Am Dienstagabend stellte die Führung der Stadtentwicklungsgesellschaft den 54 Eigentümern des Leverkusener Wohnhochhauses ihr Konzept vor.
Marodes EinkaufszentrumIn Leverkusens City C sollen fast 250 neue Wohnungen entstehen
Es war kein leichter Gang, den Björn Krischick am Dienstagabend in Richtung Forum antrat. Auf einer Sackkarre schob der Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM) eine Sperrholzkiste vor sich her. Drinnen ein Modell der City C, wie sie vielleicht schon 2030 aussehen könnte: bis auf einen kleinen Supermarkt kein einziges Geschäft, stattdessen wenige Büros und vor allem Wohnungen. Mit 34 davon will die SWM den Eigentümern sehr nah auf die Pelle rücken: Sie sollen im Erdgeschoss und den ersten beiden Etagen des Wohnhochhauses entstehen, um den sich jetzt noch die frühere Woolworth-Filiale zieht. Der Komplex hat mit derzeit 54 die meisten Eigentümer und somit auch die mit Abstand komplexeste Struktur. 74 Wohnungen gibt es dort, auch die SWM hat sich in dem Bau am Europaring eingekauft, mit vier Objekten.
Die Eigentümerversammlung am Dienstagabend hatte für Krischick und die SWM eine enorme Bedeutung. Die Teilhaber der City C sollen davon überzeugt werden, dem ganzen und seit langem größtenteils leerstehenden Komplex eine andere Besitzstruktur zu geben: „Es soll nicht mehr nur eine Eigentümergemeinschaft geben, sondern am Ende fünf“, erklärte Krischick am Dienstag. Also für jeden großen Komplex eine: Im Sparkassenbau hätte die Bank weitestgehend das Sagen, im Ärztehochhaus der Alleineigentümer, im Wohnhochhaus die dortigen Eigentümer.
Bleiben zwei weitere Einheiten, jeweils für die geplanten Neubauten. Anstelle des heutigen Reisebüros Hebbel an der nordöstlichen Kante der City C soll ein höheres Bürogebäude entstehen. Und in der Mitte des heutigen Einkaufszentrums ist an ein maximal sechsgeschossiges, aber weitläufiges Haus gedacht, in dem „so um die 200 Wohnungen“ untergebracht werden können, so Krischick. Alle zur Miete.
Letzteres soll das Herzstück der neuen City C werden. Indes: Zuvor muss gewissermaßen im Bauch des über fünf Jahrzehnte alten Gebildes an der Friedrich-Ebert-Straße operiert werden. Und zwar grundsätzlich. Sobald die Tiefgarage saniert und statisch ertüchtigt ist, um den neuen Aufbau zu tragen – damit soll in einem Jahr begonnen werden –, wird aus dem „Rohrgeschoss“ darüber ein gigantischer Blumentopf gemacht.
Die Versorgungsleitungen werden neu verlegt, das gut zwei Meter hohe Untergeschoss mit Substrat aufgefüllt. Das alles, um acht bis 15 Meter hohen Bäumen das Überleben zu ermöglichen und die heute von fast ausnahmslos leerstehenden Geschäften gesäumte Passage in Richtung Sparkasse zu einem grün umsäumten, gepflasterten Fußweg zu machen.
Rentabilität ist nicht zu erwarten
Allein diese Untergrund-Konstruktion nebst der großen Verkehrsflächen ist dafür verantwortlich, dass die neue City C „nicht rentabel ist“ – da legt sich Krischick fest. Die enormen Investitionen machen das Objekt enorm teuer. Stand heute müssten sich auch die Wohnungseigentümer an dem Komplett-Umbau beteiligen. Das würde für sie teuer. Aus Sicht des Entwicklers SWM hätte das aber einen noch viel größeren Nachteil: Jeder der großen Schritte, die Krischick und sein Team gehen wollen, müsste von allen Wohnungseigentümern abgesegnet werden. Das ist in der Praxis kaum denkbar. Und der Grund, warum schon die Stadt-Beauftragten Rainer Häusler und Gert Geiger das Thema Eigentümergemeinschaft ganz oben auf der Tagesordnung hatten.
Björn Krischick und seine SWM sind – nach Jahren des Stillstands – vom Stadtrat mit viel mehr Wumms ausgestattet worden. Millionen konnten für Aufkäufe von weiteren Ladenlokalen aufgewendet werden. Denn klar ist: Die Stadt-Tochter muss weitgehend Herr im Haus sein, um den Komplett-Umbau durchziehen zu können. Die Sparkasse und den Eigentümer des Ärzte-Hochhauses weiß Krischick auf seiner Seite. Beide wollen die neue City C und haben auch keine Probleme mit den enormen Eingriffen, die dafür notwendig sind.
So soll das Ärztehochhaus einen Sockel-artigen Anbau bekommen, in dem unten der kleine Supermarkt und im ersten Stock eine große, nämlich viergruppige Kita angesiedelt werden. Auf die Frage, wo die Kinder denn spielen sollen mitten in der City, hat Krischick auch eine Antwort: auf dem Dach. Begrünt werde das ja ebenso wie alle anderen Dachflächen.
Insgesamt soll die City C eine enorme Aufwertung erfahren. Auf eine gigantisch teure Sanierung müssten sich die Eigentümer des Wohnhochhauses allerdings nicht einstellen, verspricht SWM-Chef Krischick. Natürlich müsse an der Versorgungstechnik gearbeitet werden – die Fassade aber ließe sich ohne großen Aufwand so aufhübschen, dass sie im Vergleich zum neuen Drumherum nicht negativ auffällt. Im Modell, das Krischick am Dienstagabend ins Forum fuhr, strahlt ohnehin alles in Cremeweiß.