Nächstes Jahr widmet sich der Geschichtsverein der Kommunalen Neugliederung, die vor fünf Dekaden eine Kreisstadt untergehen ließ.
StadtgeschichteWie Opladen die Eingemeindung nach Leverkusen verkraftet hat
Es gibt eine Opladen-Partei, es gibt ein Opladen-Kennzeichen, das sich sehr schnell verbreitete, nachdem es einmal erlaubt war. Und es gibt fortwährend Debatten, in denen säuberlich zwischen Opladen und Leverkusen unterschieden wird. Und die nicht geführt würden, wenn diese Stadt so homogen wäre wie sie heißt. Im Opladener Geschichtsverein findet die vielfach nicht gewünschte Zusammenlegung der ehemaligen Kreisstadt Opladen mit Alt-Leverkusen fünf Jahrzehnte danach sehr viel Aufmerksamkeit. Und weil es im kooperierenden Jülicher Geschichtsverein eine ähnliche Konstellation und ebenfalls weiterhin Diskussionen gibt – dort wurde ein ganzer Landkreis dem Nachbarn Düren einverleibt –, war das nächste große Ding schnell gefunden.
Weil die Sache nach wie vor im Schwange ist, werde die Ausstellung „50 Jahre Stadt Leverkusen - 50 Jahre Kommunale Neugliederung“ wohl „eher Fragen aufwerfen“ als endgültige Antworten geben, wie man es gemeinhin erwarte, kündigte am Mittwoch Michael Gutbier an. Der Vorsitzende des Opladener Geschichtsvereins, der selbstverständlich die gesamtstädtische Perspektive einnehme, auch wenn Opladen im Namen weiterhin vorne steht, möchte im Rahmen des Ausstellungsprojekts zur Neugliederung Leverkusenern und Opladenern auf den Zahn fühlen: „Wie weit ist die Neugliederung verarbeitet?“
An Zeitzeugen herrscht kein Mangel
Das geht gut, wegen der vielen Zeitzeugen. „Die Menschen leben ja noch, die das erlebt haben“, unterstrich in der Villa Römer Ernst Küchler. Der heutige OGV-Ehrenvorsitzende, frühere Oberbürgermeister und Bundestagsabgeordnete findet das Thema auch deshalb spannend, weil sich Leverkusen derzeit besonders stark verändere, sagte er. Die fortwährende Zellteilung im „Nukleus Bayer“, der zumindest die Stadt am Rhein erst hervorbrachte, habe ganz erhebliche Auswirkungen auf das Ganze. Auch wenn – mit Blick auf die Bundesliga-Tabelle derzeit wohl ganz besonders – der von Bayer maßgeblich geformte Fußballverein eine einende Wirkung habe, ganz sicher auch für Opladener.
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Natürlich wird für die Ausstellung, die Anfang September in der Villa Römer eröffnet wird, Material zusammengetragen. Aber „50 Jahre Stadt Leverkusen - 50 Jahre Kommunale Neugliederung“ scheint auch für die Idee zu stehen, Stadtgeschichte anders zu vermitteln. Schließlich ist kaum etwas besser geeignet, die Erfahrungen und Erlebnisse des Publikums zu nutzen als Ereignisse aus dem Umfeld.
Bürgerdialog wird überarbeitet
Um den Austausch zu verbessern und die Arbeit des OGV durchlässiger zu machen, wurden die Bürgerdialoge ins Leben gerufen. Deren Konzept soll im nächsten Herbst noch einmal überdacht werden, kündigte Gutbier an. Mit- und Publikumswirkung ist ein großes Thema in dem Verein, der zurzeit rund 190 Mitglieder zählt.
Die ersten beiden Monate des neuen Jahres werden aber noch einmal im Zeichen des von Gutbier so bezeichneten „Großprojekts“ stehen. „Stadträume“, das sich mit der Zwischenkriegszeit in acht Städten aus sechs Ländern befasst und sich mit rund 950.000 Euro Fördergeld auch finanziell in ungekannten Dimensionen bewegt, ist noch nicht zu Ende. Der Vortrag über den jahrelangen Briefwechsel zwischen Landrat Adolf Lucas und Bayer-Gestalter Carl Duisberg am Mittwoch, 3. Januar, um 18.30 Uhr markiert den Anfang. Für die Veranstaltung muss man nicht zwangsläufig in die Villa Römer kommen. Man kann ihn auch von daheim verfolgen, über Zoom. Den Link findet man auf der Internetseite des Opladener Geschichtsvereins. Das gilt auch für den Vortrag über Gesellschaft und Kultur zwischen den Weltkriegen in Leverkusen und Jülich.
Apropos 50 Jahre Kommunale Neugliederung: Eine offene Arbeitsgruppe zum Thema hat am Mittwoch ihre Arbeit aufgenommen. Zuwachs ist aber durchaus noch erwünscht, der Kontakt geht am einfachsten über eine E-Mail.