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„Kintawelt“Ein Co-Working-Arbeitsplatz mit Kinderbetreuung in Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Tünde Licz-Egharevba in den neuen Räumen der Kintawelt in Alkenrath, in denen es auch Co-Working-Arbeitsplätze gibt.

Tünde Licz-Egharevba in den neuen Räumen der Kintawelt in Alkenrath, in denen es auch Co-Working-Arbeitsplätze gibt.

Die Leverkusener Kindertagespflege „Kintawelt“ bietet in Alkenrath nun Co-Working-Arbeitsplätze mit angeschlossener Kinderbetreuung an.

Homeoffice mit Kleinkind: Klingt zunächst praktisch. Funktioniert aber nicht. Das musste auch Tünde Licz-Egharevba feststellen. „Nach der Geburt meines ersten Kindes dachte ich, ich könnte von zu Hause aus arbeiten, während das Baby friedlich neben mir liegt“, erinnert sich Inhaberin der Leverkusener Kinderbetreuung „Kintawelt“. Die Realität: „Ich war immer darauf angewiesen, dass meine Mutter vorbeikam und sich mit dem Kleinen beschäftigt hat.“ Dann konnte Licz-Egharevba im Nebenraum arbeiten, ganz in der Nähe, aber eben doch in Ruhe.

Das möchte Kintawelt nun auch jungen Eltern ermöglichen, die keine Großeltern greifbar haben. An der Nikolaus-Groß Straße in Alkenrath hat Kintawelt eine neue Dependance gegründet, die flexibel genutzt werden kann. In dem großen Spielzimmer findet regelmäßig ein „Open Play“ statt, zu dem Eltern mit ihren Kindern bis fünf Jahren zum Spielen kommen und sich nebenbei auch mit anderen Eltern zum Kaffeetrinken hinsetzen können.

„Wir finden, das ist ein wichtiges Angebot, weil nicht jeder die Möglichkeit und Zeit hat, sich bei einer festen Spielgruppe anzumelden“, erklärt Licz-Egharevba. Dennoch sei der Austausch für Kinder und Eltern wichtig. Hier können sie spontan entscheiden, ob es gerade in den familiären Zeitplan passt, das Kind gesund und ausgeschlafen ist. Bezahlt wird nur, wenn man auch kommt, fünf Euro kosten zwei Stunden Spielzeit, Kaffee und Wasser inklusive.

Raum mit Sofas und Schreibtischen

Im angrenzenden Raum können Eltern wahlweise arbeiten oder sich auch mal auf Sofa legen

Und dann gibt es eben auch die Möglichkeit, sein Kind zur Betreuung durch ausgebildete Erzieherinnen anzumelden und sich selbst zum Arbeiten in den Nebenraum zu setzen. Das kostet sechs Euro pro Stunde für ein Kind, bei zwei Kindern sind es neun Euro, eine Zehnerkarte verkauft Kintawelt für 54 Euro. Plätze können nach Verfügbarkeit online gebucht werden. „Je nachdem, wie viele Buchungen wir haben, sind wir mit einer oder zwei Erzieherinnen hier und können dann bis zu zehn Kinder aufnehmen“, erklärt die Leiterin.

Die Idee zu dem Co-Working-Angebot hatte sie schon vor vielen Jahren. „Wir haben lange nach einer passenden Location gesucht und sind dann in Küppersteg fündig geworden“, erzählt Licz-Egharevba. An der Windhorststraße wollten sie eine Großtagespflege mit angeschlossenem Büroraum einrichten. Aber: „Wir hatten den Bauantrag schon fertig – und dann kam Corona“. So stand sie vor der Wahl, das ursprüngliche Konzept durchzuziehen oder in den Räumen zwei Kindertagespflegen einzurichten. „Die Co-Working-Idee war damals dann zu riskant“, erklärt die Unternehmerin und entschied sich für die beiden Tagespflegen Wolkenhaus und Wirbelwind.

Kitaplätze sind Mangelware

Doch obwohl Kintawelt ihr Angebot in Leverkusen kontinuierlich ausbaut, steckt die Kinderbetreuung nach der Pandemie in einer noch größeren Krise: Kitaplätze gibt es ohnehin zu wenige und auch wer einen ergattert hat, kann nicht sicher sein, dass sein Kind wirklich dauerhaft betreut ist. Schließzeiten, Personalmangel - Eltern finden sich oft spontan in einem Spagat zwischen familiären und beruflichen Verpflichtungen wieder. Deswegen glaubt Licz-Egharevba, dass ihr Angebot hier für Entlastung sorgen kann.

Noch wichtiger ist ihr aber, einen Raum zu schaffen, in dem Eltern und Kinder sich ungezwungen treffen können und der verschiedene Angebote bietet. Einmal die Woche gibt es bereits Yoga-Kurse, auch eine Kooperation mit einer Physiotherapiepraxis besteht bereits, Gespräche mit dem Kinderzirkus laufen. Die Räume können auch für Familienfeiern oder Kindergeburtstage gemietet werden, mit Selbstversorgung oder Catering von einer benachbarten Pizzeria.

Schade findet die Unternehmerin, dass es keine staatliche Förderung für Co-Working mit professioneller Kinderbetreuung gibt: „Das habe ich jetzt auch unserer Familienministerin in einer Mail geschrieben“. Dieses Potenzial sollte nicht ungenutzt bleiben, wenn nun bereits ungelernte Kräfte in Kitas eingesetzt werden dürfen, um die Personalnot zu lindern.

Was die Eltern in der Zeit machen, die ihre Kinder im Spielraum verbringen, ist Tünde Licz-Egharevba dabei vollkommen egal. „Wir haben eine Stammkundin, die sagte mir letztens: Ich freue mich schon die ganze Woche darauf, mich dann bei Euch mal eine halbe Stunde aufs Sofa zu legen und die Augen zuzumachen“, erzählt sie lachend.