Der Opladener Geschichtsverein hat seine Ausstellung zum 50. Jahrestag der kommunalen Gebietsreform eröffnet.
„50 Lev“Ist der 1. Januar 1975 die Geburtsstunde der Stadt Leverkusen?
Es ist nur ein Fragezeichen. Ein kleines Schriftzeichen nach fünf Wörtern. Doch es ist ungemein wichtig, das zeigt schon die Diskussion, die sich im Pressegespräch zur neuen Ausstellung des Opladener Geschichtsvereins „Lev 50“ ergibt. Die Historiker haben nämlich den bald anstehenden 50. Jahrestag des Inkrafttretens der Kommunalen Gebietsreform zum Anlass genommen, um zu fragen: „Die Geburtsstunde einer neuen Stadt?“. Und ob es nach 50 Jahren eine gesamtstädtische Leverkusener Identität gibt, ist auch nach den vergangenen Jahrzehnten umstritten.
Am 1. Januar 1975 trat die Reform in Kraft und schuf damit die Stadt Leverkusen in ihrer jetzigen Form. Drei Optionen hatte es dabei gegeben, erklärte Prof. Jürgen Mittag, Leiter der entsprechenden Arbeitsgruppe im OGV. Erstens: Leverkusen als kreisfreie Stadt bestehen zu lassen. Zweitens: Leverkusen nach Köln einzugemeinden. Und 3. Den Rhein-Wupper-Kreis in einen Rheinisch-Bergischen Kreis aufgehen zu lassen, in dem die beiden Städte Opladen und Leverkusen unabhängig voneinander existieren. Letztlich wurde es Variante eins und unter anderem Opladen und Bergisch Neukirchen wurden zu Stadtteilen von Leverkusen.
Wie es dazugekommen ist, wie die Bevölkerung das wahrgenommen hat und was das über das heutige Leverkusen aussagt, hat der Opladener Geschichtsverein in gut neun Monaten zusammengetragen. Dabei haben sie auch die Bürgerinnen und Bürger eingebunden. So wuchs die entsprechende Arbeitsgruppe um die eine oder andere Person, die bisher noch nicht im OGV mitgewirkt hatte. Auch hatte der OGV nach Zeitzeugnissen gefragt, die den Weg in die Ausstellung in der Villa Römer gefunden haben.
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Fünf Räume der Villa haben die Mitglieder nach unterschiedlichen Schwerpunkten gestaltet. Sie zeigen anhand von Karten, Zeitungsausschnitten und historischen Dokumenten, wieso es die Gebietsreform gab, welche Traditionslinien dazu bis in die napoleonische Zeit zu finden sind, schildern die unmittelbare Vorgeschichte und entstehende Schwierigkeiten sowie die langfristigen Nachwirkungen des Prozesses.
Dabei, das ist dem OGV um seinen Vorsitzenden Michael Gutbier, wichtig, soll die Ausstellung nur der Anfang sein. Im Jubiläumsjahr 2025 sollen Werkstättengespräche, Bürgerdialoge und andere Veranstaltungen zum Thema folgen. „Informieren und zugleich Fragen aufwerfen“, wolle man, sagt Gutbier. Mit dabei ist die Volkshochschule Leverkusen. Günter Hinken, deren Leiter, bekräftigt den Gedanken um die Kontroverse, die das Thema aufwerfe. „Wir wollen Fragen in den Mittelpunkt stellen“.
Die Frage, die sich bei dem Thema aufdrängt, ist die nach einer Leverkusener Identität. Gibt es die oder sind die Opladener nach wie vor Opladener? Markus Pott aus Opladen ist Teil der Arbeitsgruppe und hat einen erwartungsgemäßen Standpunkt. Opladen sei in der Folge der Gebietsreform in Sachen Stadtentwicklung benachteiligt worden, meint er. Die Gebietsreform sei eher ein formales Ereignis gewesen.
Michael Gutbier findet, dass die Stadt bei der Neugründung versäumt habe, etwas für eine Identitätsfindung zu tun. Leverkusen war eher durch Bayer geprägt, Opladen zu Beispiel durch das Ausbesserungswerk. Aber, schränkt er ein, man habe im Laufe der Jahrzehnte da einiges korrigiert. Zum Beispiel durch die neue Bahnstadt. Trotzdem: „Es stichelt etwas, ohne, dass man es festmachen kann“, versucht er zu beschreiben.
Jürgen Mittag sagt, dass man damals wohl tatsächlich unterschätzt habe, wie der Zusammenschluss in der Bevölkerung ankommt. Aber nicht nur für die Frage Opladen oder Leverkusen gilt das. Mittag berichtet von 65.000 Unterschriften, die Leverkusenerinnen und Leverkusener unter dem Titel „Lev muß leben“ an den Landtagspräsidenten abgegeben hatten.
„Die Kölner hätten sich eigentlich denken können, mit wem sie sich anlegen“, sagte dazu Bürgermeister Bernhard Marewski in seinem Grußwort zur Eröffnung. Die Enttäuschung darüber, dass die Stadt Opladen bei der Reform ihre Unabhängigkeit verloren habe, trügen manche Menschen noch heute, sagte er. „Die Ausstellung ist der Versuch, Antworten zu geben, die für das Selbstverständnis der heutigen Stadt Leverkusen von Bedeutung sind.“
Marewski erlaubte sich im Pressegespräch vorab einen kleinen Seitenhieb gegen die Verwaltung. Er kritisierte, dass die Stadtverwaltung in Sachen Stadtjubiläum aus seiner Sicht noch nichts getan habe. Kulturell müsse man da etwas machen, so der Bürgermeister. Die Planungen dafür hätten schon vor eineinhalb Jahren starten müssen, wie beim OGV, den er für seine Arbeit ausdrücklich lobte.
Die Ausstellung in der Villa Römer ist noch bis zum 23. Februar zu sehen. Für den Februar plant der OGV dann noch eine eigene Festveranstaltung zum Thema.