Den jungen Leverkusener Schauspieler ist keine Herausforderung zu groß. Wir waren bei der Generalprobe dabei.
SchauspielJunges Theater Leverkusen bringt Stück zum NSU auf die Bühne
Das Junge Theater nimmt jede schauspielerische Herausforderung an – ob Komödie oder dokumentarische Stücke. Eine Herausforderung ist auch wieder ihr aktuelles Stück. Dieses Mal entschieden sich die jungen Theaterdarsteller für die Umsetzung einer Recherche zum nationalsozialistischem Untergrund (NSU) von Tuğsal Moğul namens „Auch Deutsche unter den Opfern – Ein NSU Rechercheprojekt“.
Von 2000 bis 2007 ermordeten die Mitglieder der neonazistischen, terroristischen Vereinigung zehn Menschen, neun Migranten mit griechischer, türkischer oder kurdische Herkunft und eine Polizistin. Die ermittelnden Beamten tappten lange Zeit im Dunkeln, es kam zu Sabotageakten bei den Ermittlungen, ein rechtsradikaler Hintergrund wurde weitgehend ausgeschlossen.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler setzen die Geschehnisse rund um den NSU-Komplex auf der Bühne in unterschiedlicher Art und Weise um. Zu Beginn ist die Bühne dunkel, alle neun Darsteller und Darstellerinnen betreten auf einmal die Bühne. Die Mädchen und Jungen greifen den Titel des Stücks auf und beginnen über ihre persönlichen Gedanken zu sprechen, die sie mit diesem verbinden: Wenn es Opfer gibt, muss es ja auch Täter geben, oder? Warum ist es so wichtig, dass auch Deutsche unter den Opfern waren? Was bedeutet überhaupt NSU?
Schließlich folgt an das Publikum: „Es erwartet Sie nicht unbedingt, was Sie erwarten – aber was erwarten Sie?“ Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler teilen nicht nur die Gedanken zum Titel des Stücks. Sie erzählen auch, was das Spielen mit ihren gemacht hat und was sie noch über den NSU wussten.
Nach dem emotionalen Einstieg geht es um die Fakten. Dafür wird eine Leinwand heruntergefahren und ein Kurzfilm über die Entdeckung des NSU gezeigt. Um den Zuschauern die Gewaltbereitschaft der Täter zu demonstrieren, verkörpert eine Schauspielerin das erste Opfer mit acht Einschusswunden. Auch die anderen Morde werden geschildert, dazu eine Rede der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel abgespielt.
Als es um das Verfassungsgericht geht, wird die Darstellung fast ironisch. Dabei arbeiten die Schauspieler und Schauspielerinnen mit Plakaten und Schildern, mit Gestik, Mimik und Körpereinsatz. „Es handelt sich um ein ernstes und auch absurdes Stück, aber alle Beteiligten fanden die Thematik wichtig und bedeutsam für die heutige Zeit, weshalb wir uns dafür entschieden haben, es aufzuführen“, erklärt Petra Clemens, die Regisseurin der Theatergruppe.
Das Ensemble besteht insgesamt aus neun Schauspielern und Schauspielerinnen, einige stehen zum ersten Mal auf der Bühne. Die meisten haben in ihrer Zukunft vor, eine staatliche Schauspielschule zu gehen. Im Juli tritt die Gruppe im Kulturausbesserungswerk, Kolberger Straße 95a, auf, da ihnen dort eine große Bühne zur Verfügung steht: 14. Juli und 15 Juli um 20 Uhr, 16. Juli um 18 Uhr. Am 4. August, 20 Uhr, führen sie das Stück an der Karlstraße 91 auf. Erwachsene zahlen zwölf Euro, Kinder und Studierende sechs.
Die Beteiligten
Das Ensemble: Hannah Braun, Sofia Freidmann, Maxi Remy, Oliver Krezdorn, Hanna Nagyn, Nicklas Didschun Bente Obrikat, Line Hünken, Fabiolla Strugalle.
Regie: Petra Clemens, Regieassistenz: Alana Lu Wendsche