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„Will immer mehr Karneval“Leverkusens einzige inklusive Feier begeistert junge Jecken

Lesezeit 3 Minuten
Verkleidete Männer und Frauen feiern Karneval in einem Saal.

Moses Nebel feiert begeistert Karneval gemeinsam mit seiner Mutter Andrea Nebel, Heike Donate und Sebastian Kunert (v.l.).

In diesem Jahr fand zum 42. Mal die inklusive Karnevalsfeier der närrischen Lebenshilfe statt – und zum zweiten Mal in Hitdorfs Stadthalle.

Am Samstagnachmittag machten sich viele Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung auf den Weg in die Hitdorfer Stadthalle: Unter dem Motto „Jecke Träume, Bunte Welt“ feierten sie gemeinsam Karneval – auf Leverkusens einziger inklusiver Sitzung. Zum zweiten Mal seit der vierjährigen Coronapause stieg das Fest in Hitdorf. Denn der frühere Veranstaltungsort Lindenhof in Manfort ist nicht barrierefrei.

Bereits vor eigentlichem Beginn der Veranstaltung herrschte eine herausragende Stimmung im Saal, die Vorfreude war spürbar. Auch Moses Nebel konnte es gar nicht mehr abwarten, bis es endlich losging. Verkleidet als Maoam, seine Lieblingssüßigkeit, hüpfte er aufgeregt hin und her. „Ja, ich will immer mehr Karneval feiern“, freute sich der 24-jährige, der unter dem Downsyndrom leidet. Sein Lieblingskarnevalslied ist ein Klassiker: „Mer stonn zo Dir FC Kölle“ von den Höhnern.

Karnevalsfeier in einem bunt geschmückten Saal

Inklusives Publikum feiet und tanzt direkt vor der Bühne mit

Den Enthusiasmus für das Feiern und den Karneval verdankt er seiner Mutter. „Schon als kleines Kind hat er immer direkt laut mitgesungen, wenn wir an Karneval an den Kneipen vorbeigegangen sind. Manchmal sogar so laut, dass andere überrascht waren, dass mein Sohn die Texte kennt“, erklärte Andrea Nebel, Moses Mutter. Daher kommt sie bereits seit 23 Jahren mit ihrem Sohn zu der inklusiven Karnevalsfeier, denn für ihn ist das jedes Mal aufs Neue das Jahreshighlight. Gerade weil Moses so gerne feiert, würde sie sich mehr solcher Angebote in Leverkusen wünschen.

Hier brauchen die Menschen keine Hemmungen zu haben oder sich zu verstecken, sondern können so mitmachen wie sie es wollen. Sonst sind behinderte Menschen die Lust haben zu feiern nicht so gerne gesehen“
Heike Donate

Auch wenn Heike Donates Sohn, Sebastian Kunert, der eine körperliche Einschränkung hat und im Rollstuhl sitzt, nicht so gerne feiert, findet auch sie das Angebot ausbaubar. „Hier brauchen die Menschen keine Hemmungen zu haben oder sich zu verstecken, sondern können so mitmachen wie sie es wollen. Sonst sind behinderte Menschen, die Lust haben zu feiern, nicht so gerne gesehen“, sagte Donate. Ihrer Meinung nach werden Behinderte in der Gesellschaft immer noch versteckt. Zu beobachten ist das zum Beispiel im ersten Arbeitsmarkt. Dort sind sie nur ausnahmsweise zu finden. Meist haben Arbeitsstellen, die eigens für sie eingerichtet worden sind.

Leverkusen: Karnevals-Angebote für Menschen mit Förderbedarf fehlen

Die Tatsache, dass es zu wenig Angebote zum Feiern für Menschen mit Förderbedarf gibt, ist auch für Jürgen Ostermann, Vorstand der Lebenshilfe Leverkusen, ein Ärgernis. „Wir organisieren diese inklusive Karnevalssitzung jetzt zum 42. Mal und bis heute sind wir auch die einzigen. Das zeigt schon alles“, erklärte Ostermann. Die circa 240 Karten waren bereits im Vorverkauf alle unter die Leute gebracht. Auch das unterstreicht, wie wichtig und beliebt eine solche Feier ist. Besonders dankbar ist Ostermann auch den Wiesdorfer Rheinkadetten, denn diese haben sich um das Programm gekümmert: Verschiedene Tanzgruppen und eine Band sorgten für Stimmung auf der Bühne.

Wir organisieren diese inklusive Karnevalssitzung jetzt zum 42. Mal und bis heute sind wir auch die einzigen. Das zeigt schon alles
Jürgen Ostermann, Vorstand der Lebenshilfe Leverkusen

Pünktlich ging die Musik an und das Lied „Denn wenn et trömmelche jeit“ von den Räubern ertönte aus den Boxen. Mit viel Elan betraten Mitarbeiter der Lebenshilfe den Saal und schmissen mit Popcorn und Kamelle um sich. Am Gang stand natürlich auch Moses, der direkt mitsang und sich auch die ein oder andere Süßigkeit schnappen konnte. Auch als der kölsche Gruß „Alaaf“ zu hören war, riss er wie selbstverständlich den Arm in die Höhe. Auf die Frage, wer Lust habe zu feiern, ging ein lautstarkes und einstimmiges „Ja“ durch den Saal.

Für den ersten Auftritt an diesem Tag waren die Wiesdorfer Rheinkadetten mit dem 52. Kinderprinzenpaar Lennart I. und Sophie I. zu Besuch. Der Kinder- und Jugendtanzkorps zeigten verschiedene Tänze und sorgten für eine tolle Stimmung. Die Anwesenden standen von ihren Plätzen auf uns versammelten sich direkt vor der Bühne, um besser zu sehen, aber auch gemeinsam zu tanzen. Im Anschluss traten die „Funken on fire“ der Roten Funken Leverkusen, das Tanzkoprs „Kölsche Vita“ sowie die Karnevalsband „Altreucher“ aus Dormagen auf.