Das Schlebuscher Freiherr-vom-Stein-Gymnasium mit seinem Bühnenschwerpunkt hat die Aula schmerzlich vermisst.
Denkmalschutz, Flut und KriegLeverkusener Aula nach sechs Jahren endlich fertig
Sechs Jahre und 5,3 Millionen Euro später – und die Aula des Freiherr-vom Stein-Gymnasiums sieht wieder aus, wie in den 70er-Jahren. „Wenn man hier hereinkommt, kann man denken: Wo ist denn das ganze Geld geblieben“, sagt Maria Kümmel etwas scherzhaft. Denn natürlich erstrahlt die Aula nach der aufwändigen Sanierung im neuen Glanz. Aber die Optik ist ganz die alte geblieben: So will es der Denkmalschutz, unter dem das Gebäude seit 2009 steht. Selbst die 700 Sitze umfassenden Stuhlreihen sind noch im Original, allerdings komplett restauriert. Sodass sie fast wie neu aussehen. „Tatsächlich war das viel aufwändiger, als die alten einfach wegzuschmeißen und neue einzubauen“, sagt Projektleiter Joachim Schmitz. Und wenn schon nicht günstiger, sei das zumindest nachhaltiger, ergänzt Kümmel.
Es ist das vorläufige Ende einer langen Geschichte mit vielen Hindernissen: Schon im Jahr 2017 musste die 1965 von dem Leverkusener Architekten Jochen Heuser entworfene Aula repariert werden: Durch marode Regenwasserleitungen war es zu Wassereinbrüchen gekommen. Bei der Behebung der Schäden stellten sich erhebliche Brandschutzmängel und ein hoher altersbedingter Sanierungsbedarf heraus. Nach einer zwischenzeitlichen Komplettsperrung durfte die Schule sie etwa ein Jahr lang noch unter Auflagen nutzen, Anfang 2021 begann schließlich die Sanierung.
Und dann kam das Hochwasser. Zwar blieb die Aula selbst weitestgehend verschont, doch die Technik im Keller darunter und einige dort eingelagerte Materialien wurden zerstört. Darunter ein großer Teil der historischen Holzvertäfelung, die bereits von der Wand abgenommen und bis zur Aufarbeitung im Keller gelagert werden sollte. „Die Vertäfelung an der Seitenwand ist nicht betroffen, die haben wir aufbereitet und wieder aufgehängt“, erklärt Schmitz. „Der Teil um die Bühne ist originalgetreu nachgebildet worden.“ Leichte Unterschiede in der Struktur und Nutzungsspuren bei den Originalteilen sind zu erkennen.
Erst im Januar 2022 konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden – und wurden direkt durch den beginnenden Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen erschwert. Im Schlussspurt kam dann noch ein schwerwiegender Fehler hinzu. „Ein Handwerker hat durch unsachgemäßes Arbeiten ein Teil in der Deckenkonstruktion zerstört, das aufwendig neu gefertigt werden musste“, erklärt Kathrin Domke von der Abteilung Hochbau/Neubau. In der Zwischenzeit musste das Gerüst im Innenraum stehen bleiben und es konnten keine anderen Arbeiten ausgeführt werden. So wurde die Aula nicht, wie vorgesehen, zum neuen Schuljahr fertig, sondern erst jetzt.
Weihnachtskonzert gerettet
„Immerhin haben wir Weihnachten gerettet“, sagt Kümmel zu Schulleiter Andreas Röhrig, der sehr glücklich darüber ist, dass auf der Bühne trotz letzter Arbeiten an der Technik Proben stattfinden können. Denn am Dienstag, 19. Dezember, soll hier das große Weihnachtskonzert der Schule stattfinden. „Wir sind eine Schule mit einem Bühnenkunstschwerpunkt, für uns ist die Aula von elementarer Bedeutung“, sagt Röhrig. Zwar sind die Musik-Ensembles, Theater- und Tanz-Gruppen auch in der Zwischenzeit aufgetreten, mussten aber ins Erholungshaus oder das Pfarrheim ausweichen. „Dass wir unsere Aula jetzt wieder nutzen können, ist ein großes Glück für uns.“
In Anbetracht der vielen Hindernisse sind die Baukosten gar nicht so stark explodiert, wie man befürchten könnte. 4,1 Millionen Euro standen in der ursprünglichen Ratsvorlage, 5,3 Millionen Euro sind es letztendlich geworden. Dafür hat nicht nur die historische Ausstattung neuen Glanz bekommen, auch moderne Technik ist eingezogen: Die charakteristischen Deckenleuchten wurden nachgebaut und mit LED-Lampen ausgestattet, die Wände von innen heraus gedämmt, die Lüftung erneuert. Eine neue Traverse an der Decke bietet die Möglichkeit, Scheinwerferlicht optimal zu steuern, Bühnentechnik, Beleuchtung und Lautsprecheranlage sind auf dem neuesten Stand der Technik, auch ein Beamer wurde fest installiert.
Die Glasfassade, ein Großkunstwerk des französischen Künstlers François Chapuis in Form einer „mur lumière“, einer leuchtenden Wand, musste im Rahmen der Sanierung besonders geschützt werden. Diese Konstruktion soll zu einem späteren Zeitpunkt restauriert werden.
Neues Erprobungsstufenzentrum
Die alten Container sind abgeholt, Anfang 2024 sollen die Tiefbauarbeiten auf dem rückwärtigen Gelände des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums beginnen. Hier entsteht ein neues Erprobungsstufenzentrum für die Jahrgangsstufen fünf und sechs, finanziert aus Landesmitteln für die Rückkehr zu G9. „Wir sind leicht hinter dem Zeitplan, aber wenn es im neuen Jahr losgeht, hoffe ich, dass es dann auch alles fluppt“, sagt Joachim Schmitz. Fertig werden soll es zum Schuljahresbeginn 2025, ergänzt Schulleiter Andreas Röhrig. „Ja, so in die Richtung“, sagt Schmitz vorsichtig – Versprechungen will er nach der Erfahrung mit der Aula nicht machen.