Seit der Brückenfreigabe fahren wieder ungleich mehr Lkw mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn – ohne Lärmschutz für Wiesdorf
Autobahn in LeverkusenJetzt machen die Lkw in Wiesdorf wieder Lärm
Die Leverkusener und Kölner Speditionen und die Unternehmen im Chempark muss man gar nicht fragen: Für sie ist die Freigabe der Leverkusener Brücke ein großer Schritt nach vorne, sie sparen sich viele unnötige Umwege und damit Kosten – und CO₂.
In Wiesdorf in Teilen der Kolonie II wird man dagegen für einige Zeit mit erheblichem Straßenlärm leben, denn seit Montag fahren nach vielen Jahren jetzt auch wieder eine Menge Lastwagen aus ganz Europa auf der A1 – vorerst aber ohne eine Lärmschutzwand. Lkw sind erheblich lauter als reiner PKW-Verkehr.
Nachdem die erste Brücke jetzt fertiggestellt worden ist, rückt die Autobahnbaustelle weiter ins Landesinnere in Richtung der Stelze vor. Eine Sprecherin der Autobahn GmbH schreibt: Entlang des Damms am Wasserturm soll die Lärmschutzwand in diesem Jahr kommen. Wann genau, teilt sie nicht mit.
Erst wenn die Wände stehen, sind die Roll-, Motor- und Windgeräusche der Autos und Lkw gedämpft. Die schallabsorbierenden Wände werden höher als die alten: Laut Plan sollen sie acht Meter über Fahrbahnniveau hinausreichen. Derzeit ist man dabei, auf der Wiesdorfer Seite des Autobahn-Damms Bohrpfähle als Fundamente für die neue Fahrbahn und die Lärmschutzwände niederzubringen.
Den Damm einfach durch Anschütten zu verbreitern, wäre wohl nicht haltbar. Die Autobahn wird insgesamt nach Süden ausgeweitet, also zur Dhünn hin. An der Stelle mit der größten Ausdehnung wird sie im Endausbau zu einer fast 70 Meter breiten Asphaltbahn werden (heute: maximal etwa 56 Meter). Die breiteste Stelle ist da, wo die Ein- und Ausfahrtstreifen von und zur A 59 angesetzt werden.
Messen könnte sich lohnen
Der Abschnitt am Wasserturm zwischen Brücke und Europaring gehört noch zum ersten Ausbau-Abschnitt, der wurde gemeinsam mit der Doppelbrücke komplett im ersten Planfeststellungsbeschluss 2016 genehmigt. Das Kreuz Leverkusen-West gehört auch dazu. Der Ausbau soll 2025 so weit abgeschlossen sein, dass auch auf den neuen Fahrbahnen und Brückenbauwerken die Lärmschutzwände stehen und wirken. Auch für die Brücke selbst gibt es auf der Wiesdorfer Seite erst Schallschutz, wenn die alte abgebrochen ist und die zweite Brücke steht.
Die Autobahn verläuft auf einem Damm, der etwa zehn Meter über das Niveau der Siedlung hinausreicht, also wie auf dem Tablett über Wiesdorf, das sorgt jetzt gerade für eine großflächige Lärmausbreitung. Auf dem Autobahnabschnitt gilt Tempo 80, für Lkw bedeutet das also freie Fahrt.
Wenn es jetzt in der Stadt zu laut wird, gäbe es ein zur Lärmreduzierung geeignetes, sehr einfaches Mittel: die Geschwindigkeitsreduktion auf dem Abschnitt ohne Lärmschutz. Bei mehr als Tempo 60 übertönen bei Lkw die Reifen-Rollgeräusche den Lärm der Motoren. Ob etwa an der Johannes-Wislicenus-Straße die Lärm-Grenzwerte für tagsüber von 59 dB(A) und nachts 49 dB(A) überschritten werden, könnte durch eine Messung ermittelt werden. Das ist nicht unwahrscheinlich, denn schon mit Lärmschutzwänden hatten weite Teile des Stadtteils eine hohe Lärmbelastung.
In Leverkusen hat es schon oft Tempolimits aus Gründen der Lärmminderung gegeben: Auf dem Europaring durfte man zum Beispiel bis 2015 noch 80 fahren. Auch auf dem Willy-Brandt-Ring durfte früher streckenweise schneller gefahren werden fahren als heute.
Allerdings hätte auf der Autobahn ein Tempolimit keinen Sinn ohne Kontrolle, denn schon jetzt ist zu beobachten, dass nach der Demontage der Radar-Blitzanlage auf der Brücke zunehmend aufs Gaspedal getreten wird: Die Zeiten einer sicheren Fahrt über die Brücke dank der Überwachung bei garantiert Tempo 60 sind erstmal vorbei.