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Leverkusen-Hitdorf-LangelHydraulik war wieder Schuld an der Havarie der Rheinfähre

Lesezeit 3 Minuten
Die Hitdorfer Fähre ist nach 15 Uhr mit vier Fahrgästen und zwei Besatzungsmitgliedern manövrierfunfähig abgetrieben, hat Anker geworfen und wird in den Hafen geschleppt.

Schlechte Sicht, Dunkelheit: Rettungsaktion für die Hitdorfer Fähre im Rheinstrom am Dienstagabend.

Die „Fritz Middelanis“ liegt inzwischen sicher im Niehler Hafen.

Für die vier Fahrgäste und die zwei Besatzungsmitglieder, die am Dienstag mit der manövrierunfähigen Hitdorfer Fähre abgetrieben sind, wird der Abend unvergesslich bleiben. Wann gerät man in unseren Breiten schon in Seenot? Die 1962 gebaute und am Dienstag havarierte „Fritz Middelanis“ sei noch am Abend in den Niehler Hafen geschleppt worden, berichtet Christian Lorenz, Sprecher des Eigners HGK (Häfen und Güterverkehr Köln AG). Mit einem Kran konnten inzwischen auch zwei Autos von der Fähre gehievt werden.

Am Hitdorfer Hafen: Die Fähre „Fritz Middelanis“ fällt wieder für längere Zeit aus.

Am Hitdorfer Hafen: Die Fähre „Fritz Middelanis“ fällt wieder für längere Zeit aus.

Die Havarie war mitten im Strom während einer normalen Überfahrt zwischen Langel und Hitdorf geschehen. Auf der anschließenden, wenige hundert Meter langen steuerlosen Irrfahrt auf dem Rhein sollen die vier Fahrgäste die Nerven behalten haben, war zu hören. Die Situation war durchaus ernst, bei einem Zusammenstoß mit einem Frachtschiff hätte die Fähre durchaus untergehen können.

Der Kapitän funkte einen Notruf und ließ auf Höhe Rheinkilometer 706 genau vor dem Hafen außerhalb der Mole im Strom zwei Anker ausrauschen, um die Fahrt zu stoppen. Mit dem Manöver konnte er die „Fritz Middelanis“ in eine stabile Lage bringen. Den Notruf um 15.44 Uhr hatte ein naher Frachter gehört, der an der Seite der verankerten „Fritz Middelanis“ festmachte und sie noch weiter stabilisierte. Zusätzlich kamen die Leverkusener und Kölner Feuerwehr und die Wasserschutzpolizei nach Hitdorf.

Leverkusen: Currenta-Schiff kommt zur Hilfe

Die Passagiere wurden zunächst im Aufenthaltsraum der Fähre betreut, dann konnten sie auf das zur Hilfe herbeigeeilte Feuerlöschschiff von Currenta überwechseln. Das Schiff habe sie in Hitdorf an Land gebracht, sagte Lorenz.

Feuerwehrleute auf der manövrierunfähig abgetriebenen Fähre am Dienstagabend.

Feuerwehrleute auf der manövrierunfähig abgetriebenen Fähre am Dienstagabend.

Der Frachter, der an der Seite der Fähre lag, hatte das Ziel Hafen Köln-Niehl. Man entschied, dass er die manövrierunfähige Fähre dorthin mitnehmen könne: Schließlich waren die Schiffe schon vertäut. HGK-Sprecher Lorenz konnte am Mittwoch den genauen Grund für die plötzliche manövrierunfähigkeit der Fähre noch nicht nennen. Das soll ein unabhängiger Gutachter herausfinden. Die „Fritz Middelanis“ muss in eine Werft, wo die HGK ihr Schiff auch wieder flott machen lassen will. Unklar ist, wie lange das dauert, dazu konnte Lorenz nichts sagen, man muss aber wohl mit einem Ausfall von mehreren Wochen rechnen.

Die Fähre fällt wegen der Hydraulik oft aus

Was genau ist technisch passiert? Lorenz sagt, dass die elektrohydraulische Steuerung ausgefallen sein soll. Die „Fritz Middelanis“ wird nicht mit einem herkömmlichen Ruder gesteuert, das wäre bei einer Rheinfähre kaum möglich. Die Fähre hat vier Maschinen mit je einer Schiffsschraube, die unten aus dem Schiffsboden herausragen. Sie sind drehbar: Mithilfe der – jetzt ausgefallenen – Hydraulik können die Motoren immer paarweise in jede Richtung gestellt werden, sodass die Fähre gut zu manövrieren ist.

Die Havarie kam nicht aus heiterem Himmel, weil die Probleme mit der Steuerung in diesem Jahr nicht ungewöhnlich sind. Immer wieder muckte die Hydraulik und führte zu Unterbrechungen des Betriebs. Zuletzt musste das Schiff deshalb im September 2023 pausieren. Auch im April und im Februar dieses Jahres fiel der Fährbetrieb wegen Problemen mit der Hydraulik aus.


In der Fährsaison 2021/22 leistete die Fritz Midelanis 300 000 Beförderungen, davon 50 000 Pkw und 60 000 Fahrräder. Der Rest sind hauptsächlich Fußgänger. Für Traktoren und andere langsame Fahrzeuge, die nicht über die Autobahnbrücke fahren dürfen, ist die „Fritz Middelanis“ wichtig. Die nächste Brücke, die für solche Fahrzeuge in Frage kommt, sind die Kölner oder die noch weiter entfernten Düsseldorfer Innenstadtbrücken. Auf lange Sicht soll die Fritz Middelanis einen CO₂-neutralen Antrieb bekommen, damit beschäftigen sich zurzeit zwei Hochschulen. (rar)