik zu 75-jährigem Bestehen vor

Lesezeit 4 Minuten
Ein Gruppenfoto von Leverkusener Einsatzkräften des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Jahre 1989.

Ein Gruppenfoto von Leverkusener Einsatzkräften des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Jahre 1989.

Der DRK-Kreisverband Leverkusen feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Ein Jahr hat es gedauert, die Geschichte in einer Chronik zu bündeln.

„Uns war nicht klar, wie weit wir damit kommen würden“, räumte Josef Peters, Kreisgeschäftsführer und Heimleiter des DRK-Kreisverbandes Leverkusen, ein. Gemeinsam mit seinem Vorgänger Toni Blankerts hat er federführend eine 200 Seiten umfassende Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Leverkusener DRK-Kreisverbandes erarbeitet. Ein sehr herausforderndes Projekt, denn das Hochwasser von 2021 zerstörte das gesamte Archiv mit Bildern und Dokumenten.

„Wir beide repräsentieren zusammen gut 50 Jahre Geschichte unseres Kreisverbandes“, verwies Peters auf seinen Mitstreiter Blankerts. Nachdem „die braune Brühe der Wupper alles zunichte gemacht“ habe, sei ihnen der Gedanke gekommen, dass keiner mehr so richtig weitergeben könne, was in der Vergangenheit passiert sei, wenn sie einmal nicht mehr da seien. Aus diesem Grund hätten sie über verschiedene Wege versucht, historische Dokumente und Bilder zu finden. Vieles hätten sie rekonstruieren können, aber vollständig sei die Chronik nicht, so Peters.

Kalender helfen bei beschwerlicher Rekonstruktion

Sie und weitere DRK-Mitglieder hätten im eigenen Keller nach Material gesucht, berichtete Peters. Zudem hätten beispielsweise das Stadtarchiv und die Firma „Herrmann/Kaechele“ Bilder aus dem eigenen Bestand zur Verfügung gestellt. Trotz dieser Unterstützung sei der Reproduktionsprozess „sehr viel Arbeit gewesen“. Tausende von Bildern seien zusammen gekommen, „aber dann schaut man auf die Rückseite und dann steht da kein Name drauf“, schilderte Blankerts die mühselige Recherche: „Wen kann man denn jetzt noch fragen?“

Helferinnen des DRK-Bahndienstes in Leverkusen.

Helferinnen des DRK-Bahndienstes in Leverkusen.

Ein sehr ertragreicher Weg sei der Blick in die eigenen Kalender zurückliegender Jahre gewesen, verriet Peters. Von seinen 27 Jahren beim DRK in Leverkusen habe er alle analogen Kalender in seinem Büro verwahrt. Viele Kollegen hätten ihn für altmodisch gehalten, aber in dieser Situation sei dieser Umstand sehr hilfreich gewesen, da er so sehr viele Ereignisse habe nachvollziehen und zuordnen können. So sei ein umfangreiches Werk entstanden, das die bewegte Geschichte des DRK-Kreisverbandes von seiner Gründung 1948 bis zum 75. Geburtstag im vergangenen Jahr darstelle, zeigte sich Blankerts stolz.

10 Millionen Euro Gesamtschaden nach Flutkatastrophe in Leverkusen

Die Festschrift zeige die Entwicklung des Kreisverbandes von einer Organisation für Katastrophenschutz zu einem Wohlfahrtsverband, erläuterte Blankerts. Dieser setze sich in Leverkusen heute beispielsweise aus einem Altenheim, mehreren Kindertageseinrichtungen, einer Sozialstation und Begegnungsstätten zusammen, führte Peters aus. Wenn er zurück blicke, sei ihm nicht nur wegen des zerstörten Archivs die Hochwasserkatastrophe noch besonders präsent. „Am 15. Juli 2021 haben wir den Landesverband darüber informiert, dass wir in eine eigene Katastrophe geraten sind“, erinnerte sich der Heimleiter.

Toni Blankerts (v.l., ehemaliger Kreisgeschäftsführer und Heimleiter des DRK-Kreisverbandes) und sein Nachfolger Josef Peters präsentieren stolz die Chronik zum 75-jährigen Bestehen ihres Kreisverbandes.

Toni Blankerts (v.l., ehemaliger Kreisgeschäftsführer und Heimleiter des DRK-Kreisverbandes) und sein Nachfolger Josef Peters präsentieren stolz die Chronik zum 75-jährigen Bestehen ihres Kreisverbandes.

Dieser habe einen Notstromgenerator bereitgestellt. „Andernfalls hätten wir die Tore dicht machen können“, bekräftigte Blankerts. Ungefähr 1,9 Millionen Liter Wasser hätten die gesamte Haustechnik des damals mit 80 Bewohnern ausgelasteten Altenheims in Opladen innerhalb kürzester Zeit zerstört. Der Toilettengang sei nur mit Taschenlampe möglich gewesen und das Essen hätte in Campingkochern zubereitet werden müssen. „Die Verpflegung bestand erstmal größtenteils aus Suppe mit Einlage und war eher so wie im Pfadfinderlager“, erzählte Peters.

Krisendurchsetzte Geschichte des Leverkusener Kreisverbandes

Eigentlich seien sie seit 2020 in einem nahtlosen Dauerkrisenzustand gewesen, so Peters. Am 27. Juli 2021 seien im Zuge der Explosion im Chempark 23 Helfer unter anderem mit der ärztlichen und seelsorgerischen Betreuung von Betroffenen 179 ehrenamtliche Stunden im Einsatz gewesen. Zudem habe sie die Corona-Pandemie insbesondere bei dem Betrieb des Pflegeheims vor große Herausforderungen gestellt. „Insgesamt sind wir aber gut durchgekommen“, betonte Peters. Sie hätten keinen coronabedingten Todesfall zu beklagen gehabt.

Neben der lokalen Geschichte des Kreisverbandes, die unter anderem Hilfstransporte nach Tscherkassy oder in die Ukraine sowie den Besuch berühmter Politiker wie Franz Müntefering und Norbert Blüm beinhaltet, stellt die Chronik auch die Historie des Roten Kreuzes als internationale Organisation dar: Von der Entstehung bei der Schlacht von Solferino 1859 bis hin zur noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegründeten zentralen Such- und Namenskartei für die Ermittlung des Schicksals von Angehörigen. Insgesamt gibt es 900 Exemplare der Chronik, die der Leverkusener Kreisverband Interessierten kostenlos überlässt.