Hans-Peter Hoffzimmer verehrt die Muttergottes und kümmert sich um ein Heiligenhäuschen. Doch das Kleindenkmal hat offenbar einen Feind.
HeiligenhäuschenEin Freiwilliger kämpft in Leverkusen gegen Zerstörung und Schmutz

Hans-Peter Hoffzimmer kümmert sich mit anderen um den Marienstock an der Ecke Altenberger Straße / Am Steinberg. Jetzt hat er Probleme.
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Im Leben des Lützenkircheners Hans-Peter Hoffzimmer (84) hat der Bildstock an der Ecke Altenberger Straße/Am Steinberg eine besondere Bedeutung, weshalb er sich seit Jahren um das religiöse Kleindenkmal im Osten Leverkusens kümmert. Die blau ausgemalte Nische in der mit Backsteinen gemauerten Säule ist zwar solide und mit einem schmiedeeisernen Türchen und einer dahinter befestigten Plexiglasscheibe gesichert, dennoch schafften es Unbekannte, den Bildstock zu beschädigen. Im Februar warf jemand die Scheibe ein, indem er eine tönerne Engelsfigur dagegen warf.
Die Plexiglasscheibe musste erneuert werden, ein Schreiner im Ort half dabei. Hoffzimmer erstattete Anzeige, aber ohne Erfolg. Aber die Störungen hören nicht auf. Jetzt ist der Mann ernsthaft erbost, weil irgendjemand ständig Steine und Dreck in die Nische in „seinem“ Heiligenhäuschen wirft.
Zum Ortstermin hat er seinen Bekannten Bernhard Geuß mitgebracht. Der war lange in der Quettinger Kirchengemeinde aktiv und auch ihm liegt die Kamper Madonna schon seit Kindertagen am Herzen. Er kümmert sich, wie Hoffzimmer und das Ehepaar Hallek, um den Erhalt des Bildstocks. Erwischt haben die beiden noch niemanden auf frischer Tat. Wer der Übeltäter sein könnte, darüber macht sich Hoffzimmer seine Gedanken, aber mehr als einen vagen Verdacht hat er nicht.

Ein Hinweis an die Vandalen.
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Immer wieder werden religiöse Symbole in der Stadt beschädigt. Jede Küsterin, jeder Küster kann diese Geschichten erzählen: In Hitdorf rissen Unbekannte ein Wegekreuz vom Sockel, an der Gezelinkapelle warfen Übeltäter sogenannte Fußfallstationen eines Kreuzwegs um, in Schlebusch musste die Kirchentür von einem aufgesprühten Hakenkreuz gereinigt werden.
Aber die Kleindenkmäler können unter Umständen auch von Behörden bedroht werden: Zuletzt mussten – aus heiterem Himmel – alle privaten kleinen Denkmäler 656172 auf ihre Standsicherheit überprüft werden. Dem Hörensagen nach war irgendwo eins umgefallen.

Der Bildstock mit der Kamper Madonna und dem Eiben-Busch an der Ecke Altenberger Straße / Am Steinberg. Hinten halb links am Horizont steht die Feuerwache.
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Als sich die Leverkusener Feuerwehr beklagte, dass die imposante Eibenhecke, die die Kamper Madonna früher umschlossen hatte, die Sicht der Rettungswagenfahrer behindert und deshalb halb abgeschnitten werden musste, musste die stark beschnitten werden. Jetzt kann man im Ernstfall schneller um die Kurve fahren. Dieser Verlust ist laut Hoffzimmer und Geuß aber verschmerzbar. Die beiden finden aber, dass es ein Glück sei, dass die Madonna auf privatem Grund steht, sonst wäre sie womöglich schon weg.

Die Kamper Madonna an der Ecke Altenberger Straße / Am Steinberg.
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Die innige Beziehung Hoffzimmers zu seiner Madonna hat ihren Ursprung in mehreren Hilfeleistungen, die der Raumausstatter der Muttergottes zuschreibt: Vor fast 70 Jahren, als sechsjähriger Junge, habe er auf einem Anhänger gestanden. Darauf lagen Holzstämme; die sollten über die Straße Am Steinberg zu einer Schreinerei hinunter nach Steinbüchel transportiert werden.
Hoffzimmer erzählt, sein Onkel habe auf der anderen Seite auf der Ladefläche neben den Stämmen gestanden. In der Kurve vorm Rittergut Steinbüchel kippte der Anhänger um: Onkel und Neffe sprangen beide ab, jeder zu seiner Seite. Der Onkel überlebte nicht, ihn erschlugen die Holzstämme. Der Neffe blieb wie durch ein Wunder unverletzt und lief durch Bruchhausen nach Hause zur Mutter.
Einen Autounfall überlebte Hoffzimmer als Erwachsener. Als der Wagen von der Straße abkam, konnte der gläubige Mann gerade noch ausrufen: „Heilige Muttergottes, hilf!“, bevor die das Auto förmlich um einen Baum gewickelt habe. Er blieb unverletzt, stieg einfach aus dem Wagen aus. Das war das zweite Wunder. Kein Wunder ist es also, dass Hoffzimmer nicht mag, wenn jemand den Bildstock und mit seiner bronzenen Madonna beschmutzt.
Die Geschichte des Bildstocks
„Man darf annehmen, dass schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Fronleichnamstag die Prozession der Pfarrei St. Maurinus durch die sogenannte Obere Honschaft führte, wozu neben Kamp, auch Hirzenberg, Ropenstall, Wiebertshof, Köttershof, Sporrenberg und Bruchhausen gehörten“, heißt es in einem Begleitpapier zu einer Geschichts-Exkursion durch Lützenkirchen zur Kamper Madonna. Diese Prozession sei fester Bestandteil im kirchlichen Leben bis zum Krieg und danach noch bis 1963 gewesen.
Nach mündlicher Überlieferung soll ein Kaufmann aus Wuppertal eine Statue der Muttergottes als Himmelskönigin auf einem Sockel errichtet haben. Darum herum wurden Eiben angepflanzt. In den 1930er-Jahren schloss sich die Eibenhecke zu einem Gewölbe, das von der Stadt sogar zum Naturdenkmal erklärt wurde. Nach mehrmaliger Zerstörung des Gitters und dem Diebstahl der Marienstatue stifteten Martha und Josef van Heukelum die heutige bronzene Schutzmantelmadonna aus der Werkstatt des Lützenkirchener Bildhauers Paul Marx.
Quelle: Heinrich Boden, Josef van Heukelum, Artur Müller, Rolf Müller und Rudolf Sykora, „Begleitschrift zum 3. Rundgang durch Lützenkirchen am 31. Oktober 1999“, hg. vom Männerchor Bruchhausen 1864 und vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Lützenkirchen/Quettingen (VVV), Leverkusen, Seite 12f.